Freitag, 17. Februar 2023

Verdrängte Wahrheiten – was ein moderner Christ als „unvernünftig“ ablehnt

Verdrängte Wahrheiten – was ein moderner Christ als „unvernünftig“ ablehnt Naiv aufgeklärt könnte man sich das so vorstellen: Vormoderne Menschen glaubten, die Erde sei eine Scheibe, über die die Sonne auf- und unterginge, die noch keine Waschmaschienen besaßen und in Ermangelung des elektrischen Lichtes noch an dunkle Geister und das Böse glaubten. Leider ist auch die Bibel überfüllt mit so vormodernen voraufklärerischen Vorstellungen, daß die nun weggeleuchtet werden müssen durch das Licht der Aufklärung. Aber auch der Apostelfürst Paulus spricht von dem Licht als dem Medium,in dem wir etwas erkennen können, nur ganz anders: „Wenn unser Evangelium dennoch verhüllt ist, ist es nur denen verhüllt, die verlorengehen; denn der Gott dieser Welt hat das Denken der Ungläubigen verblendet.So strahlt ihnen der Glanz der Heilsbotschaft nicht auf,der Botschaft von der Herrlichkeit Christi, der Gottes Ebenbild ist.Wir verkünden nämlich nicht uns selbst,sondern Jesus Christus als den Herrn, uns aber als eure Knechte um Jesu willen.Denn Gott, der sprach: Aus Finsternis soll Licht aufleuchten, er ist es, der unsere Herzen erleuchtet hat ((hier übersetzt die Einheitsübersetzung nicht richtig:“er ist in unserem Herzen aufgeleuchtet),damit wir erleuchtet werden zur Erkenntnis des göttlichen Glanzes auf dem Antlitz Christi.“(2.Kor 4,3-6) Erkennen wird hier im Vorstellungsraum des Sehens erörtert. Nur im Licht ist für unsere Augen etwas sehbar. Unser Erkenntnisvermögen muß also erleuchtet werden, damit wir, kürzen wir es jetzt ab, das Evangelium als Wahrheit erkennen können.Sonst gleicht unser Denken dem Versuch, in völligster Finsternis etwas sehen und erkennen zu wollen. Unsere Herzen erleuchtet, das ist hier ernst zu nehmen: Das erleuchtende Licht ist kein äußerliches in uns hineinwirkendes sondern ein innerlich erleuchtendes. Damit wird das Wirken des Heiligen Geistes in uns in der Lichtmetaphorik expliziert. Das Evangelium als ein äußeres Wort kann so nur als die Wahrheit erkannt werden, wenn der Hörer oder Leser innerlich erleuchtet wird, sodaß er in diesem übernatürlichem Lichte das Evangelium als wahr sieht. Was ist aber nun mit den Ungläubigen. Der Gott dieser Welt habe das Denken von ihnen verblendet. Dies Verblenden bedeutet auf der Bildebene ein Zuviel an Licht, sodaß der Geblendete nichts mehr erkennen kann. Der Satan erweist sich hier wahrhaftig als Lucifer= der Lichtbringer, der nun mit seinem Licht verblendet. Dies evoziert nun die Frage: Ist der Unglaube eine Folge dieser Verblendung oder hält diese Verblendung den Menschen im Unglauben fest? Diese Frage ist nun sehr schwer beantwortbar.Wenn der Unglaube das Ergebnis dieser Verblendung wäre, präsumierte dies nicht, daß der Ungläubige eigentlich die Wahrheit hätte sehen können, wenn er nicht verblendet worden wäre? Aber Paulus schreibt hier doch, daß nur Erleuchtete die Wahrheit des Evangeliumes erkennen könnten. Die Dunkelheit unseres Denkens verhindere ja die Erkenntnis. Nur,woher stammt dann diese Dunkelheit?Zudem: Wozu bräuchte der Teufel unser Erkenntnisvermögen noch zu blenden, wenn es sowieso schon verdunkelt ist? Wer blendete schon einen Blinden, damit der nicht sehen kann? Vorbehaltlich einer besseren Einsicht schlage ich diese Deutung vor: Luzifer blendet so sehr, daß Menschen blind werden, also im Dunklen sitzend, völlig verblendet sind. Der Mensch soll die Wahrheit erkennen. Äußerlich steht sie ihm als Evangelium gegenüber. Aber wie kann er das als die Wahrheit erkennen? Paulus erweitert nun diese Vorstellung von dem einen Objekt, dem Evangelium und dem zur Erkenntnis bestimmten Subjekt, indem er den Teufel als auch Gott als weitere Akteure einführt.Der Satan verhindert durch sein verblendendes Licht die Erkenntnis, Gott ermöglicht die Erkenntnis durch sein erhellendes Licht. Der Mensch existiert so im Widerstreit zweier Lichtquellen. Damit stehen wir mitten in der Vorstellungswelt der Aufklärung, daß durch das vernünftige Denken der Moderne, durch das Licht der Vernunft die Dunkelheit des Mittelalters zu überwinden sei. Zu dieser aufzuhellenden Dunkelheit gehört dann in erster Linie die christliche Religion. Der große Revolutionsführer Robespierre wollte ja die christliche Religion durch die Verehrung der Göttin Vernunft subsistuieren. Ist dieses Aufklärungslicht nicht klar zu distinguieren von dem Licht, durch das uns Gott zur Erkenntnis der Wahrheit erleuchten will? Ob es gar mehr mit Luzifer gemein hat, als mit dem Licht des Heiligen Geistes? Oder anders gefragt: Warum soll der Glaube, daß die Welt ein Kampfplatz zwischen Gott und dem Teufel ist, widervernünftig sein? Wenn schon ein Philosoph erkannte, daß der Krieg der Vater aller Dinge sei, liegt es da so fern, in dem Widerstreit zwischen Gott und dem Teufel den Urgrund aller Kriege zu sehen? Zusatz:: Absurd ist doch die Vorstetellung,daß vor der Aufklärung noch nicht vernünnftig gedacht worden sei! Wie dachten denn dann Platon, Plotin, Aristoteles und die scholastosche Theologie, wenn sie nicht vernünftig dachten?

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