„Wann kommt das Zweite Vatikanische Konzil auf den TÜV-Prüfstand?
So frägt Kath info am 28.6.2024 und man kann schwerlich die Berechtigung dieser kritischen Anfrage in Frage stellen. 3 mögliche Antworten sind darauf gebbar. Die erste: Unabhängig vom 2.Vaticanum hätte sich der Niedergang der Kirche ereignet, die zweite: Trotz des 2.Vaticanumes hätte sich der Niedergang der Kirche ereignet, und die dritte mögliche Antwort:Wegen des 2.Vaticanumes hätte sich der Niedergang der Kirche ereignet.
Nun könnte noch differenziert werden zwischen den Texten des 2.Vaticanumes und seiner Deutung und Wirkungsgeschichte, daß etwa nicht die Texte selbst sondern ihre Deutung das die Gegenwart Ausmachende sei,Das würde die zweite und dritte Antwort etwa so modifizieren: Die Texte des 2.Vaticanumes waren gut, aber ihre Deutung, also konkreter ihre conservative oder ihre progressive Deutung habe dann den Niedergang herbeigeführt. Die Progressiven urteilten dann, daß gerade eine conservative Auslegung den Niedergang bewirkt habe, der aber verhindert hätte können, wenn das den Texten des Konziles innewohnende Reformpotential ausgeschöpft worden wäre, wohingegen die Conservativn urteilen, daß die progressive Auslegung der Konzilstexte erst den Niedergang bewirkt hätte.
Die Apologie des Konziles, daß doch alles gar nicht so schlimm sei, denn früher hätte es auch nicht besser um die Kirche gestanden, kann hier unberücksichtigt werden,denn zu offensichtlich ist der Niedergang der Kirche, wobei ich aber den Hauptgrund in der Vernichtung des Thron- und Altarbundes, der Konstantinischen Epoche sehe,worauf das 2.Vaticanum zu reagieren versuchte und es nun zu recht strittig ist, ob das Konzil angemessen oder unangemessen auf diese Lageveränderung reagiert hat.
Kath info interpretiert nun das 2.Vaticanum so:
„Fakt ist, daß das Zweite Vatikanische Konzil für die europäische Welt, also jene, in der das Christentum und die durch das Christentum groß geworden ist, die unbestreitbar brutalste innere Zäsur in der Kirchengeschichte darstellt. Keine äußeren Feinde, keine heidnischen Herrscher, keine Revolutionäre, keine kommunistischen Schlächter. Es ist eine Zersetzung von innen, wie jemand, der den Ast absägt, auf dem er selber sitzt. Und da es im Geistlichen kein Vakuum geben kann, füllen Ersatzreligionen wie Homo-, Öko-, Impf- oder horribile dictu Kriegsreligion (alles kann zur Ersatzreligion werden, wo die wahre Religion zersetzt, versteckt, verleugnet und verdrängt wird). Tun manche deutsche Bischöfe etwas anderes als genau das? Die wahre Religion verstecken, um den Ersatzreligionen zu sekundieren, denen vom Establishment gerade gefrönt wird.“
In einem Punkte ist dem zu widersprechen: Das Ende der Konstantinischen Epoche war ein revolutionäres: der Sturz der drei christlichen Monarchien Österreiches,Deutschlandes und Rußlandes, angefangen mit der antichristlichen Französischen Revolution und der philosophischen Aufklärung mit ihrem Willen zur Domestikation der christlichen Religion, deren innerreligiösen Streitigkeiten,ihres Inuneinssein mit sich selbst als der Grund des 30 Jährigen Krieges angesehen wurde. Erst nach der Domestikation der Religion durch die Aufklärung konnte das Narrativ des Mißbrauchtwerdens der Religion zu politischen Zwecken im 30 Jährigen Krieg entstehen, setzt das doch die Domestikation der Religion voraus, die aber erst durch die Aufklärung domestiziert wurde. Es gilt aber festzuhalten, daß die Reformation der Ursprung des Endes der Konstantinischen Epoche ist und daß nun das 2.Vaticanum nicht unter Absehung seines Kontextes, dem des endgültigen Endes dieser Epoche begriffen werden kann.
Die progressive Deutung des 2.Vaticanumes interpretiert dabei das Ende dieser Epoche als etwas Bejahenswertes.Das ist so, als wenn eine Ehefrau, den Tod ihres Ehepartners als eine Befreiung aus ihrer Ehe begrüßte, statt den erlittenen Verlust zu betrauern. Die Kirche sei doch nun frei, ungebunden. Aber indem die Kirche somit aus der Position eines Gegenübers mit dem Staate zusammen zur Gesellschaft zu einem Element der Gesellschaft wurde, daß sie also nun in die pluralistisch strukturierte Gesellschaft eingegliedert wurde, wurde sie auch ein Opfer der Gesellschaft: Das Gerede in der Gesellschaft wurde zur Substanz der Kirche,um es überpointiert zu formulieren.Gerade die Katholische Kirche, so wie sie sich in Deutschland präsentiert reproduziert doch in sich selbst nur noch das öffentliche Gerede, um es etwas heideggerisch zu formulieren.
Das bedeutet,daß die Texte des 2.Vaticanumes das Ende der Konsantinischen Epoche und damit das Ende der Theologie dieser Epoche markiert und den Übergang zu einer Kirche der bürgerlichen Gesellschaft,die sie verbürgerlichte, das ist in einen Einklang zu bringen versuchte mit der vorherrschenden Ideologie des Bürgertumes,dem Liberalismus. Allerdings werfen nun die heutigen Modernisten der Kirche vor, daß diese Einpassung in den Liberalismus noch nicht vollständig gelungen sei und so auch das 2.Vaticanum zu modernisieren sei, wohingegen Conservativere die Texte als an der Tradition der Kirche in dieser Umbruchssituation festhaltende deuten.Das prinzipielle Problem, das dabei sichtbar wird, ist die Polyinterpretabilität von Texten,die auch für die des 2. Vaticanumes gilt.
Neu müßte das Verhältnis von Wahrheit und Macht diskutiert werden:Wie viel Macht ist nötig, um die Wahrheit erkennen und sagen zu können, eingedenk des bekannten Witzes:
§ 1: Der Chef, (der Macht hat) hat recht, §2 hat der Chef nicht recht, tritt automatisch §1 ein. Der Meinung, Macht korrumpiere, am schönsten in Tolkiens" Herr der Ringe" entfaltet, ist entgegenzuhalten, daß alle Subalternen das für wahr zu halten haben, was ihnen ihre Herren als wahr diktieren.
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