Sonntag, 5. Februar 2023
„Dogmen und Normen sind historisch bedingt also revidierbar“ oder daß alles nicht nur in der Kirche veränderbar íst
„Dogmen und Normen sind historisch bedingt also revidierbar“
So faßt der Theologe Menke das Anliegen der synodalen Mehrheit des Synodalen Weges zusammen. (Hubert Gindert, „Es geht um den Glauben an Jesus als den Christus“, in: „Der Fels“, Februar 2023, S.52f)
„Die Wurzel der Spaltung ist die Abschottung angeblich verbindlicher Wahrheiten gegen die Ergebnisse der historischen und empirischen Wissenschaften und gegen den argumentativen Diskurs einer demokratisch organisierten Gesellschaft. So lange das Lehramt den Anspruch erhebt,bestimmte Entscheidungen als unfehlbar und irreversibel zu bezeichnen, ist die katholische Kirche noch immer nicht in der Moderne angekommen.“ (S.52)
Das sei nicht nur der Kerngedanke des „Theologen“ Striet sondern fundiere auch das Konzept des Synodalen Irrweges. Wer stellt denn nun fest, daß alle Dogmen und Normen, die die Kirche lehrt, historisch bedingt und so revidierbar sind? Offenkundig muß das selbst eine Erkenntnisquelle sein, die nicht historisch bedingte Erkenntnisse hervorbringt, sondern Aussagen, die wahr sind im Kontrast zur Kirche. Als mögliche Kandidaten für so wahre Erkenntnisse verweist dieser Text nun auf die historischen und empirischen Wissenschaften unter der Ausklammerung des selbstkritischen Bewußtseins dieser Wissensschaften über ihre eigene Zeitbedingtheit.
Dann wird noch der argumentative Diskurs in Stellung gebracht wider die Lehre der Kirche. Nur, wann wurde denn je in der Theologie nicht argumentiert? Es existiert nun aber eine gewisse Spannung zwischen der Vorstellung der Argumentes in einem Diskurs und der Vorstellung eines demokratisch organisierten Entschei-dungsprozesses. Zur Veranschaulichung: Welche Personen entscheiden wie über die Frage, ob ein Patient operiert werden soll oder nicht? Wären 2 oder 3 Ärzte für die mögliche Operation zuständig, würden die wohl nach dem Austausch aller Argumente die Entscheidung treffen, aber nur sie und nicht alle an einer OP Beteiligten. Es kann auch undemokratisch den Argumenten eines Chefarztes mehr Gewicht zugebilligt werden als dem noch unerfahrenen Jungarzt. Ginge es aber rein demokratisch zu, zählten am Ende nur die Mehrheit der Voten der Diskutanten.
Mit dem „argumentativen Diskurs einer demokratisch organisierten Gesellschaft“ wird aber faktisch etwas ganz anderes gemeint sein,nämlich die in den Medien publizierten Meinungen über alles Mögliche. Eine Gesellschaft kann nicht demokratisch argumentieren, sondern Repräsentanten der Gesellschaft diskutieren im Namen der Gesellschaft.Diese Repräsentanten sind dann isb die Parlamentarier und dann der öffentliche Diskurs der Medien. Das Volk, die Gesellschaft fungiert dann nur noch als der Adressat dieser Diskurse in den Parlamenten und den Medien. Auf den Punkt gebracht heißt das, daß die Lehren der Kirche nicht im Einklang sich befinden mit den vorherrschenden Meinungen, die im veröffentlichten Diskurs publiziert werden. Die Kirche habe keinen guten Ruf in den Medien und darum müsse sie sich ändern.
Bischof Voderholzer verträte dem gegenüber das katholische „Freiheits - und Wahrheitsverständnis“ (S.53): „dass der menschlichen Vernunft eine Wirklichkeit, und im Falle des christlichen Glaubens, eine göttliche Offenbarung gegenübersteht, die zu entsprechen, der zu antworten die menschliche Freiheit nicht aufhebt, sondern erst zu sich bringt.“
Jedes wissenschaftliche Denken ist auf Gegenstände, Sachverhalte ausgerichtet, denen es gerecht werden soll. Dies Verhältnis muß nun aber näher bestimmt werden: Der Geschichtswissenschaft liegen nicht einfach geschichtliche Ereignisse vor, die sie dann zu begreifen hat, sondern was überhaupt ein geschichtliches Ereignis ist, das bringt diese Wissenschaft selbst erst hervor durch ihre Definition des geschichtlichen Ereignisses. Nur ist dies keine creatio ex nihilo, sondern Materialien sind dem Definitionsakt vorausgehend, sodaß dann in der Vielzahl der Materialien bestimmte als Geschichtsereignisse recogniziert werden können, also unter diesem Begriff subsumierbar sind. Das ist das heteronome Element des wissenschaftlichen Denkens. Die göttliche Offenbarung ist so das heteronome Element für das theologische Denken. Würde jetzt jeder Heteronomie als nicht mit der Freiheit Kompatibles abgelehnt werden, dann dürfte eine auf einer Offenbarung sich fundierende Theologie nicht geben. Die Theologie müßte stattdessen Gott selbst vernünftig denkend erschaffen, ohne daß sie dann sagen könnte, mit welchem Recht dieser so konstruierte Gott auch ein wirklicher Gott sei.
Genau das scheint aber das Anliegen des theologischen Modernismus zu sein: Der Gott der Offenbarung, so wie die Kirche ihn dann lehrt, paßt nicht in die Moderne und darum soll er durch einen neuen Gott für die Moderne substituiert werden. Nicht mehr die Offenbarung sondern unser Wunschdenken: Wie hätten wir denn gern unseren Gott?, soll die Substanz der zeitgenössischen Theologie bilden.Im Hintergrund steht so die Frage, ob der Mensch erst dann frei ist, wenn er in einer Wirklichkeit existiert, die er ganz allein aus sich heraus erschaffen hat und somit alles Fremde in ihm Eigenes transformiert.
Wenn jede Erkennttnis historisch bedingt und somit als revirdierbar zu gelten hat, dann muß das auch für diese Erkenntnis der historischen Bedingtheit alles Erkennens gelten, denn sonst wäre diese Erkenntnis selbst nicht historisch bedingt.
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