Mittwoch, 15. Februar 2023

Konstruktivismus und Glaube – ein Jesuit kämpft wider Gott und die Kirche

Konstruktivismus und Glaube – ein Jesuit kämpft wider Gott und die Kirche Wer sich genauer mit dem Denken dieses kürzlich verstorbenen Jesuiten Rupert Lay beschäftigen möchte, der sei auf dessen eigene Internetseite verwiesen, isb seinen zweiteiligen Vortrag zu diesem Thema und der dort einsehbaren Bücher. Ich beschränke mich auf eine Kurzzusammenfassung. Das wichtigste Anliegen sei die Förderung der Toleranz. Die Toleranz ließe sich zusammenfassen in der „Biophilie“, sein und das Leben der Anderen zu bejahen und zu fördern: Handle so, daß Du Dein und das Leben der Anderen förderst“ Die Nekrophilie bilde dann die Antithese dazu, daß intolerant etwas als für alle verbindlich präskripiert werde. Als Musterbeispiel einer solchen intoleranten Nekrophilie gilt ihm: „Wer glaubt und getauft ist, wird gerettet, wer nicht glaubt, wird verdammt.“ (Mk 16,16) Mit dieser Jesus in den Mund gelegten Aussage habe die Kirche ihre Mission legitimieren wollen, der dann zuerst Juden und dann Heiden zum Opfer fielen. Jesus dagegen habe die Liebe zu allen Menschen praktiziert, egal was sie glaubten. Die konstruktivistische Philosophie sei nun zu präferieren, weil sie besser als alle anderen zur Toleranz aufrufe. Es ist zwischen der „Wirklichkeit“ und der „Realität“ zu distinguieren. Die „Realität“ bedeutet dann die objektive Welt, das Ganze, während die „Wirklichkeit“ die durch den Menschen hervorgebrachten Weltanschauungen seién, „Konstrukte“, in der wir leben. Die „Realität“ sei für den Menschen nicht erkennbar, sondern er produziert die „Wirklichkeit“ als seine Sicht der Objektivität. Der Jesuit bevorzugt nun den individualistischen Konstruktivismus: Jeder Einzelne lebe so in seiner Eigenwirklichkeit; so viele Menschen es gäbe, so viele Wirklichkeiten existierten.Keine „Wirklichkeit“ könne so als „wahr“ angesehen werden. Ausnehmen muß dieser Jesuit davon nun triviale Aussagen, wie etwa: „Es regnet, da läuft ein Hund“, denn da läßt sich der Wahrheitsgehalt der Aussagen leicht verifizieren bzw falsifizieren. Aber Weltanschauungen seien nicht mehr verifizierbar. Diese Einsicht in den rein subjektiven Charakter der „Wirklichkeit“ erfordere nun die Toleranz jeder anderen subjektiven Wirklichkeit gegenüber. Auch jede Gottesvorstellung, jede Religion sei so ein Wirklichkeitskonstrukt, das nicht mit der „Realität“ verwechselt werden dürfe. Es kann keine absoluten Wahrheiten, bzw Wahrheitserkenntnisse geben. Darum ist für ihn das Lehramt der Kirche völlig inakzeptabel und Dogmen Ausgeburten der Intoleranz. Über Gott positiv etwas auszusagen, verfehle so immer die Realität Gottes, es können nur Gottesvorstellungen existieren, Gottesbilder, die aber nicht als Abbilder des realen Gottes anzusehen seien. Zu fragen sei deshalb nur: Welches Gottesbild sei glaubwürdig. Dabei wird verwiesen auf das Faktum, daß fast unser ganzes vermeintliche Wissen auf einem Glaubwürdighalten von bestimmten Quellen beruht. Was wir über Geschichtsereignisse wissen, wissen wir etwa, weil wir den Geschichtsbüchern vertrauen. Glaubwürdig sei so ein Gotteskonstrukt, wenn es eine biophile Lebensführung fördert, unglaubwürdig, wenn es nekrophile Tendenzen stütze.Auch die 4 Evangelientexte enthielten so nur Gotteskonstrukte, die auf ihre Glaubwürdigkeit zu überprüfen sei. Da Jesus in ihnen als die Nächstenliebe Praktizierender beschrieben würde und Gott als die Liebe sei dies glaubwürdig. „Ich will, daß Du bist, bzw daß Du wirst, was Du bist (von Deinen Anlagen her) , das sei die Quintessenz dieser Gottesvorstellung. Andere damit nicht vereinbare Gottesvorstellungen seien dann zu beseitigen, etwa die eines ur- und verurteilenden Gottes, denn Gott dürfe nur als die göttliche Liebe gedacht werden.Darauf sei das Gotteskonstrukt zu reduzieren. Einen als Person vorgestellten Gott könne es nicht geben, die Vorstellung eines dreifaltigen Gottes sei eine Absurdität und selbstverständlich war Jesus nicht der Sohn Gottes, der auch keine Wunder wirken konnte, außer weltimmanent erklärbaren. Das einzig Gewisse sei so der Aufruf zur Biophilie, vulgärer formuliert zur Humanität, das einzig Intolerable sei so die Intoleranz in der Autorität einer „erkannten“ absoluten Wahrheit. Aber eine solche Erkenntnis könne und man muß ergänzen, darf es auch nicht geben. Das soziale Leben muß sich so reduzieren auf ein Nebeneinanderherleben jedes Einzelnen in seiner „Welt“ mit den Anderen in ihrer „Welt“.Daß der Konstruktivismus auch eine soziale „Wirklichkeit“ kennt als ein Konstrukt eines Sozietät, die dann für alle Teilhaber einer Sozietät verbindlich wären, wird dabei weitestgehend ausgeblendet um der individuellen Freiheit willen. Was uns hier also präsentiert wird, ist nichts anderes als ein Exzeß der Ideologie des Liberalismus, der aber einräumt, daß diese Ideologie nicht realistisch ist, dem „Realen“ entspricht, sondern vorschlägt, wie wir uns eine „Wirklichkeit“ konstruieren können, damit in ihr möglichst viel an individueller Freiheit möglich sei.Gott reduziert sich dabei auf den Appell, die Freiheit jedes Menschen nicht nur zu respektieren sondern zu fördern. Der Glaube ist so der Glaube an diese individuelle Freiheit. Mit dem katholischen Glauben hat dieser Jesuit nun wirklich nichts mehr gemein. Aber er war bis zu seinem Lebensende ein Jesuit. Für dies Denken ist es selbstverständlich, daß Gott sich nicht offenbaren kann, er so nicht erkennbar ist, sodaß stattdessen Gottesvorstellungen zu konstruieren sind, wobei dann die nützlichere den anderen gegenüber vorzuziehen sei.

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