Montag, 13. Februar 2023
"Unsere Freiheit muss geschützt werden. Leider auch mit Zäunen." Oder keine Identität ohne Grenzen
"Unsere Freiheit muss geschützt werden. Leider auch mit Zäunen." (Kath net 12.2.23)
Sind nicht Grenzen Begrenzungen unserer Freiheit. Ein kleiner Witz möge dies veranschaulichen. Moses spricht zu seinem Volke: „Eine gute und eine schlechte Nachricht habe ich für euch, die gute: Auf 10 Gebote handelte ich Gott runter, die schlechte: „Du sollst die Ehe nicht brechen!“ ist immer noch dabei.“ In diesem Witzlein erscheinen die Gebote Gottes als Einschränkungen unserer Freiheit, sodaß Moses froh darüber ist, diese Limitierungen auf 10 reduziert zu haben, aber diese eine Freiheitseinschränkung,die des Verbotes des Ehebruches ließ Gott sich nicht abhandeln.
Wer so über die Gesetze Gottes denkt, versteht unter der Freiheit die Willkür, machen zu dürfen was man will einfach weil man es will. Lebte jeder Mensch seine Freiheit so als Willkür, wäre ein soziales Miteinander nicht möglich,denn so dürfte jeder jeden ja morden, bestehlen und betrügen. Die Freiheit jedes Einzelne muß so als Willkür negiert werden durch die wechselseitige Anerkennung der Freiheit des jeweils Anderen. Man könnte das auch sich so vorstellen: Der Mensch gebraucht seine Freiheit vernünftig und überwindet so seine Neigung zur Willkürlichkeit.Freiheit wäre dann die vernünftig aufgehobene Willkürfreiheit. Sie wird das nur durch ihre Selbstbegrenzung, daß sie sich Grenzen setzt.
Die Welt würde in einem Willkürchaos untergehen, würden alle Staaten ihre Grenzen auflösen, sodaß jeder Mensch überall, wo er wünscht zu leben, auch leben dürfte. Selbst der Revolutionär Lenin schreibt als Kritik der Parole:“Nieder mit den Grenzen“: „Wir vertreten die Notwendigkeit des Staates, der Staat aber setzt Grenzen voraus.“ „Was heißt>fort mit den Grenzen?< Hier beginnt die Anarchie“. (zitiert nach Slavoj Zizek, Der neue Klassenkampf, 2020,S.99,Fußnote 2)
Die Anarchie ist aber der Tod der Freiheit.Wie eine Familie ihr Familienleben in ihrer Wohnung oder ihrem Haus sich gestaltet, so gestaltet sich ein Volk sein Eigenleben im Hause seines Staates. Beide Ordnungen, die der Familie wie die des Volkes können aber nur existieren durch ihre Grenzziehung zu einer Umwelt, die nicht ihre Familie, nicht ihr Volk ist. Eine Entgrenzung löste diese beiden Ordnungen auf. Die Freiheit, sein eigenes Familien- wie auch Volksleben selbst gestalten zu können, verlöre sich so.
Die Freiheit setzt ein Subjekt voraus, das sich zu sich und anderen frei verhalten kann. Aber jedes Subjekt ist nur ein bestimmtes, „Ich“, durch seine Differenz zu allen anderen. Löste sich diese Differenz auf, verschwänden alle Ich bewußten Subjekte in einem Einerleimeer, in dem kein Ich und kein Du mehr existierte. Nur durch eine gesetzte Grenze kann Ich als ein von allen anderen verschiedenes Subjekt sein. Aber diese durch Grenzziehungen konstituierte Identität ist wiederum die Voraussetzung der Freiheit, daß da ein Subjekt ist, das sich frei verhalten kann.
Für den politischen Raum heißt dies, daß es Staatsgrenzen geben muß, die auch gegen Auflösungsversuche zu verteidigen sind.
Zusatz: "Der Krieg ist der Vater aller Dinge und der König aller. Die einen macht er zu Göttern, die andern zu Menschen, die einen zu Sklaven, die andern zu Freien."
Heraklit Setzt man statt Krieg Differenz ergibt diese Aussage eine erstaunliche Qualität: Alles ist nur etwas Bestimmtes in seinen Differenzen zu allen anderen.
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