Sonntag, 31. Januar 2021

Irritierendes: Hat es eine Bedeutung, wenn Nein!, gesagt wird zu Jesus Christus?

Irritierendes: Hat es eine Bedeutung, wenn Nein!, gesagt wird zu Jesus Christus?



Schenkte man dem christlich-jüdischen Dialog Glauben, fiele die Antwort eindeutig aus, daß es für Juden keine Bedeutung habe, denn sie hätten ja Mose und die Propheten (und dann noch den Talmut), die ihnen zum Heile ausreichten. Wie anders urteilt aber doch in dieser Causa der Sohn Gottes selber. Geben wir also ihm das Wort:

Bei seinem Einzug nach Jerusalem, weinte er über diese Stadt. (Lk 19,41), um dann zu ihr zu sagen: „ Wenn doch auch du es erkannt hättest, und zwar an diesem deinem Tage, was dir zum Frieden dient; nun aber ist es vor deinen Augen verborgen.

Denn es werden Tage über dich kommen, da deine Feinde dich mit einem Walle umgeben,dich ringsum einschließen, und dich von allen Seiten einengen werden.

Sie werden dich und deine Kinder, die in dir sind, zu Boden schmettern, und werden keinen Stein auf dem anderen lassen deshalb weil du die Zeit deiner Heimsuchung (tempus visitationis tuae) nicht erkannt hast.“ (Lk 19, 42-44)

Jesus prophezeit hier den Untergang Jerusalem, der so dann später sich auch ereignete. Auf den ersten Blick scheint hier ein rein weltimmanentes Geschehen vorausgesagt, die der Belagerung und Eroberung der Stadt Jerusalem. Das „Zu-Boden-Schmettern“ wird wohl als Töten zu verstehen sein, daß die Kinder dabei eigens erwähnt werden, soll besagen, daß der Stadt mit dieser Kindestötung ihre Zukunft geraubt werden soll. Die Stadt wird durch seine Feinde völlig vernichtet werden.

(Diese Aussage ist für die historische Kritik des Neuen Testamentes von großer Bedeutung, da ob des Dogmas, daß kein Mensch die Zukunft voraussagen kann, geurteilt wird, daß diese Aussage erst nach der Eroberung Jerusalems getätigt worden sein könne und daß sie so kein echtes Jesuswort sein könne. Diese These steht und fällt aber mit der Prämisse, daß Jesus kein Prophet gewesen sein kann, weil die Prophetie eine menschliche Unmöglichkeit sei. Daraus ergibt sich dann auch, daß dies Evangelium nicht vor der Zerstörung Jerusalems verfaßt worden sein kann.)

Aber wird dies vorausgesagte Ereignis so säkular gedeutet, geht das eigentlich Ausgesagte damit verloren. Der Grund dafür, daß diese Stadt nicht im Frieden leben wird sondern zu Grunde gerichtet wird ist dieser, daß sie die „Zeit ihrer Heimsuchung“ verkannt hatte. Jesus Christus kam in die Stadt, aber sie verwarf ihn: Du bist nicht der Messias, der Sohn Gottes! Es gab den Kairos der Entscheidung: Findet er Glauben in dieser Stadt, nimmt sie ihn als ihren von Gott gesandten Erlöser auf? Hätte sie ihn aufgenommen, dann wäre eine der Früchte dieser Annahme der Frieden für Jerusalem gewesen.

Nun aber ist er vor deinen Augen verborgen“.A.Arndt kommentiert dies (Die Heilige Schrift Alten und Neuen Testamentes mit dem Urtexte der Vulgata , 3.Band 1903) so: „Du willst nicht erkennen, und deine Verblendung ist unheilbar.“ Dem wird aber das adversativische: „Nun aber“ nicht gerecht. Es gab die Zeit, in der Jerusalem die Wahrheit hätte erkennen können, nun aber ist diese Zeit vergangen, zu einer plusquamperfektischen geworden. Das „Verbergen“ verweist hier auf Gott selbst, der nun die Wahrheit vor Jerusalem verbirgt, weil Gott selbst es nun strafen will. Wie schon die militärische Niederlage Judas 586 v. Chr und seine Exilierung nicht einfach ein weltimmanentes Geschehen ist, sondern Gottes Strafgericht über sein Volk, so ist auch diese Eroberung und Verwüstung Jerusalems ein Strafgericht Gottes.

Ja, auch für Jesus regiert Gott die Welt, ist er nicht nur ein Zuschaugott, der sich auf Moralappelle beschränkt: Seid doch endlich lieb zueinander! Es ist der Zorn Gottes, der über diese Stadt ausbricht, weil sie Nein gesagt hatte zu seinem Erlöser.

