Eine unzeitgemäße Betrachtung: Die Titanic und die Welt- über Rettungsbote
Ein Prophet tritt auf, auf der Titanic: „In Kürze wird dieses Schiff untergehen, und nur wer dann in einem Rettungsboot einen Platz hat, wird gerettet werden.“ Es braucht keiner hellseherischen Begabung, um prognostizieren zu können, daß diese Botschaft wenig Glauben finden wird, zu sicher ist man sich auf diesem doch unsinkbarem Schiffe. Aber als Prophet verkündete Jesus Christus genau dies: Die Welt, der alte Äon werden untergehen.Aber er selbst erbaut nun eine neue Arche Noah,die des Noah war ja die Vorabbildung dieser Arche,und wer in ihr ist, wird gerettet, wenn die Welt untergehen wird. Aber wie kann man einen Platz in diesem Rettungsboot erlangen, wenn Gott allein die Rettungsplätze vergibt? Darauf gibt Jesus uns die Antwort,nicht nur in der Bergpredigt.
Im 1.Johannesbrief (2,15)stößt ein zeitgenössischer Bibelleser nun auf ihm Unzumutbares: „Liebt nicht die Welt und was in der Welt ist! Wer die Welt liebt, hat die Liebe zum Vater nicht.“ Wenn hier von der „Welt“ geschrieben wird, dann ist damit genau die Welt gemeint, die Gott zum Untergang bestimmt hat. Denn vom „Tag Gottes“, wenn er kommen wird,die Welt zu richten, heißt es im 2.Petrusbrief: „An jenem Tage wird sich der Himmel im Feuer auflösen,und die Elemente werden im Brand zerschmelzen.“ (3,12).
Der Sohn Gottes predigt also den Weltuntergang und die neue Arche, die Kirche, in der die Rettung aus diesem Untergang ist. Er predigt also kein Programm zur Verbesserung des Lebens auf der Titanic.
Davila bemerkt dazu treffend: „Ich ziehe den skandalösen Wundertäter der Evangelien dem Professor für soziale Ethik vor, den der moderne Klerus ersonnen hat.“ („Es genügt,dass die Schönheit unseren Überdruss streift...Aphorismen,2017,S.112.)
Wie konnte es denn nun zu dieser Transformation der Verkündigung Jesu in eine Sozialethik kommen? Die simpelste Antwort lautet: Die Titanic ging nicht unter. Da fing die Theologie an zu eruieren, ob und wie Jesu Predigten und Tuen Elemente enthielte, die zu einer Verbesserung des Lebens auf der Titanic nutzbar zu machen seien. Widersprächen die 3 oder 4 Klassen der Passagiere der Titanic nicht der Liebe Gottes zu allen Menschen, sind nicht die Arbeitsbedingungen des Schiffspersonales zu verbessern und könnte nicht das ganze Schiffsleben gerechter und schöner für alle gestaltet werden?
Der Apostelfürst Paulus zitiert Gott: „Mein ist die Rache“ (Röm 12,19) und konnte damit für einen Gewaltverzicht ganz im Geiste des Urchristentumes plädieren, weil er auf Gottes baldiges Strafgericht vertraute, aber wenn daraus ein friedenspolitisches Programm gemacht wird, durch einen Verzicht auf militärische Gewalt die Welt friedlicher zu machen, dann verkennt man völlig die Intention dieses Gewaltverzichtes. Für Paulus ist ganz im Sinne Jesu Christi die Gegenüberstellung des Alten mit dem Neuen Äon das Wesentliche. Diese Antithetik kann er aber nun auch ganz anders ausformulieren: Wir Christen, „die nicht auf das Sichtbare starren,sondern nach dem Unsichtbaren ausblicken, denn das Sichtbare ist vergänglich,das Unsichtbare ist ewig.“ (2.Kor 4,18). Der Antithetik auf der Zeitachse: Alter und Neuer Äon korreliert der Antithetik auf der Raumachse von der sichtbaren vergänglichen Welt hier unten und der unsichtbaren ewigen oben.Immer wird etwas Vergängliches und zu seinem Untergang Bestimmtes dem Unvergänglich-Ewigem entgegengestellt verbunden mit der Frage: Wie können wir aus dem Vergänglichen in das Ewige kommen? Bildlich formuliert: Wenn die Titanic untergehen wird,wie kommen wir dann in die uns rettende neue Arche Noahs?
Aber inzwischen hat sich die Kirche so in diese Welt, in den Alten Äon beheimatet und lebt so sehr im und aus dem Sichtbaren, daß ihr zu der wichtigste Aufgabe die der Gestaltung des Lebens auf der Titanic geworden ist. Dann kann Jesus nur noch ein Lebenstherapeut und Sozialethiker sein.Seine Reich Gottes Verkündigung mutiert dann zu einem Appell zur Humanisierung des Schiffslebens für alle. Diese Liebe zur Welt macht dann die Kirche als die wahre Arche Noah völlig überflüssig, sodaß sich die Kirche zu einem wenn möglich nützlichen Subsystem der Gesellschaft transformiert. Sie verweltlicht sich.
In dem Nein der Kirche zur Liebe zur Welt steckt so auch ein recht vernpünftiger philosophischer Gedanke: Wer liebt, was zum Untergang bestimmt ist, was vergänglich ist, wird in dieser Liebe notwendig auch selbst untergehen, ganz anders der, der das Ewige, Unvergängliche liebt, denn in dieser Liebe wird er dann selbst ewig leben durch diese Verbindung mit dem ewig Lebenden.
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