Dienstag, 18. Juni 2024

Jeder wüsse, was für ihn das rechte Tuen sei – als die Welt noch in Ordnung war,die jetzt destruiert wird?

 

Jeder wüsse, was für ihn das rechte Tuen sei – als die Welt noch in Ordnung war,die jetzt destruiert wird?



Denn so etwas Leere,wie das Gute um des Guten willen, hat überhaupt in der lebendigen Wirklichkeit nicht Platz. Wenn man handeln will, muß man nicht nur das Gute wollen,sondern man muß wissen,ob dieses oder jenes das Gute ist. Welcher Inhalt aber gut oder nicht gut,recht oder unrecht sei,dies ist für die gewöhnlichen Fälle des Privatlebens in den Gesetzen und Sitten eines Staates gegeben.Es hat keine große Schwierigkeit,das zu wissen.“ So urteilt Hegel noch in seiner Vorlesung: „Die Vernunft in der Geschichte“, „Die philosophische Weltgeschichte, B Die Verwirklichung des Geistes/Die Mittel“.

So einfach soll das mal gewesen sein: „Die Moralität des Individuums besteht dann darin,daß es die Pflichten seines Standes erfüllt;und dies ist etwas leicht zu Wissendes:welches die Pflichten seien,ist durch den Stand bestimmt.“ Dann wird noch härter und wohl auch in einer kritischen Intention der Praktischen Philosophie Kants gegenüber formuliert: „Das,was Pflicht sei, zu untersuchen, ist unnütze Grübelei.“

Wer also,statt über die Fragen der Moral nachgrübele, einfach seine Pflicht erfülle, der lebe schon richtig, versichert uns somit dieser Philosoph, sicher einer der bedeutendsten. Hegel meint gar, daß das Grübeln und Raisonieren wider diese einfache Praxis der Pflichterfüllung seinen Grund darin hätte, „Ausflüchte gegen seine Pflichten“ zu suchen, sich ihnen also zu entziehen zu versuchen. Damit könnte nun wirklich eine Quelle der Moralkritik erfaßt worden sein: Daß es doch so schwierig sei, das Rechte, das, was zu tuen sei,zu erkennen, um dann das eigentlich Offensichtliche nicht tuen zu müssen.

Könnte dann der Schluß gezogen werden, daß erst das Grübeln über das Moralische das allgemeine Wissen jedes Bürgers über das, was seine Pflichten sind und was er so zu tuen habe und was er zu lassen habe, aufzulösen begann? Dem ist nun aber zu entgegnen, daß es zur Natur des Denkens gehört, auch das Selbstverständliche in Frage zu stellen, sich damit erstmal negativ zu allem zu verhalten: Könnte es denn nicht auch ganz anders sein?

Eine Annäherung an diese konjunktivische Frage: In jedem Fußballspiel weiß jeder Spieler, wie mit dem Spielgerät des Balles da umzugehen ist, denn das reguliert das Fußballregelsystem. Erst dies ermöglicht dann auch eine individuelle Spielweise, die dann das Besondere jedes Fußballspielers ausmacht. Was geschieht nun aber, früge einer der Spieler, warum sie denn nun Fußball und nicht Handball spielten und so den Ball gemäß dem Regelsystem des Handballes spielten? Es ist eine Entscheidung getroffen worden, daß jetzt Fußball gespielt wird. Wie ist nun diese Entscheidung begründet? Ist sie eine dem Ball gemäße sachgemäße Entscheidung? Aus der Vorstellung des Spielgerätes des Balles läßt sich die Entscheidung für das Fußballspielen und gegen das Handballspielen nicht begründen. Was der adäquate Umgang mit diesem Spielgerät ist, definiert erst das jeweilige Spielregelsystem.

Übertrüge man diese Erkenntnis auf das Gebiet der Moral, müßte es erst ein Moralregelsystem geben, das dann erst es ermöglicht,zu erkennen, was nun die meinige Pflicht sei. Ohne ein solches Allgemeine könnte es gar keine bestimmten Pflichten geben. Aber sie existieren, weil es das allgemeine Regelsystem der Moral gibt. Moralische Argumente für oder wider eine Frage der Moral kann es aber nur geben ob des Vorausgesetztseins der moralischen Grundordnung, die nicht selbst wieder moralisch begründet sein kann, denn das setzte schon ihr Vorhandensein voraus.

Am Anfang steht also eine autoritative Entscheidung, die Setzung von Gut und Böse , - also Gottes - woraus sich dann alle Konkretionen ergeben bis hin zu den meinigen Pflichten im Dasein als ein Bürger eines bestimmten Staates. Das allgemein Abstrakte konkretisiert sich also mir in dem, was mir ohne zu grübeln als das mir zu Tuende und Zulassende, als meine Pflicht ist. Eine Reflektion über das Selbstverständliche und damit noch nicht in seiner Rechtmäßigkeit Eingesehene führt zur Erkenntnis der Angemessenheit der Pflichterfüllung als der Moralität des Bürgers, aber nur, wenn das Nachdenken über das Pflichtgemäße nicht dazu mißbraucht wird, sich seiner Pflichten zu entziehen zu wollen durch allerlei sophistischer Spekulationen.

Die Infragestellung der (bürgerlichen) Moral, die seit der Studentenrevolte der 68er Jahre en vogue ist und nun sich kristallisiert in der Gender- und Diversitätsideologie ist somit der schon recht erfolgreiche Versuch, sich seiner Pflichten als ein Bürger eines bestimmten Staates zu entziehen im Namen einer Willkürfreiheit.

Corollarium

Jede sich als unideologisch/unphilosophisch/untheologisch sich ausgebende Morallehre, die sich einfach nur als sachgemäße ausgibt, gleicht einer Mannschaft, die Ball spielen will und erklärt, dies ohne ein vorausgesetztes Regelsystem zu können, einfach nur ballgemäß spielen zu wollen. Im Regelfall soll nur der eigene Standpunkt verdeckt werden,wenn von bloßer Sachgemäßheit geschrieben wird.

































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