Sonntag, 23. Juni 2024

„Wie sich das Gottesbild der Menschen verändert“ - marktkonforme Gottesbilder?

 

Wie sich das Gottesbild der Menschen verändert“

Was und wie Gott ist, welcher Bilder von ihm en vogue sind, dazu führt man eine Befragung durch. Die Ergebnisse und deren Deutung präsentiert uns der Kath de Beitrag vom 22.6.2024 unter dem obigen Titel.

Ein Drittel der Teilnehmenden einer Online-Umfrage 2022 glaubt weder an einen Gott als Person, noch an ein höheres Wesen oder eine geistige Macht. Ein knappes Drittel stellte sich ein abstraktes höheres Wesen vor, ein Fünftel wusste es nicht genau und als kleinste Gruppe glaubten 19 Prozent, dass es "einen Gott gibt, der sich in Jesus Christus zu erkennen gegeben hat".

Der Schöpfer, der Erlöser, der strafende Richter – konkrete Gottesdimensionen wie diese spielen heute, wenn überhaupt, die zweite Geige.“ Es ist zu vermuten, daß die Gott sich so Vorstellenden eine Teilmenge der 19 Prozent sind, die glauben, daß es einen in Jesus Christus erkennbaren Gott gäbe.

Aufschlußreich ist dann noch diese Ausdifferenzierung: Die Etablierten: Sie stellen sich einen liebenden Gott vor, der ihnen zuhört, aber nicht aktiv in die Welt eingreift. Die Evangelikalen: Für sie ist Gott der engste Freund und Herr der Welt. Er vollbringt auch Wunder. Die Esoterischen und Alternativ-Spirituellen: Gott ist hier nicht persönlich, sondern nah bei der Natur und steckt auch in jedem selbst, sodass man sich vergöttlichen kann. Die Distanzierten: Bei ihnen herrscht ein verschwommenes Gottesbild vor, geprägt von viel Unsicherheit, aber auch Desinteresse.“

Verschiedene Gottesbilder existieren also. So wird das nun kommentiert: „Das Gottesbild der Menschen heute ist diffus geworden. Das liegt auch an der gesellschaftlichen Stellung der Religion. Eine Möglichkeit zur Entfaltung eines vielschichtigen Gottesbildes könnte da gerade eine komplexe christliche Eigenart sein.“ Unter der „gesellschaftlichen Stellung der Religion“ ist wohl negativ gemeint, daß die Kirche nicht mehr über die Macht verfüge, den Menschen eine verbindliche Gottesvorstellung zu indoktrinieren und positiv, daß die Kirche ihr Gottesbild auf dem freien Markt in der Konkurrenz zu anderen Gottesbildanbietern zu präsentieren habe. Daraus ergibt sich die einsichtige Marketingstrategie, mit eine Pluralität von Gottesbildern auf dem Markt der Religionen aufzutreten, um der differenzierten Nachfrage gerecht zu werden. „Vielschichtige Gottesbilder“soll dann wohl noch suggerieren, daß diese Pluralität der Gottesbilder irgendwie auf den einen wahren Gott verweise, der uns nun aber in der Diversität der Gottesbilder begegne.

Was hat es denn nun mit dem Begriff des Gottesbildes auf sich. Die Assoziation an einer Bilder- oder Gemäldeausstellung in einem Kunstmuseum drängt sich von selbst auf: Kunstliebhaber durchwandern diese Ausstellung und widmen dann ihre besondere Aufmerksamkeit den ihnen zusagenden Gemälden. Gleichberechtigt nebeneinander hängend suchen sie nach der Aufmerksamkeit der Museumsbesucher: „Gefalle ich Ihnen?“ Je mehr und je verschiedener die ausgestellten Bilder sind, desto sicherer findet jeder ein ihm Ansprechendes. Die Bilder sind natürlich von Menschen produzierte und sagen so viel auch über den Erschaffer der Bilder aus; die Disziplin der Kunstkritik lebt geradezu von einer solchen Biographisierung der Bilder.

In einem theologischen Diskurs existiert nun aber ein ganz anderes Verständnis von dem Begriff des Gottesbildes. Das Gottesbild ist da das Bild, das Gott von sich selbst hat, daß er sich selbst verobjektiviert in seiner Selbsterkenntnis. An dieser Selbsterkenntnis kann Gott nun andere, die Engel und uns Menschen teilhaben lassen, in dem er sein Gottesbild uns durch eine Offenbarung vermittelt. Gott ist also von anderen als sich selbst erkennbar, weil er sich selbst kennend ist. Das ist die Konkretheit der Gotteserkenntnis, die Gott selbst vermittelt.

Aber die Anthropozentrierung der Theologie verwandelte dieses Gottesbild in ein von Menschen gemaltes, ja in eine Vielzahl von so produzierten Gottesbildern, die eben biographisch entschlüsselt werden können aus der Kenntnis des Lebens des jeweiligen Künstlers. Etablierte produzieren, bzw bevorzugen andere Gottesbilder als Nichtetablierte wie die Evangelikalen und Esoteriker wollen dann noch ganz andere Gottesbilder.Die so festgestelle Nachfrage verlangt eben nach den besonderen Kundenwünschen spezifizierte Gottesbilder. Da nun die Nachfrage sich ändert,müssen auch die angebotenen Gottesbilder sich ändern. (So muß eben auch Gott gegendert werden, wie es progressive Christen ja schon praktizieren.) Nur das Gottesbild, das Gott ihm eigene, das paßt nicht in eine solche Museumsbilderausstellung.

Erleichtert kann so der liberale Christ konstatieren:„Der Schöpfer, der Erlöser, der strafende Richter – konkrete Gottesdimensionen wie diese spielen heute, wenn überhaupt, die zweite Geige.“ In evangelikalen und katholisch traditionalistischen Kreisen mag man dies Gottesbild noch wertschätzen, aber die KHG- Tübingen ist da einfach im Punkte der Kundenorientierung Lichtjahre voraus, wenn sie so von Gott spricht: "Wir möchten Offenheit, Vielfalt und Miteinander leben - aus dem christlichen Verständnis heraus, dass Gott* in jedem Menschen zu finden ist, unabhängig von kultureller, religiöser oder sexueller Identität.“

Die von Menschenhänden gemalten Gottesbilder, wie einst das Goldgotteskalb am Sinai siegt eben im Konkurrenzkampf mit dem wahren Gottesbild. Skandalös ist es dann geradezu,daß Jesus Christus der Nonne Faustyna erschien mit dem Auftrage: Laß mich so malen, wie ich Dir jetzt erscheine, damit die Menschen in und durch dies wahre Bild von mir mich verehren!“ Nein, dies wahre Bild wurde seit dem m.W. In keiner Kirche hineingestellt, denn man liebt die menschlichen Jesusbilder mehr als das eine wahre. 

Corolllarium

Eine lohnende Aufgabe wäre es, über das Verhältnis von Macht und Wahrheit nachzudenken unter der Fragestellung: Wie viel Macht bedarf es, um die Wahrheit schreiben zu können?  























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