Donnerstag, 29. Februar 2024

Verdrängte Wahrheiten: Es gab einmal eine „gesunde Lehre“ (Titus,2,1)

 

Verdrängte Wahrheiten: Es gab einmal eine „gesunde Lehre“ (Titus,2,1)



Am folgenden Sabbat ging Jesus in die Synagoge und lehrte“, so steht es geschrieben über Jesu Tätigkeit, daß er in erster Linie lehrte. Paulus ermahnt dann den Bischof Titus: „Du aber verkünde, was der gesunden Lehre entspricht!“,(2,1). Der Begriff der „gesunden Lehre“ ist nun ein komplexer,bedeutet er doch einerseits, daß die Lehre „gesund“ ist im Sinne von heil und vollständig, es mangelt ihr nichts und bedeutet er, daß die Lehre gesund machend ist. „Lehre“, das meint mehr als nur eine Reihe von wahren Aussagen, das bedeutet vielmehr ein System von Aussagen, die ein Ganzes bilden, die in sich kohärent und sich nicht untereinander widersprechend sind.Diese Lehre, von der hier der Apostelfürst Paulus schreibt,ist eine wahre Lehre, ja sie expliziert die Wahrheit, von der der Sohn Gottes sagt,daß er die Wahrheit sei.

Wer nun in den Anhang: „Ausgewählte Namen und Begriffe“ der „Einheitsübersetzung“ nachschlägt, findet dort aber den Begriff: “Lehre“ nicht aufgeführt und das trotz des beachtlichen Umfanges dieses Appendix.Aber Jesu Berufstätigkeit war doch die des Lehrens und demzufolge lehrte er seine Lehre. Seine Schüler unterrichtete er, auch wenn in den Übersetzungen ins Deutsche leider verunklarend mit „Jüngern“ über- ich würde lieber ver-setzt wird, schreiben. Im Markusevangelium heißt es dann ausdrücklich: Die Hörer waren erstaunt „über doctrina ejus“. Die Vulgata übersetzt angemessen mit:“doctrina“. Paulus kann gar in seinem Römerbrief schreiben:“Gott aber sei Dank; denn ihr wart Sklaven der Sünde,seid jedoch von Herzen der Lehre gehorsam geworden,an die ihr übergeben wurdet.“ (Röm 6,17)

Wo ist denn nun diese „gesunde Lehre“ geblieben? Sie scheint der Kirche abhandengekommen zu sein! Als Surrogate wird uns stattdessen ein Jesus in der Begrifflichkeit der Philosophie des Personalismus offeriert: Es käme allein auf die „Begegnung“ mit Jesus an, einer „persönlichen“, in der ich mich als so wie ich bin angenommen, bejaht „erfahre“. Von einer Erkenntnis, von Wahrheit, von Wahrheiten, die dann gar in Aussagesätzen ausformulierbar wären, zu einer Lehre gar systematisierbar, ist dann keine Rede mehr. Jesus war einfach ein für „personale Begegnungen“ Offener, der dann nicht lehrte, noch belehrte sondern unmittelbar die Liebe Gottes zu uns erlebbar, erfahrbar machte. So solle dann auch die Nachfolge Jesu sich gestalten:In der Aufgeschlossenheit zu jedermann,in den Begegnungen Gottes Ja erfahrbar machend, nur ja nicht wen lehren oder gar belehren wollen! „Lehre“,da assoziiert man doch ein System von Aussagen, die Wahrheit für sich beanspruchen, ein zusammenhängendes Ganzes, in dem doch das Einzige, was zählt, die Person Jesus,die Begegnung mit ihm nicht mehr ist.

Eigentlich dürfte es gar keine Lehre geben und Jesus hätte wirklich nicht lehren sollen sondern nur gut zu allen sein zu haben.

Im Zentrum der christlichen Religion steht aber nicht einfach die Persönlichkeit Jesu, sondern die Aussage:Jesus ist der Christus, der Sohn Gottes. Diese Aussage will nun auch verstanden werden, damit sie dann auch bekannt werden kann.Die Explikation dieser Aussage bildet dann das Zentrum der Lehre, der „gesunden Lehre“, die so etwas qualitativ Verschiedenes sein von einer bloßen Ansammlung von religiösen Vorstellungen. Die Wahrheit wird für uns nämlich erst zur Wahrheit, wenn sie als eine Lehre systematisch entfaltet wird, die das Ganze umfaßt. Auf die „gesunde Lehre“ zu verzichten,heißt so,auf Jesus Christus zu verzichten,ihn zu ersetzen durch ein Phantasmata namens Jesus, der dann einfach nur mal lieb zu jedem war- wenn er nicht politisch „rechts“ war! Jesus wird dann zu einer bloßen Projektionsfläche, in der die jeweiligen Idealvorstellungen hineinprojiziert werden können, nachdem man ihn entdogmatisiert hat,das ist aus der „gesunden Lehre“ herausabstrahiert hat, isb durch das Denken in der personalistischen Begrifflichkeit.

Corollarium 1:

Seit dem Ende der idealistischen Phillosophie  mit der Auflösung der Philosophie Hegels gilt das "System" als etwas Negatives, die Philosophie will das Ganze nicht mehr in der Form eines Systemes explizieren, das fragmentarische Denken käme der Wirklichkeit näher. Aber das signalisiert auch die Aufgabe, das, was Wahrheit ist, darzulegen.  

Corollarium 2

Keine Negligität ist so die Bevorzugung von "Erfahrung", der Erkenntnis gegenüber.So bietet die Einheitsübersetzung statt "die Erkenntnis des Heiles" die "Erfahrung des Heils" (LK 1,77)als Übersetzung. Der  Begriff der "Erfahrung" setzt aus sich heraus die Option der Relativierung des Erfahrenen: So erfuhr ich das, du aber eben anders. Der Begriff der Erkenntnis insistiert dagegen auf das objektive Wahrsein des Erkannten. In Zeiten des Relativismuses in allen religiösen Dingen paßt so der Begriff der Erfahrung besser als der der Erkenntis.



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