Der Reformationstag steht nun, wie alle Jahre wieder, vor der Türe auch wenn selbst Lutheraner, werden sie gefragt, was denn die Reformation uns heute zu sagen habe, es nicht leicht fällt, Antworten zu formulieren. Ganz anders sieht es da im katholischen Raume aus, denn hier herrscht geradezu eine Reformeuphorie: Die Kirche muß reformiert werden,braucht Reformen, ja, es wird gar von einem Reformstau in der Kirche geredet...Die Kirche müsse moderner, zeitgemäßer werden.
Auf den ersten Blick: eine einzige Konfusion. Es sei so eine Übersichtsskizze versucht zur Orientierung in diesem Vorstellunngswirrwarr.
Der Begriff der Reform bedeutet im theologischen Diskurs, daß sich die Kirche, oder Teile von ihr so weit von ihrem Ursprünglichen entfremdet haben, daß sie wieder in Form gebracht werden müssen, zurückkehren zur Ursprungsform. Dabei wird der Ursprungsform eine normative Funktion zugewiesen,sodaß sich eine Gestaltung der Kirche oder eines Teiles von ihr (etwa Orden) legitimieren durch ihre Ähnlichkeit zum Ursprünglichen und zu reformieren sind, hat die Kirche sich zu weit vom Ursprünglichen entfernt. So gesehen war die Reformation ein reaktionäres Unterfangen, eine Reaktion auf die Entfremdung der Kirche von sich selbst, sodaß sie durch die Reformatoren zu ihrem Ursprung zurückgeführt werden sollten. Conservativ wären sie gewesen, wenn sie die Kirche, so wie sie im 16.Jahrhundert sich gestaltet hatte bewahren wollen, progressiv, wenn sie die Kirche zum Guten hin optimieren wollten, als wenn die wahre Kirche noch gar nicht existieren würde, sondern ihnen nur als Aufgabe gegeben wäre.
Theologisch ist dabei zu durchdenken, wie es denn denkbar ist, daß die Kirche, obgleich doch Jesus Christus ihr lebendiges Haupt ist, sich so im Laufe der Geschichte deformieren konnte. Hat etwa ihr Herr geschlafen, oder hat sich der Hl. Geist von ihr abgewandt, sodaß sie so sich verfehlen konnte. Zudem muß präsumiert werden, daß der Ursprung normativ ist und eben nicht etwa der Emergenzpunkt einer Entwickelung der Kirche,sodaß die gegenwärtige Kirche immer nur eine Stufe in ihrer Entwickelung ist, daß sie so zur wahren erst wird, dabei aber nur entfaltet, was in ihr von Anfang an enthalten war. Man denke an eine Blumenknospe, die sich zu einer blühenden Blume entfaltet.
Die Reformatoren mußten also eine sich von Gott entfernt habende Kirche voraussetzen, daß Gott das zuließ, bis er die Reformatoren erweckte, daß sie die Kirche zurück zuführen hätten.
Aber wie paßt diese Charakterisierung der Reformatoren als Reaktionäre zu dem Bild der Reformation, daß sie das Mittelalter in der Kirche überwanden, um sie zu modernisieren? Hier stoßen wir auf ein ganz anderes Geschichtsverständnis, daß im Prinzip die Menschheitsgeschichte die der Entwickelung des Menschen zu einem wahren Menschsein ist, sodaß es ein Fortschritt in dieser Entwickelungsgeschichte war, als der Mensch, das Mittelalter hinter sich lassend in die Moderne eintrat. Die Reformation habe dann diesen Übergang zur Moderne erst ermöglicht, oder war in sich selbst schon dieser Übergang in der Kirche. Die Geschichte ist dann nicht mehr eine Aneinanderreihung von nacherzählbaren Geschichten, sondern ist ein Prozeß, der des Fortschreitens, des Progressierens zum guten Ende hin. Die Weltgeschichte wird selbst zu einer Heilsgeschichte, in der die Reformation als Modernisierungsgeschehen begriffen wird. Hierbei ist es nun von Nöten, zu sagen, daß die Reformatoren, wie reaktionär sie sich auch verstanden haben mögen, objektiv Modernisten waren. In Reformen ereignet sich so im Geschichtsprozeß ein Übergang von einem nun veralteten Zustand zu einem höher entwickelten, in Revolutionen dagegen beschleunigt sich dieser Übergang von Überaltertem zum Neuen in Form von die Entwickelung vorantreibenden Explosionen als revolutionäre Beschleunigung. Diesem Reformationsverständnis liegt also ein grundlegend anderes Verständis von der Geschichte voraus: Es ist das von der Erhebung des Menschen aus seinen dunklen Anfängen zum Lichte im Laufe der Geschichte. Dabei soll dann eine Avantgard der Illuminierten diesen der Geschichte innewohnenden Tendenz voranbringen, die Aufgeklärten, die Illuminierten, die Intellektuellen. Hier gelten Conservative als Bremser des Progresses, Reaktionäre als Menschen, die die fortschrittliche Entwickelung zurückdrehen wollen und Progressive und Modernisten als Menschen, die im Einklange mit der Entwickelung der Menschheit zum Guten agieren und Revolutionäre als Beschleunigungsverstärker dieses Menschheitsprogresses.
