Sonntag, 2. Juni 2024

Ein völlig inakzeptaber Gedanke über die Hölle, weil er das Gutsein des Menschen verkennt

Ein völlig inakzeptaber Gedanke über die Hölle, weil er das Gutsein des Menschen verkennt


Die Hölle ist der Ort,an dem der Mensch all seine Vorhaben verwirklicht sieht“ urteilt Nicolas Gomez Davila („Es genügt, dass die Schönheit unseren Überdruss streift...Aphorismen, 2017, S.61) Das meint, weil dieser Ort der der Verwirklichung aller menschlichen Vorhaben ist, ist dieser Verwirklichungsort als „die Hölle“ zu qualifizieren. Das widerstreitet nun offenkundig dem Glauben der Aufklärung und der Moderne, daß der Mensch von Grund auf gut sei oder doch zum Guten geneigt sei, aber dann korrimpiere ihn die Gesellschaft irgendwie, sodaß er nicht so lebt, wie er leben wollte, könnte er nur seine guten Anlagen realisieren. Das Reich der Natur, des Natürlichen, in dem sei doch alles gut und dazu gehöre doch auch der Mensch zumindest in seiner Natürlichkeit. Er könne so doch eigentlich nur gute Vorhaben sein Eigen nennen, sofern ihm nicht seine gute Natur irgendwie korrumpiert worden sei. Ja die Macht korrumpiere den Menschen, das ist ja auch die Kernaussage der Romantriologie: „Der Herr der Ringe“ Tolkiens, daß der eine Machtring zu zertören sei, da er, wer ihn immer auch besäße, auch wenn er dessen Macht nur zum Guten verwenden möchte, den zum Bösen verderben würde.

Aber der Radicalaufklärer de Sade urteilt hier ganz anders: Nur der Machtmensch könne so leben, wie er es wirklich möchte, denn solange er anderen subordimiert ist, müsse er ja sein Wollen und Tuen von dem ihm Vorgesetzten sich bestimmen lassen.Der soziale Kontext humanisiert den Menschen, sodaß er sein ihm eigenes Begehren und Wünschen als sozial verwerflich gebrandtmarkt verdrängen müßte. Davila rekuriert hier also nicht auf die im öffentlichen Diskurs geäußerten Wünsche, sondern auf das dahinter verborgene und sich verbergene Begehren.

Nietzsches Beispiel könnte diesen Gedankengang erhellen: Weil es gute Gründe für einen Krieg gibt, wird er dann auch geführt, aber tatsächlich findet der Wille zum Kriege dann auch Gründe zur Rechtfertigung des Krieges.Nur im reflektierenden Bewußtsein erscheint uns das Sekundäre, die Kriegsgründe als das Ursprüngliche. Davila mutet uns so zu, unserem eigenen: Wir wollen doch immer nur das Gute, nur es läßt sich halt nicht immer realisieren, zu mißtrauen. Die Geschichte der Menschheit, angefangen habend mit einem Brudermord bis zum heutigen Tage scheinen doch zumindest dem Anscheine nach de Sade und Davila mehr recht zu geben als allen humanitaristischen Aufklärern. Als die Vernunft der Aufklärung praktisch wurde, war das die Epoche der Guillotine, als endlich der Mensch befreit von der Herrschaft der Vorurteile und Kirchendogmen sich befreit hatte. „Die Reaktionäre rekurrieren sich aus den ersten Reihe der Zuschauer bei einer Revolution.“ (Davila, S.147). Davilas Aphorismus ist nun keine Anthropologie, kann und will sie auch nicht ersetzen aber dieser Aphorismus ist ein Warnschild, nicht zu gutmütig blauäugig vom Menschen zu denken.






 

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