Das ist für die Heutigen eine unzumutbare Wahrheit, darum erfreut sich die historische Kritik der Bibel auch so großer Beliebtheit, da mit Hilfe dieser Methodik alle nicht erquicklichen und Anstoß erregenden Aussagen der Bibel eliminiert werden können. Dem antiken Weltbild gehöre halt die Vorstellung an, daß Gott selbst in der Menschheitsgeschichte hineinwirke, das sei eben seit der Aufklärung eine indiskutable Vorstellung. Zudem sei der Gott Jesu immer nur ein Gott der Liebe und so könne er auch gar nicht strafen, denn das widerspräche seinem Wesen als die Liebe. Hätte das Jesus wirklich gesagt, demonstrierte das dann nur, daß auch dieser Mensch ein Kind seiner Zeit gewesen und so die (voraufklärerischen) Gottesvorstellungen seiner Zeit teilte.

Woher weiß man nun aber, daß das der Aufklärung kompatible Gottesbild das wahre ist, erkennen wir nun Gott besser als es selbst dem Jesus möglich war und wie kamen wir zu diesem Erkenntnis-fortschritt? Die Moderne hörte nach den erlittenen innerchristlichen Religionskriegen des 17.Jahrhundertes auf, zu eruieren, wie Gott wirklich ist sondern sie frug stattdessen: Wie ist Gott zu denken, damit die verschiedenen Vorstellungen von Gott in den christlichen Confessionen und den anderen Religionen nicht zu Religionskriegen mehr führen kann? Gott wurde so domestiziert, zu einem bürgerlichen Gott devitalisiert, dem es letztlich gleichgültig ist, ob und wie man ihn glaubt, wenn nur jeder, egal wie er ihn denkt und glaubt, Gott als den Aufruf zu einem moralisch anständigen Leben versteht. Dieser Gott straft dann auch nicht mehr, er läßt es aber zu, daß unser unmoralisches Leben uns selbst dann schadet, daß , wenn etwa das Lügen zu einer gewöhnlichen Alltagspraxis wird (Bismarck: Nie wird so viel gelogen, wie vor einer Wahl, während des Krieges und nach der Jagd)niemand mehr sicher sein kann, ob er wirklich die Wahrheit zu hören bekommt oder belogen wird.



Der so devitalisierte Gott ist dann auch der Tod der Religion.(Vgl mein Buch: Der zensierte Gott)



 

Samstag, 30. Januar 2021

Der Kampf um die Kirche- Besichtigungen des Deutschen Schlachtfeldes

Der Kampf um die Kirche- Besichtigungen des Deutschen Schlachtfeldes



Das Sein der Katholische Kirche steht und fällt mit ihrem Glauben an ihren übernatürlichen Ursprung: So wie Jesus von Nazareth eben nicht nur ein Mensch sondern zugleich auch Gott ist, so lebt diese Kirche aus ihrer Doppelnatur als rein Menschliches und rein Göttliches. Das bedeutet aber, daß ihr Sein und ihrer hierarische Verfaßtheit kein Ergebnis nur menschlich-allzumenschlicher Entscheidungen ist, sondern so auch von Gott selbst gewirkt ist. Ihre Lehre ist wahr, weil sie fundiert ist in Gott, der sich offenbart hat, ja der als sich selbst Wissender Menschen Anteil gibt an dieser ihm eigenen Selbsterkenntnis. So ist die Theologie und isb die Gotteslehre nicht einfach eine phantasievolle Spekulation über Gott sondern das Produkt der Partizipation des theologischen Denkens an Gottes Selbstdenken. Mitten in diesem natürlichen Kosmos, in dem wir leben, lebt so ein Fremdkörper, der zwar in der Welt, aber nicht aus ihr ist: Das ist die Heiligkeit der Kirche, so sehr sie immer auch menschliches Fleisch ist und so diese Heiligkeit verunklaren kann.

Der Hauptkampflinie gegen die Kirche ist nun die Auslöschung des göttlichen Charakters der Kirche. Jesus Christus wird dabei nicht mehr als das Haupt, das lebendige Haupt seines Kirchenleibes verstanden, sondern als eine Offenbarung, die in die menschlich-allzumenschlichen Hände der Kirche fiel, sodaß dann diese Wahrheit immer in der Gefahr steht, durch die Kirche korrumpiert zu werden, denn sie ist als solche nur noch ein Gegenüber zur Offenbarung und nicht mehr der Ort des Offenbarseins der Offenbarung. Die historische Kritik der Kirche dekonstruiert dann alle Wahrheitsansprüche der Lehre der Kirche als zeit(geist)bedingte Antwortversuche, die für die Jetztzeit keine unbedingte Wahrheit mehr sein können, weil unsere Zeit neu das Offenbarte in ihrer Eigensprache zum Ausdruck zu bringen habe.