Nun gilt es, den Raum der Geschichtsphilosophie zu verlassen, um marktwirtschaftlich zu denken. Das Marktordnungsmodell bestimmt jetzt, seit dem 2.Vaticanum das Kirchenverständnis: Die Kirche produziert und bietet auf dem freien Markt ihre Angebote an. Jetzt lautet die Zentralfrage: Bietet die Kirche konsumentenorientiert ihre Angebote an? Der Mensch ist nicht mehr ein metaphysisches Wesen mit den immer gleichen Grundfragen, auf die hin sich die Kirche zu orientieren hat, sondern ein Konsument mit variablen Interessen. Die hat die Kirche zu erforschen, um dann nachfragegemäß ihre Angebote zu konzipieren. Dann war die Reformation die Reaktion auf veränderte Konsumenteninteressen in der Übergangsphase zur Moderne. Die Katholische Kirche erreichte dann nur noch mittelalterlich Geprägte, die Reformation richtete sich nach dem entstehenden modernen Menschen aus. Und jetzt gälte es für die Katholische Kirche, sich an den postmodernen Konsumenten neu auszurichten, ihm gemäße Angebote zu kreieren.Hier bedeutet also zeitgemäß, modern daß sich die Kirche nach ihren jetzigen Konsumenten auszurichten habe und nicht mehr Verkaufbares aus ihrem Sortiment zu streichen habe. Die Abneigung gegen das Traditionelle fundiert sich also nicht mehr geschichtsphilosophisch,sondern marktanalytisch.
Corollarium 1
Alle Begriffe erhalten erst durch das System, in das sie jeweils eingeschrieben sind, ihre Klarheit. Der "Bauer" der Landwirtschaft und der "Bauer" im Schachspiel- ein Begriff und doch völlig Verschiedenes!
Der Begriff der Reform bedeutet im theologischen Diskurs, daß sich die Kirche, oder Teile von ihr so weit von ihrem Ursprünglichen entfremdet haben, daß sie wieder in Form gebracht werden müssen, zurückkehren zur Ursprungsform. Dabei wird der Ursprungsform eine normative Funktion zugewiesen,sodaß sich eine Gestaltung der Kirche oder eines Teiles von ihr (etwa Orden) legitimieren durch ihre Ähnlichkeit zum Ursprünglichen und zu reformieren sind, hat die Kirche sich zu weit vom Ursprünglichen entfernt. So gesehen war die Reformation ein reaktionäres Unterfangen, eine Reaktion auf die Entfremdung der Kirche von sich selbst, sodaß sie durch die Reformatoren zu ihrem Ursprung zurückgeführt werden sollten. Conservativ wären sie gewesen, wenn sie die Kirche, so wie sie im 16.Jahrhundert sich gestaltet hatte bewahren wollen, progressiv, wenn sie die Kirche zum Guten hin optimieren wollten, als wenn die wahre Kirche noch gar nicht existieren würde, sondern ihnen nur als Aufgabe gegeben wäre.
Theologisch ist dabei zu durchdenken, wie es denn denkbar ist, daß die Kirche, obgleich doch Jesus Christus ihr lebendiges Haupt ist, sich so im Laufe der Geschichte deformieren konnte. Hat etwa ihr Herr geschlafen, oder hat sich der Hl. Geist von ihr abgewandt, sodaß sie so sich verfehlen konnte. Zudem muß präsumiert werden, daß der Ursprung normativ ist und eben nicht etwa der Emergenzpunkt einer Entwickelung der Kirche,sodaß die gegenwärtige Kirche immer nur eine Stufe in ihrer Entwickelung ist, daß sie so zur wahren erst wird, dabei aber nur entfaltet, was in ihr von Anfang an enthalten war. Man denke an eine Blumenknospe, die sich zu einer blühenden Blume entfaltet.
