Montag, 8. Oktober 2018

Irritierendes: Ist die Bibel antichristlich?

Ist das christlich: "Hüte dich, je mit den Einwohnern jenes Landes Freundschaft zu schließen, da sie Dir zum Untergange gereichen würde; vielmehr zerstöre ihre Altäre, zertrümmere ihre Bildsäulen und haue ihre Haine um."? Spätestens bei den umzuhauenden Hainen,das ist ja totale Umweltzerstörung, wird auch der Toleranteste erklären, das sei antichristlich! Wenn dann noch die Erklärung zu dieser Aussage (2. Mose, 34,12f) von Augustin Arndt SJ dazu gelesen wird: "In finsteren Hainen pflegten die Heiden ihren Gottesdienst zu halten und ihre Götzen durch Unzucht zu verehren", (Die heilige Schrift des Alten und Neuen Testamentes, mit dem Urtext der Vulgata, 2. Auflage 1903) dann ist endgültig klar, daß das antichristlich ist.
Denn zuvörderst hätte das Volk Israel, als es in das ihnen von Gott verheißende Land einzog, unbedingt Freundschaft mit den dort schon Ansässigen schließen müssen und es hätte dann einen interreligiösen Dialog mit den dortigen Priestern  führen müssen, so von Kollege zu Kollege: Klappt es denn bei euch immer mit den Kultopfern, daß euer Gott sie erhört? Und- offen für neue innovative Kultpraktiken: Wie macht ihr das da bei eurem Fruchtbarkeitskult in den Wäldern? Könnten wir mal mitmachen? Unverzeihlich ist aber die Aufforderung Gottes, daß die Altäre und sonstigen Heiligtümer der Fremdreligionen zu zerstören seien. Soetwas könne der Gott Jesu nie gefordert haben.
Was ist das nur für ein Gott? Dieser Gott verheißt Mose, daß er das erwählte Volk in das verheißende Land führen will. Aber dann erklärt dieser Gott: " Denn ich werde nicht mit dir hinaufziehen, weil du ein halsstarriges Volk bist; daß ich dich nicht etwa auf dem Wege vernichten müsse." (2.Mose 33, 3). M.E. ist "vernichten müsse" aber eine zu freie Übersetzung des Futures: "disperdam "daß ich vernichten werde. Gott, der Abstand von seinem eigenen Volke hält, damit er es nicht vernichte, was ist das nur für ein Gott wo er wußte doch, daß er sich ein "halsstarriges Volk" erwählt hatte. Hierzu gibt es nun einen sehr bedenkenswerten Kommentar: "  Wenn ich selbst, ohne Vermittlung des fürbittenden Engels, mit euch zöge, würdet ihr durch eure Verbrechen mich zwingen, euch unterwegs zu vertilgen." Darum sendet Gott seinen Engel vor sein Volk Israel, nicht nur, damit dieser die Fremdvölker vor Israel vertreibe (V 2), sondern auch zum Schutze des Volkes vor dem Zorn Gottes wider die Sünden seines Volkes, die es als halsstarriges  auf dem Wege in das Land, das ihm verheißen ist, begehen wird. 
Und kurz vor dem: Was befahl da Gott dem Mose angesichts des Goldenen Kalbes, das das Volk errichtet und angebetet hatte als den Gott, der es aus Ägypten herausgeführt hatte:
"Jeder gürte sein Schwert an seinen Lenden, und gehet hin und her, von Thor zu Thor mitten durch das Lager, und ein jeder tödte seinen Bruder, Freund , und Nächsten. Das thaten die Söhne Levis nach dem Worte Mosis, und es fielen an diesem Tage bei dreiundzwanzigtausend Mann." (2.Mose. 32, 27f)
Und dann noch diese Selbstaussage Gottes: "Wer gegen mich gesündiget, den werde ich aus meinem Buche austilgen." (2. Mose 32,33)  
Das hier in der Bibel, der heiligen Schrift Ausgesagte paßt so wenig in das heutige Christentum, daß es uns als antichristlich vorkommt. Klammheimlich wird dann wohl so mancher Marcion recht geben, daß das Gottesbild, zumindest dieses inkompatibel ist mit dem Gott, den uns Jesus erweist. Und damit hätten wir auch schon eine Problemlösung: In der Bibel existieren verschiedene Gottesbilder uns zur Auswahl gegeben, sodaß wir als Konsumenten die uns gefallenden heraussuchen können um die anderen als uns nicht gefällig zu ignorieren. Die Bibel ist eben ein großer Verbrauchermarkt, in dem jeder nur das in seinen Einkaufswagen legt, was ihm zusagt- das ist dann der persönliche Glaube. 
Aber wie, wenn dieser so schrecklich dunkle Gott auch eine Wahrheit Gottes ist, daß er vielgesichtig ist und daß es hier Gott gefiel, uns Seiten an sich zu zeigen, die für uns schrecklich sind, die aber doch auch wahr sind?
Daß Gott die wahre Religion so wichtig ist, daß er die Nichtung der falschen Religonen will, daß er will, daß sich die wahre Religion nicht mit falschen vermischt, daß die Ausübung einer falschen Religion Gott ein Greuel ist, ist das Alles nun wirklich einfach nur ein Horrorgott vorkonziliarer Zeiten? Im Jahre 1903 konnte ein Jesuit das noch vertreten, heute ist das unvorstellbar geworden, denn jetzt gilt, daß Gott alle Religionen gleichgültig seien! Nur für dieses postmoderne Gottesbild gibt es in der Bibel keinen einzigen Beleg. 

Zusätze:
Privat, privation heißt: Beraubung- der private Glaube ist so immer ein Selektionsprodukt aus dem Glauben der Kirche. 
Engel als Fürbitter: Wozu bräuchte denn ein Gläubiger,überhaupt ein Mensch solche Fürbitter, wenn Gott von Natur aus immer nur jeden Menschen liebend wäre?
Zorn Gottes wider die Sünde: Wenn es diesen göttlichen Zorn gar nicht geben kann, warum starb dann sein göttlicher Sohn am Kreuze für unsere Sünden und wie kann es dann eine Hölle geben? 

Vgl dazu: Uwe C. Lay, Der zensierte Gott (mein Buch dazu)

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