Ein simples Beispiel, aber den Kern der christlichen Religion treffend aus einer Religionsunterrichtsstunde möge dies veranschaulichen: Wer ist Jesus von Nazareth? Jüdisch geprägte Christen brachten die Außergewöhnlichkeit dieser Person durch den juristischen Begriff der Adoption zum Ausdruck: Gott habe den Menschen zu seinem Sohn adoptiert; er ist es nicht natürlich im Sinne einer göttlichen Vaterschaft, sondern er wird es im juristischen Sinne durch die Adoption. Hellenistisch geprägten Christen war dies juristische Denken fremd, sie dachten so biologistisch: Gott ist der göttliche Vater dieses Sohnes, er erzeugte ihn. Wir Heutigen denken weder jüdisch noch hellenistisch, sondern modern-aufgeklärt, sodaß uns der Titel: „Sohn Gottes“ besagt, daß er ein außergewöhnlicher Mensch ob seiner besonderen Gottesbeziehung war! So müsse das griechische Denken entmythologisiert werden, um zur faden Vorstellung eines bloßen Religionsvirtuosen Jesu vorzustoßen, der im Prinzip nur ein radicaler Menschenfreund war und so lebte.

Die Kirchengeschichte verkommt so zu einer Erzählung von menschlichem Wahrheitssuchen und Irren, von Reformen und von Verfallszeiten, von ein paar Heiligen und vielen Lauen, um am Ende zu resümieren, daß wir nun auf unseren eigenen Füßen zu stehen haben, um neue zeitgemäße Antworten im Geiste Jesu auf die Fragen unserer Zeit zu finden. Die auf das Ewige, das Wahre ausgerichtete Theologie wird so radical umstrukturiert auf die Fragen der Jetztmenschen, was wie bei diesen ankommt, hin orientiert. Der Diskurs der Kirche wird dann noch kritisiert als ein durch Machtgefälle verzehrter Diskurs, der die Laien, das Volk ausschloß, isb die Frauen und die Querdenker der Kirche, da sich die mächtigen Diskursbeherrscher fast immer durchsetzten. So kann die Tradition und das Lehramt der Kirche für uns Heutigen keine Verbindlichkeit mehr haben, selbst die Autorität der hl. Schrift ist anzuzweifeln, weil sie als menschliche Antwort auf Gottes Wort selbst in einer Differenz zur Wahrheit sich befindet und so die Wahrheit nur in zeit(geist)bedingten Vorstellungen zur Sprache bringt. So gehört es heute zum Gemeinplatz modernistischer Theologen, daß alle Aussagen der Bibel zur Homosexualität sachlich unzutreffend sind, weil man damals diese Art der Sexualität noch nicht verstand. Auch war der Begriff der Menschenwürde noch nicht in aller Klarheit begriffen, denn sonst hätte sich die Bibel klar gegen die Todestrafe ausgesprochen und hätte nie von einem Zorn Gottes geschrieben, der Menschen, die sündigten, den Tod erwirkte. Es gibt eben sehr viele für uns Heutigen unzumutbare Aussagen in der Bibel,sodaß auch sie nur noch begrenzt als Quelle ewiger Wahrheiten zu gelten habe: Alles ist eben zeit(geist)bedingt und darum kann die Kirche nun, um eine des 21.Jahrhundertes zu werden, einen Neustart wagen, ja muß ihn unternehmen, um auf dem freien Markt der Sinnanbieter auch morgen noch bestehen zu können!

 

Freitag, 29. Januar 2021

Warum wir die Coronaepidemie nicht in den Griff bekommen? Mutmaßungen




Lange Zeit war die Welt in Ordnung. So las sich das in der FAZ (Internet) am 21.Jänner 2021:

Lange Zeit gingen Sozialwissenschaftler davon aus, dass das liberale Gesellschaftsmodell, bestehend aus den Elementen individueller Selbstbestimmung, Demokratie, kapitalistischer Marktwirtschaft und Wohlfahrtsstaat, der Königsweg gesellschaftlicher Entwicklung und Modernisierung sei. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion schien der Siegeszug des Westens unaufhaltsam zu sein.“



Aber nun muß selbst dieses Flaggschiff des Liberalismus konzedieren, daß spätestens seit der Coronakrise diese zu einer Selbstverständlichkeit avancierten Vorstellung Risse bekommt. Warum bekam und bekommt China diese Epidemie in den Griff, auch wenn man sicher von den chinesischen Erfolgsmeldungen etwas als propagandistische Schönfärbung abstreichen muß, wohingegen in den Ländern des freien Westens trotz aller ergriffenen Maßnahmen sich keine Erfolge abzeichnen? Dabei hob die ideologische Niederlage des freien Westens doch schon damit an, daß, kaum daß dieser Virus sich in diesen Ländern heimisch machte,sehr erfolgreich,die liberal Regierenden nichts besseres einfiel, als das chinesische Konzept nachzuahmen. Es gab und gibt keine mit der Ideologie des Liberalismus kompatible Antwort auf diese Epidemie. Aber die Bevölkerungen, im Geiste des Hedonismus, des: „Ich will Spaß“ Erzogenen stellen sich nun zusehens quer.