Die Reformatoren mußten also eine sich von Gott entfernt habende Kirche voraussetzen, daß Gott das zuließ, bis er die Reformatoren erweckte, daß sie die Kirche zurück zuführen hätten.
Aber wie paßt diese Charakterisierung der Reformatoren als Reaktionäre zu dem Bild der Reformation, daß sie das Mittelalter in der Kirche überwanden, um sie zu modernisieren? Hier stoßen wir auf ein ganz anderes Geschichtsverständnis, daß im Prinzip die Menschheitsgeschichte die der Entwickelung des Menschen zu einem wahren Menschsein ist, sodaß es ein Fortschritt in dieser Entwickelungsgeschichte war, als der Mensch, das Mittelalter hinter sich lassend in die Moderne eintrat. Die Reformation habe dann diesen Übergang zur Moderne erst ermöglicht, oder war in sich selbst schon dieser Übergang in der Kirche. Die Geschichte ist dann nicht mehr eine Aneinanderreihung von nacherzählbaren Geschichten, sondern ist ein Prozeß, der des Fortschreitens, des Progressierens zum guten Ende hin. Die Weltgeschichte wird selbst zu einer Heilsgeschichte, in der die Reformation als Modernisierungsgeschehen begriffen wird. Hierbei ist es nun von Nöten, zu sagen, daß die Reformatoren, wie reaktionär sie sich auch verstanden haben mögen, objektiv Modernisten waren. In Reformen ereignet sich so im Geschichtsprozeß ein Übergang von einem nun veralteten Zustand zu einem höher entwickelten, in Revolutionen dagegen beschleunigt sich dieser Übergang von Überaltertem zum Neuen in Form von die Entwickelung vorantreibenden Explosionen als revolutionäre Beschleunigung. Diesem Reformationsverständnis liegt also ein grundlegend anderes Verständis von der Geschichte voraus: Es ist das von der Erhebung des Menschen aus seinen dunklen Anfängen zum Lichte im Laufe der Geschichte. Dabei soll dann eine Avantgard der Illuminierten diesen der Geschichte innewohnenden Tendenz voranbringen, die Aufgeklärten, die Illuminierten, die Intellektuellen. Hier gelten Conservative als Bremser des Progresses, Reaktionäre als Menschen, die die fortschrittliche Entwickelung zurückdrehen wollen und Progressive und Modernisten als Menschen, die im Einklange mit der Entwickelung der Menschheit zum Guten agieren und Revolutionäre als Beschleunigungsverstärker dieses Menschheitsprogresses.
Nun gilt es, den Raum der Geschichtsphilosophie zu verlassen, um marktwirtschaftlich zu denken. Das Marktordnungsmodell bestimmt jetzt, seit dem 2.Vaticanum das Kirchenverständnis: Die Kirche produziert und bietet auf dem freien Markt ihre Angebote an. Jetzt lautet die Zentralfrage: Bietet die Kirche konsumentenorientiert ihre Angebote an? Der Mensch ist nicht mehr ein metaphysisches Wesen mit den immer gleichen Grundfragen, auf die hin sich die Kirche zu orientieren hat, sondern ein Konsument mit variablen Interessen. Die hat die Kirche zu erforschen, um dann nachfragegemäß ihre Angebote zu konzipieren. Dann war die Reformation die Reaktion auf veränderte Konsumenteninteressen in der Übergangsphase zur Moderne. Die Katholische Kirche erreichte dann nur noch mittelalterlich Geprägte, die Reformation richtete sich nach dem entstehenden modernen Menschen aus. Und jetzt gälte es für die Katholische Kirche, sich an den postmodernen Konsumenten neu auszurichten, ihm gemäße Angebote zu kreieren.Hier bedeutet also zeitgemäß, modern daß sich die Kirche nach ihren jetzigen Konsumenten auszurichten habe und nicht mehr Verkaufbares aus ihrem Sortiment zu streichen habe. Die Abneigung gegen das Traditionelle fundiert sich also nicht mehr geschichtsphilosophisch,sondern marktanalytisch.
Corollarium 1
Alle Begriffe erhalten erst durch das System, in das sie jeweils eingeschrieben sind, ihre Klarheit. Der "Bauer" der Landwirtschaft und der "Bauer" im Schachspiel- ein Begriff und doch völlig Verschiedenes!
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