Mittwoch, 26. Juni 2024

Eine (fast) ganz verdrängte Wahrheit unseres christlichen Glaubens- die Vorsehung oder hat Gott abgedankt?

 

Eine (fast) ganz verdrängte Wahrheit unseres christlichen Glaubens- die Vorsehung oder hat Gott abgedankt?

Die christliche Orthodoxie eines Vorsehungsglaubens, einer möglichen Intervention Gottes bis in die Materie hinein, gehört zu dem "skandalösen Realismus", ohne den man dem biblischen Gott "das Gottsein absprechen" würde (Joseph Ratzinger).“So wird Joseph Ratzinger in dem „Communio“Artikel: „Vom Blitz getroffen:Vorsehungsglaube und menschliche Kompensationsgeschäfte“ am 26.6.2024 zitiert.Wie verhält sich nun in dieser Aussage der Vorsehungsglaube zu der Vorstellung eines möglichen Intervenierens Gottes in der Welt?Ist dieser Vorsehungsglaube identisch mit dem Glauben,daß Gott in die Welt hineinintervenieren könne und das dann wohl auch tut oder bezeichnet das Intervenieren nur ein Teilmoment der Vorsehung Gottes.

Von der Wortbedeutung her meint ja das Vorsehen nur ein Vorauswissen alles zukünftig geschehen Werdenden, aber in der theologischen Tradition bedeutet die Vorsehung das göttliche Regieren: Gott führt die Regie im großen Welttheater. Schließt dann nicht aber dies Regieren Gottes ein Intervenieren aus, da in dem Welttheater sowieso nur das sich ereignet, wie Gott es vorausgeplant hat?Zur Vorstellung eines Intervenierens gesellt sich doch spontan die Vorstellung, daß etwas Danebengehendes durch eine Intervention korrigiert würde - aber wie kann etwas in dem von Gott selbst regierten Welttheater außer Plan geraten?

Daß zum Gottsein Gottes die Lehre von der Vorsehung und seiner Allmacht, sodaß er, wenn er will, in der Welt intervenieren kann, ist theologisch eine Selbst-verständlichkeit. Man könnte das so erklären:Zu der Nominaldefinition Gottes gehören diese 2 Aussagen,bezweifelt werden kann so nur, ob ein so definierter Gott auch real existiert.

Vielleicht könnte das Verhältnis der Vorsehung Gottes und seines Intervenierens in die Welt hinein so gedeutet werden, daß im Welttheater es von Gott her vorgesehen sei, daß er in bestimmten Szenen des Welttheaters interveniert, sozusagen selbst schauspielerisch auf der Bühne auftritt und sich nicht darauf limitiert,der Regisseur zu sein,die Regie zu führen. Inakzeptabel wäre jedoch die Reduktion des Regierens Gottes auf ein Ab-und Zuintervenieren, daß er sonst sich auf die Rolle eines Zuschaugottes beschränken würde.

Der Apostelfürst Paulus schreibt: „Ich glaube nämlich,Gott hat uns Apostel auf den letzten Platz gestellt,wie Todgeweihte;denn wir sind zum Schauspiel geworden für die Welt, für Engel und Menschen.“ (1.Kor 4,9) Gott hat demnach den Aposteln eine besondere Rolle zugeschrieben,wobei dann sie zu einem Schauspiel, einem Theaterstück geworden sind. Für wen? Für die Engel und die Menschen.Nicht eindeutig ist, welche Menschen damit gemeint sind. Sind die Apostel für die anderen Menschen in dem Theaterstück ein Schauspiel geworden oder, da ja zuerst von den Engeln die Rede ist,oder für die Menschen im Himmel, die da dann mit den Engeln zusammen das Schauspiel schauen? Ein Theater wird für...aufgeführt und zu welchem Zweck? Geschichtsphilosophisch gewendet: Ist die Menschheitsgeschichte als Ganzes etwas in sich Sinnvolles, das auf einen Zweck ausgerichtet ist? Das ist die Kernaufgabe der Geschichtsphilosophie und des theologischen Begreifens der Geschichte.

Einige Differenzierungen sind dabei zu vollziehen: In einem Kriminalfilm, man denke zur Veranschaulichung an die Serie: „Inspektor Barnaby“,da in ihr die Rolle des Kommissares so glänzend veranschaulicht wird, ist das immanente Ziel, daß der Kommissar den Mörder überführt, das Wie macht dann dabei den Reiz der Einzelfilme aus, aber was ist der Zweck, der externe für den Zuschauer? In einem Liebesfilm,etwa in der 1.Staffel von „Sturm der Liebe“bildet die Geschichte von „Laura“ und „Alexander“, wie die zwei füreinander Bestimmten zueinander finden, den Gehalt aus. Kann für das Welttheater ein vergleichbarer interner Zweck ausgemacht werden und dann davon unterschieden ein oder der externe Zweck?

Wir leben noch nicht im Schauen, sondern noch im Glauben, einem defizitären Erkenntnismodus, aber als Gott Vertrauende dürfen wir glauben, daß das Ganze einen Sinn hat einen immanenten und einen externen für die Zuschauer, die Engel. Für die Menschen wäre wohl zuvörderst der interne Sinn von Relevanz. Das Regieren Gottes wäre so nicht einfach seine Machtausübung sondern das Ausrichten aller Ereignisse in der Geschichte auf ein gemeinsames Ziel, den Sinn des Ganzen. Die gewichtigste theologische Frage wäre dann die, ob das Welttheater auch für Gott selbst eine Bedeutung hat, für ihn selbst relevant ist. Die Vormacht des anthropozentristischen Denkens blockiert nun völlig diese Frage, aber sie wäre unbedingt zu stellen. Hegel war der letzte Philosoph, der sich noch traute, auf diese Frage eine Antwort zu geben,die heutige Theologie stellt die Frage nicht einmal mehr!



















































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