Dem Liberalismus, dem die Freiheitsrechte des Bürgers, sein Recht zu verkaufen und zu kaufen, das höchste Gut auf Erden ist, denn auch die Welt ist ihm ja nur ein großer Warenmarkt, ist die Vorstellung, um eines fiktiven Gemeinwohl willens auf Privatrechte zu verzichten, ein Staatstotalitarismus. So erlassen die Staatsregierungen, China sich zum Vorbild nehmend, Gesetze zum Schutz des Gemeinwohles, die diese Privatfreiheitsrechte erheblich einschränken- aber was nützt das, wenn sie umgangen werden? Auch wenn die chinesische Staatsregierung wohl entschiedener und entschlossener hier die Freiheitsrechte einschränkende Schutzmaßnahmen ergriff, so ist der dortige Erfolg wohl mehr der Bereitschaft zum disziplinierten Handeln und der Bereitschaft, sich dem Ganzen unterzuordnen, zu verdanken als diesem Mehr an Einschränkungen.

Aus deutscher Perspektive: Die Tugenden, die uns Deutsche einst zu einer starken Macht in Europa werden ließen, mit denen reüssiert heute China, während wir verliberalisiert diese Krise nicht in den Griff bekommen.

Lang lebe die Volksrepublik“: Die chinesische Gesellschaft schätzt die Ziele, die die autoritäre Parteiführung erreicht hat – auch ohne Demokratie. dpa

Der Aufstieg Chinas hat eindrucksvoll gezeigt, dass sich zentrale, von den Bürgern einer Gesellschaft wertgeschätzte Ziele auch ohne Demokratie und mit einer autoritären kommunistischen Parteiführung erreichen lassen. Zu diesen gesellschaftlichen Gütern gehören unter anderem die Wohlstandssteigerung und die Verbesserung der Konsummöglichkeiten, die innere und äußere Sicherheit, die Verbesserung der Bildung und nicht zuletzt eine gute Gesundheitsversorgung. Sind Gesellschaftsordnungen erfolgreich im Erreichen der skizzierten Ziele, dann sind die Bürger zufrieden und unterstützen ihr Gesellschaftssystem, auch wenn sie selbst nur wenig Einfluss auf die Entscheidungen haben. Eine gute Performanz sichert zumindest partiell die Legitimität einer Gesellschaftsordnung. So charakterisiert dieser FAZ- Artikel China. Aber wie bringt man das nun noch mit der liberalen Ideologie in Einklang und was soll man nun tuen, wenn nicht nur die Querdenker im Namen dieser Ideologie die Rückkehr zu einer liberalen Politik fordern? Aber, wie schon Moeller van den Bruck urteilte: „Am Liberalismus gehen die Völker zu Grunde!“

Da war der Wettstreit der Systeme 1989f eindeutig ausgefallen, die ganze Welt sollte nun am freiheitlichen Liberalismus genesen, die Militärmacht der USA aber auch die Nato standen bereit, renitente Völker, wenn sie sich nicht liberalisieren wollten, zu befreien, wie Afghanistan, Libyen, den Irak, mit Syrien gelang es noch nicht, und nun diese Niederlage!

Eine „kommunistische“ Regierung, dem das Volk vertraut, weil es gut regiert wird und das so auch die staatlichen Maßnahmen mitträgt- das muß eine „Falschmeldung“ sein. Ein wenig falsch ist sie auch, denn kommunistisch ist an dieser Regierung sehr wenig. Charakteristisch ist für sie, daß sich China im Ausland mit „Konfuziushäusern“ präsentiert- es ist, als wenn China das vom Ausland importierte Kleide des Marxismus-Leninismus abwirft, um nun wieder aus seinen eigenen Traditionen zu leben. Das ist wohl das Modellhafte des heutigen Chinas, daß man hier statt einer universalistischen Ideologie zu folgen, sich auf das Eigene besinnt und so diese Epidemie trotzt. Wir Deutschen dagegen gaben unsere Tugenden auf, als wir uns verwestlichten aber auch verwestlicht wurden. Eine Rückbesinnung auf das uns Eigene wäre so das allein Erfolgversprechende: Wir müssen wieder Kantianer werden, den liberalistischen Hedonismus so überwindend!



 

Donnerstag, 28. Januar 2021

Die Katholische Kirche Deutschlands- oder die Lust an der Unterwerfung: ein illustres Beispiel!

Die Katholische Kirche Deutschlands- oder die Lust an der Unterwerfung: ein illustres Beispiel!


