Ist der Religionsunterricht in Bayern faktisch schon abgeschafft oder was ist denn aus ihm geworden?
Angesichts der miserablen Schulleistungen auch der Schüler Bayerns,wurde im Kabinett erwogen, den Religionsunterricht zu Gunsten der relevanteren Fächer: Deutsch und Mathematik zu kürzen, aber die CSU verhinderte diese Kürzung. (Vgl:“Tagespost“vom 7.2.2024: „Ist das Reli oder kann das weg?Religionsunterricht ist wichtig, aber nur, wenn er nicht zur reinen Sozialkunde verkommt.“)Ja,in Bayern regiert halt noch eine C-Partei,der gar eine Nähe zur Katholischen Kirche nachgesagt wird. Wie lautete nun die Begründung für die Nichtkürzung des schulischen Religionsunterrichtes: Es ginge im RU um die Wertevermittelung!
Der Vorsitzende des Diözesanrates Herr Schalk erklärt das so: „Im Religionsunterricht werde „Solidarität eingeübt, Verantwortung ‚trainiert‘ und Gemeinsinn vermittelt“. Die Bedeutung dieser Fertigkeiten stellte Schalk in den Kontext einer allgemeinen Einschätzung zum Zustand der Gesellschaft: „Der Zusammenhalt unserer Gesellschaft wird zunehmend gefährdet, die Zustimmung zu extremen und demokratiegefährdenden Positionen nimmt zu.“
Das klingt doch nun aber nach einer Zielvorgabe für eine Staatsbürgerkunde, wie der Staatsbürger sich in einem demokratisch regierten Land zu verstehen und zu verhalten habe. Er habe die Staatsordnung zu bejahen und Kritik abzulehnen, wenn diese grundsätzlich demokratiekritisch= demokratiegefährdend ausfiele. Wer sich auch nur ein wenig im aktuellen politischen Diskurs auskennt, weiß, daß die AfD in erster Linie damit gemeint ist, daß sie demokratiefeindlich sei. „Der Zusammenhalt unserer Gesellschaft“ bedeutet dann nichts anderes, daß alle anständigen Bürger sich gegen Rechts zusammenzuschließen haben, sodaß ihr Nein zu allem, was Rechts ist, diese zu einer Gemeinschaft zusammenschweißen soll.
An Tugenden vermittele dann der RU „Solidarität“, „Verantwortung“ und „Gemeinsinn“. Daß sind Lernziele, die in der einstigen DDR problemlos so auch bejaht werden konnten, ja die antifaschistische Ausrichtung, konkreter der Kampf gegen Rechts, wäre sogar als besonders lobenswert erschienen: So ein RU - Unterricht hätte der damaligen SED sehr gefallen.
Aber wo findet sich da auch nur irgendetwas Christliches oder gar Katholisches? Es muß betont werden, daß diese Zielvorgaben des RU nicht von der Staatsregierung stammt, sondern von einem gewichtigen Kirchenvertreter selbst! Für Herrn Schalk ist der RU nichts anderes als ein Staatsbürgerkundeunterricht mit einer klaren Focussierung auf den politischen Staatsfeind, daß die Schüler im RU sozusagen immunisiert werden sollen gegen rechtes Gedankengut! Herr Schalk ist aber „Vorsitzende des Diözesanrates“und kein offizieller Regierungspropagandist. Aber in München versteht sich die Katholische Kirche wohl als ein Regierungshilfsverein zur Beweihräucherung des besten Staates, den wir je hatten und als ein Kampfverband wider alles Oppositionelle.
Eine „Sozialkunde“ist das aber nicht, denn so bezeichnet verfehlt diese Subsumption die klare politische Ausrichtung des RU, die Schüler zu guten staatssytembejahenden Bürgern zu erziehen, die um den zu bekämpfenden Feind wissen.
Zusatz:
Naiv ist die Vorstellung, die bürgerliche Gesellschaft verfüge über einen Zusammenhalt, denn sie ist ein Komplex verschiedenartigster Widersprüche,der zwischen den Arbeitgebern und den Arbeitnehmern, den Produzenten und den Konsumenten usw. Politisch soll nun erst ein Zusammenhalt erstellt werden durch die Proklamation eines gemeinsamen Feindes: Man spaltet so die Gesellschaft in die Anständigen (man denke an den Auruf des Bundeskanzlers Schröders zum Aufstand der Anständigen gegen die unanständigen Deutschen)und die Nichtanständigen, um so einen Zusammenhalt zu produzieren, der nur durch solch einen Ausschluß die inneren Widersprüche überkleistern kann zum Zusammenhalt der anständigen Gutmenschen. Dazu soll der RU-Unterricht die Schüler erziehen.
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