Mittwoch, 14. Februar 2024

Warum man in der Kirche nicht mehr weiß,was das „Fasten“ ist?

 

Warum man in der Kirche nicht mehr weiß,was das „Fasten“ ist?


In der religiösen Praxis ist das Fasten scheinbar eine solch selbstverständliche Handlung, daß sie nicht reflektiert wird, sondern nur über das Wie gesprochen wird. Nur,wird in unserer Zeit denn noch gewußt, was das Fasten ist? Der theologische Gehalt ist nämlich so komplex, daß es schon befremdlich wäre,kennten ihn heutige Christen noch. Das Buch Jona expliziert nun die Bedeutung des Fastens. Einem aufmerksamen Leser erschlösse sich daraus dann aber auch die Bedeutung des Fastens, verhinderten nicht theologische Vorurteile das Verstehen dieses Textes.

Der Prophet Jona wird von Gott beauftragt, der Stadt Ninive das Gericht Gottes über sie anzukündigen ob ihrer Sünden. In 40 Tagen wird Gott Gericht halten. Bei dem Sündigen muß es sich um ein öffentliches, von allen mitgetragenes Sündigen handeln, da die Privatsünden Gott an dem Einzelnen bestraft,aber kollektive an der Gemeinschaft, die dafür verantwortlich ist. Wer einen Menschen ermordet, begeht eine Privatsünde, wenn in Deutschland jährlich mit einer staatlichen Erlaubnis 100.000 Kinder im Mutterleibe getötet werden, ist das dagegen eine öffentliche, kollektive Sünde. Gott wollte also Ninives Kollektivsünde strafen.

Da sagten die Einwohner der Stadt: Wenn wir nun Buße leisten und dazu gehört dann das Fasten als ein Teilelement, dann wird Gott vielleicht auf sein Strafen verzichten.Irritierend ist nun, daß Gott selbst nicht predigen ließ: „Ich werde Euch strafen, aber wenn ihr Buße leistet und Euch abkehrt von Euren Sünden,dann werde ich auf mein Gericht verzichten.“ Die Einwohner hatten aber erkannt, daß die einzige Möglichkeit für sie, dem Gericht Gottes zu entkommen, Büßen ist, hoffend, daß Gott ob des Bußfastens dann auf sein Gericht verzichtet. Der theologische Gedanke dabei ist, daß Gott als gerechter straft, daß er aber als gnädiger bereit ist,um eines Bußfastens und der Abkehr von den bösen Werken auf sein Strafgericht zu verzichten. Das Bußfasten ist dann ein Akt einer Selbstbestrafung, damit Gott dann auf sein Strafen verzichten kann. Als gnädig erweist sich Gott dabei,indem er im Verhältnis zu der Quantität der Strafe, eine kleine Selbstbestrafung anerkennt als einen Ersatz für die eigentlich zu erfolgen habende Strafe, aber als gerechter Gott verzichtet er nicht gänzlich auf eine Strafe.

Wer fastet, tut sich so selbst nichts Gutes, nein der Fastende verzichtet auf etwas ihm gut Tuendes. Es soll nämlich eine von ihm selbst auferlegte Strafe sein. Davon ist nun zu distinguieren die Abkehr von den bösen und die Umkehr zu den guten Werken. Dabei darf nun „gut“ und „böse“ nicht utilataristisch interpretiert werden, als wenn das „Böse“ ein mir Schaden und das „Gute“ ein mir Nützen wäre. Gibt wer ein Almosen,so schadet er damit seiner Kaufkraft,hilft aber dem Armen. Nicht ist dabei aber gemeint: „Helfe, damit dann Dir, wenn Du in eine Notlage gerätst, auch geholfen werden wird, also ein utilataristisches Verständnis der Ethik . Das ist eben das Verständnis von der Solidarität,die so auch populärer ist als die zu praktizierende Nächstenliebe. Wer also auf ungesunde Nahrung verzichtet, fastet nicht. Zudem, wenn das Fasten auf dem Verzicht von mir Schadendem bestünde, warum darf dann an keinem der Sonntage in der Fastenzeit gefastet werden, ja am Ostersonntag zu fasten gar eine Sünde sein? Auf etwas mir Schadendes zu verzichten, kann aber nie eine Sünde sein!

Es ist nun klar geworden,warum in der heutigen Kirche das Fasten nicht mehr verstehbar sein kann. An dem heutigen weichgespülten Gott scheitert das Fasten nämlich notwendig: Erstens straft der moderne Gott nicht mehr,und zweitens wünscht er nur, daß wir aufhören, uns selbst zu schaden. Jesus Christus ist ja auch nicht mehr für unsere Sünden gestorben, das ist, daß er die uns geltende Strafe Gottes auf sich nahm,sondern...hier wird die moderne Theologie konfus, weil irgendeine Bedeutung soll das Kreuz Christi ja noch haben, nur nicht die, die es hat. (Vgl dazu: Anselm von Canterbury: Warum Gott Mensch wurde)

So transformiert sich das Fasten auf ein Sich-was-Gutes Tuen und ein Verzichten auf Selbstschädigendes. Der Gipfel der Perversion des religiösen Fastens ist ein Fastens für eine bessere Figur. Aber all solche Verkehrungen des religiösen Fastens gründen sich in dem modernisierten Gottesverständnis, das die ganze Religion ruiniert. 

Merke:Das moderne Gottesverständnis ist nicht das  Resultat  vertiefter Gotteserkenntnis sondern das Produkt der Umformug Gottes nach unseren Wünschen.  Das ist die Wohlfühltheologie.

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