Der Augsburger Bischof Dr.Bertram Meier verkündet:

Was heutzutage an Halbwahrheiten und sogenannten Fake-News in manchen Ländern in Politik und Gesellschaft salonfähig wird, hat längst auch in kirchlichen Kreisen, Internet-Plattformen und in einschlägigen Publikationen Einzug gehalten.“ (Kath net am 27.Jänner 2021: Wahrheit duldet keine Neutralität)

Wer wollte dem widersprechen, wenn uns nicht die Frage zu denken gäbe, welche „kirchlichen Kreise“, welche „Internetplattforen“ und „einschlägige Publikationen“ damit wohl gemeint sein mögen. Sicher meint er damit nicht die 150 prozentig politisch korrekte Internetseite: Katholisch de und auch nicht die regierungstreuen Medien, von FAZ bis zur TAZ. Aber wen dann? Schon gehen uns die Augen auf: Die vorletzte Fehlwahl in der USA, die diesem D. Trump den Wahlsieg bescherte, war ja vor Allem die Folge der Falschnachrichten produzierenden neuen sozialen Medien. Jetzt gelang weitestgehend eine (Selbst)Zensur dieser Medien, sodaß nun wieder, wie es sich für eine Demokratie gehört, ein Mann des Establishment die Wahl gewann, der Kandidat, den die wahrheitsliebenden Medien zum Präsidenten gekürt hatten. Ja, ich fand sogar die Jubelmeldung, daß seit der Abschaltung von Trump-Unterstützerplattformen die Anzahl der Falschmeldungen deutlich abgenommen habe!

Ein Falschnachricht ist also eine dem einstigen Präsidenten nützliche Nachricht, wahr ist dagegen eine Nachricht, die dem Mann des Establishments nützt. Abstrakter formuliert: Nur politisch korrekte Nachrichten sind wahr Nachrichten, was politisch inkorrekt ist, kann keine wahre Nachricht. In den Kommentaren zu diesem Artikel auf Kath net werden dazu illustre Beispiele aufgeführt. Um Falschmeldungen handelt es sich eben, wenn von einer erhöhten Kriminalität von Asylanten geschrieben wird, daß sie häufiger kriminell werden als Einheimische, daß der islamistische Terror etwas mit der islamischen Religion zu tuen habe, daß es einen Zusammenhang zwischen der homosexuellen Orientierung der Täter und den von ihnen begangen sexuellen Mißbräuchen gäbe, daß nicht conservativ klerikal sich gebende heterosexuelle Priester die meisten Täter darstellen usw.

Wenn die Bundeskanzlerin feststellt, es habe in Chemnitz Menschenjagden auf Ausländer gegeben, dann ist das wahr und der Chef des Verfassungsschutzes muß zurücktreten, wenn er dies als eine Falschmeldung bewertet, denn was die Kanzlerin aussagt, ist immer wahr und somit hat jede Opposition immer Unrecht. Eigentlich gibt es für einen Katholiken nur eine Quelle der Wahrheit- neben der Bundesregierung: Kath de! Alle anderen Internetseiten produzieren eben nur Falschmeldungen, wenn sie abweichend von dieser Prawdanetzseite berichten! So verlangt dieser Bischof eben nur eins, daß nur politisch Korrektem zu glauben ist.



Zusatz:

Dieser Bischof nimmt es ernst mit der Wahrheit des Glaubens! So konnten wir lesen: „Augsburger Bischof fordert: CSU soll sich für Muslime öffnen“ FAZ am 8.2.2020. Es ist eben politisch korrekt, den Islam zu lieben! "Schöpfung bewahren – Umwelt schützen" : So hat Bischof Bertram sein Hirtenwort an die Gläubigen im Bistum Augsburg überschrieben. Youtube 3.10.2020 Video auf Youtube! Wie will das dieser Bischof nur schaffen, gar die Schöpfung zu bewahren, die aus mehr Sonnen als die Wüste aus Sandkörner besteht? Aber ein bißchen Hybris schadet eben nicht, die Aufgabe, die Gott allein zu kommen kann, die Schöpfung zu bewahren, als menschliche Aufgabe auszugeben!



 

Mittwoch, 27. Januar 2021

Erste Anmerkungen zum neuen Präsidenten der USA US-Bischofskonferenz protestiert gegen Bidens Proklamation für das „Recht“ auf Abtreibung.

Erste Anmerkungen zum neuen Präsidenten der USA

US-Bischofskonferenz protestiert gegen Bidens Proklamation für das „Recht“ auf Abtreibung.

Hier die Erklärung, zitiert nach: „Christliches Forum“ vom 24.Jänner 2021:



Es ist zutiefst beunruhigend und tragisch, dass der Präsident ein Urteil des Obersten Gerichtshofs lobt, das ungeborenen Kindern ihr grundlegendstes Menschenrecht – das Recht auf Leben – verweigert – und dass er sich dazu verpflichtet, es zu kodifizieren.

Ich ergreife diese Gelegenheit, um alle Katholiken daran zu erinnern, dass der Katechismus festhält: „Seit dem ersten Jahrhundert hat die Kirche das moralische Übel jeder erfolgten Abtreibung bestätigt. Diese Lehre hat sich nicht geändert und bleibt unveränderlich.“

Beamte sind nicht nur für ihre persönlichen Überzeugungen verantwortlich, sondern auch für die Auswirkungen ihrer öffentlichen Handlungen.

Roes“ Aufwertung der Abtreibung zu dem Status eines geschützten Rechtes und die Abschaffung staatlicher Einschränkungen ebneten den Weg für den gewaltsamen Tod von mehr als 62 Millionen unschuldigen ungeborenen Kindern und für unzählige Frauen, die unter dem Kummer von Verlust, Verlassenheit und Gewalt leiden.

Wir fordern den Präsidenten nachdrücklich auf, die Abtreibung abzulehnen und lebensbejahende Hilfe für bedürftige Frauen und Gemeinschaften zu fördern.



Es kam so, wie es zu erwarten war: Der neue Präsident, obzwar katholisch beendet die Politik des Lebensschutzes, er will das Töten der Kinder im Mutterleibe wieder fördern. Dafür ist ja schließlich auch sein Wahlkampf durch großzügige Spenden der Abtreibungslobby mitfinanziert worden.

In der Süddeutschen Zeitung konnte man von dem jetzigen US-Präsidenten, damals noch der Vizepräsident lesen (23.Juli 2016): Kurz vor Beginn der nächsten Syrien-Friedensverhandlungen sagt US-Vize-Präsident Biden, dass die USA auch auf eine militärische Lösung in Syrien vorbereitet seien. Außerdem äußerte Biden Verständnis für den Kampf der Türkei gegen die kurdische PKK.“

Es spricht einiges dafür, daß auch die Außenpolitik der USA unter diesem Präsidenten aggressiver werden wird, denn nun schon wird erwogen, Trumps angeordneten Truppenabzug aus Afghanistan zu stornieren. Auch der bisher noch gescheiterte Versuch, militärisch die Regierung Syriens zu stürzen um sie durch eine prowestliche zu ersetzen, könnte jetzt neu belebt werden. Während Trump in der politischen Tradition des Sich-auf- Amerika- Konzentrierens steht, ist der neue Präsident der amerikanischen Praxis des Weltpolizisten verpflichtet, überall in der Welt „the american way of life“ durchzusetzen. Eine mehr imperialistische Außenpolitik ist so zu erwarten.

Der neue Präsident steht so für Krieg, den Krieg gegen die Kinder im Mutterleibe und den Krieg zur Weltbeherrschung durch die USA. Wie verhält sich nun dazu aber das Vorhaben, die Multiethnisierung der USA voranzutreiben, die Einwanderung zu erleichtern und illegal Eingewanderte in die Gesellschaft zu integrieren, ihre Einwanderung nachträglich zu legalisieren? Das Konzept des Bevölkerungsumtausches ist offensichtlich. Es ist wohl nötig, sich über das Subjekt dieser Politik Klarheit zu verschaffen, daß die USA eine Plutokratie reinsten Wassers ist, in der die Regierenden eine Politik für die so Herrschenden betreiben und daß diese einen solchen Bevölkerungsumtausch wollen, sie wollen sich ein neues Volk erschaffen, von dem sie meinen, daß es für sie nützlicher ist als das bisherige. Sie tauschen Bevölkerungsteile aus, wie ein Fußballtrainer eben Spieler auswechselt, wenn sie ihre Leistung nicht erbringen. So wie es im Deutschen Fußball nicht nur in der 1.Bundesliga zur selbstverständlichen Praxis geworden ist, daß kaum noch Deutsche Spieler in den Spielmannschaften zu sehen sind, so soll auch die Gesellschaft umgestaltet werden, um so die Leistung zu optimieren, die Einheimischen herauszunehmen und sie durch „leistungsfähigere“, wohl eher nützlichere Ausländer zu ersetzen.

Der neue Präsident erfüllt so die Erwartung der Plutokratie, die ihn ins Amt gehievt hat. Der bedauerliche Betriebsunfall, daß ein Populist wie Trump die Wahl gegen das gesamte Establishment gewinnen konnte, soll sich auch nicht mehr wiederholen können.Es gelang so ja auch, die neuen sozialen Medien so zu kontrollieren und zu zensieren, daß es zu keiner zweiten Fehlwahl kam. Diese umfassende Zensur war aber wohl auch nötig, um den Wunschkandidaten der amerikanischen Plutokratie durchzusetzen.



 

Dienstag, 26. Januar 2021

Der Kampf um die Kirche- Besichtigungen des Deutschen Schlachtfeldes



Was die Kirche, was sie sein soll, das ist einerseits göttlich vorgegeben,andererseits aber auch durch die Kirchenmitglieder ge- und umgestaltbar, denn Gott beraubt die Christen nicht ihrer Freiheit, sodaß er einfach instrumentel durch sie die Kirche führt.

Seit dem Ende der Konstantinischen Epoche, als Groborientierung schlage ich vor, von Kaiser Konstantin bis zum Ende der drei großen christlichen Monarchien Rußlands, Österreichs und Deutschlands im und nach dem 1.Weltkrieg, stand die Römisch-Katholische Kirche sozusagen verwitwet da, und mußte sich neu in der Welt verorten und platzieren. Das 2.Vaticanum war der Versuch solch einer Neubestimmung der Kirche.

Diese Neukonzeption ist mit diesem Konzil noch nicht abgeschlossen, sondern der Kampf um die Kirche, was sie ist, was sie sein soll, nachdem sie nicht mehr im Thron-und Altar-Bund lebt. Im „Synodalen Weg“ wird jetzt in Deutschland dieser Kampf um die Neuorientierung der Kirche exemplarisch ausgefochten.

Mehrer Zentren des Kampfes sind dabei leicht ausmachbar:

Der Kampf um das Priestertum, ausdifferenziert in die Frage der Zulaßbestimmungen zum Priestertum- können Frauen und verheiratete Männer Priester werden und sollen Homosexuelle der Weg zum Priestertum erleichtert werden.

Der aktuelle Kampf um das Priestertum ist aber auch ein Kampf um den christlichen Opferkult. Gibt es in der Kirche, weil zur Religion das Opfer konstitutiv gehört, Priester oder ist das Christentum eine opfer- und damit kultlose Religion, sodaß es zwar Pfarrer aber keine Priester in ihr zu geben habe, wie es der moderne Protestantismus vertritt in einer gewissen Differenz zur reformatorischen Theologie, die im Kreuz Jesu noch ein wahrhaftiges Gott dargebrachte Sühnopfer sah. Das Reformziel wäre dann eine verprotestantisierte priesterlose Kirche. (Luther schuf ja das Priestertum in seiner „Kirche“ ab in Folge seiner neuen Lehre, daß die Eucharistie als reines Abendmahl und nicht als Meßopfer zu feiern sei.) Im Kampf gegen die Klerusvorherrschaft in der Kirche verbirgt sich dieser Kampf zur Abschaffung des Opfer darbringenden Priesters. Eine modernistische Gottesvorstellung, daß der Gott Jesu als nur Liebgott keine Opfer wollen könne, legitimiert dann theologisch diese Abschaffung des Priestertumes. Die Ersetzung der Eucharistie durch eine solene Abendmahlsfeier ermöglicht dann auch die Vorstellung, daß eine Frau dem vorsteht, weil es nun ja nicht mehr eine Opferhandlung sein soll, (die dem Männlichen ob des Opfercharakters in den Religionen vorbehalten ist) sondern ein symbolisches Essen (Mahl), sodaß es einsichtig ist, daß dann da eine Frau -hausfrauentypisch- ihr vorsteht. Die Eucharistie wird verhausfraut zu einem religiösen Essen.

Dieser Kampf speist sich nun aber vor allem aus der feministischen Ideologie, die die Kirche als von Klerikern beherrschte Organisation ansehen, in der Männer die Macht für sich usurpiert haben. Theologische Argumente der Legitimität der hierarischen Verfaßtheit werden dann als männliche Machtansprüche dekonstruiert un ihnen der Wille der Frau, auch Macht in der Kirche ausüben zu wollen, entgegen zu setzen. Konkreter stehen da auf der Kampfagenda die Forderung zur Einführung des Frauendiakonats oder die radicalere Version, daß Frauen zu allen Ämtern zulaßbar sein sollen. Es darf aber nicht übersehen werden, daß von radicaleren Feministin, etwa von „Maria 2.0“ die Abschaffung der ganzen Hierarchie der Kirche eingefordert werden. Faktisch reduziert sich dies Reformprogramm auf die Forderung der Gleichschaltung mit der protestantischen Organisationsstruktur ihres Gemeindelebens.

Ergänzend dazu soll die Kompetenz der Laien erhöht werden, daß sie Aufgaben übernehmen sollen, die dem geweihten Amt vorbehalten sind. Es wird einfach eine gleichberechtigte Partizipation an der Macht in der Kirche für die Laien gefordert.

Das 2.Zentrum bildet sicher der Kampf wider die Moraltheologie der Kirche. Im Zentrum steht dabei das Anliegen, möglichst viele Gestaltungen (aus)gelebter Sexualität kirchlich zu affirmieren. Hier wird einfach eine Anpassung der Lehre der Kirche an der Realität der gelebten Sexualität gefordert: Die Kirche habe eben nicht die Aufgabe, den Gläubigen vorzuschreiben, was sie in den Betten machen, sondern Ja zu sagen zur wie auch immer praktizierten Sexualität.

Der Kampfbegriff, mit der die gesamte Morallehre der Kirche ausgehebelt werden soll, ist der der Gewissensfreiheit, daß in allen Fragen der Moral die Letztinstanz, was darf ich und was darf ich nicht?, das individuelle Gewissen ist. So erstaunt es auch nicht, wenn von „Katholischen“ Frauen damit das Recht der Mutter, ihr eigenes Kind im Mutterleibe töten lassen zu dürfen, legitimiert wird.

Im Hintergrund dieser 2 Schlachten steht nun die Parole der „Demokratisierung“ der Kirche. Das ist wörtlich zu nehmen: Das Kirchenvolk (Demos) verlangt die Herrschaft über die Kirche, daß sie nach ihren Wünschen und Vorstellungen zu gestalten sei. Das zum Wesen der Kirche Konstitutive der Heteronomie, Gott gab der Kirche ihren Auftrag und ihre hierarische Ordnung soll damit überwunden werden. Dies gelingt mit der historisch kritisch fundierten Parole, daß die gesamte Ordnung der Kirche wie auch ihr Sendungsverständnis Produkt rein menschlicher Entscheidungen sind, die als solche zeit- und raum bedingt sind und so keinen Wahrheitsansprüche für heute mehr stellen können- jetzt müsse alles demokratisch neu ausgehandelt werden im Machtspiel konkurrierender Lager, dem (links)liberalen und dem conservativen.

Ausgeblendet wird aktuell der Kampf um die missionarische Ausrichtung der Kirche, denn dieser ist faktisch in Deutschland aber nicht nur hier entschieden: Die Mission wird durch die innerchristliche Ökumene und den Dialog der Religionen ersetzt mit dem Ziel eines gemeinsamen diakonischen Handelns zur Humanisierung der Welt. Diese Ersetzung verdankt sich auch der Bejahung der Konzeption der Neuen Weltordnung, in die missionierende Religionen nicht hineinpassen. Jede Art von Mission wird so als das friedliche Miteinander der Religionen verurteilt: Nur Fundamentalisten missionieren!

Charakteristisch für alle diese Kämpfe ist dabei, daß in überall die Demoskopie die theologische Frage nach der Wahrheit ersetzt: Was will das Kirchenvolk und was die mächtigen Einflußorganisationen, etwa die Homosexlobby oder das feministische Lager. Die wissenschaftliche Theologie kommt dabei nur noch die Funktion zu, Wahrheitsansprüche der bisherigen Lehre der Kirche zu delegitimieren und so alles der Verfügungsmacht demokratischer Mehrheitsentscheidungen zu unter-werfen.

Kann dies Destruktionsprogramm aber in der Katholischen Kirche Deutschlands umgesetzt werden, oder verlangt dies eine Ablösung von Rom? Erst der Machtkampf nach der Ende des „Synodalen Irrweges“ wird das erweisen, wobei die Deutsche Kirche auf ihr Geld, ohne das Rom nicht leben könne, besonderes argumentative Gewicht legen wird.



(Fortsetzung folgt)




 

Montag, 25. Januar 2021

Anmerkungen zum homo oeconomicus in seiner religiösen und politischen Praxis der Coronaepidemie

(Der Kampf um den Menschen- wie ist er zu deuten?)


Der homo oeconomicus ist der Mensch der Gegenwart; wann er das Licht der Welt erblickte, ist nicht leicht feststellbar, auch wenn er sich gerne als der Mensch, so wie er war, ist und immer sein wird, versteht. Faktisch ist er aber das Produkt des Liberalismus mit seinem Vorrang des Ökonomischen. Erst dieser Primat erschuf dies Menschenbild, das dann aber in die gesamte Menschheitsgeschichte als ihr Fundament zurückprojiziert wird, und das nicht nur in materialistischen Geschichtsauffassung des Marxismus, des sog.“Historischen Materialismus“ sondern genuin im Liberalismus selbst.Dies sagen wir einmal philosophische Konstrukt tritt nun aber auch handfest real in der Wirklichkeit auf, jetzt vor allem im politischen Raum. Er versteht sich primär als Verkäufer und Käufer. Daß die Waren des Marktes erst produziert werden müssen, damit sie verkauft und gekauft werden, wird dabei weitestgehend ausgeblendet, der Raum der Arbeit tritt zurück hinter die Perspektive des Handels. Nicht mehr der Arbeiter, dessen starker Arm alle Räder der Wirtschaft zum Stillstand bringen kann, steht im Focus der Betrachtung sondern der freie Konsument, der durch die Möglichkeit des Boykottierens die Macht in seinen Händen hält.

Die vom Staate erlassenen Gesundheitsschutzmaßnahmen zur Ein-dämmumg dieser Epidemie empfindet der homo oeconomicus nun als unzumutbare Beeinträchtigung seiner Freiheit, unlimmitiert verkaufen und kaufen zu können. Da dies für ihn das höchste Menschenrecht ist, das Recht auf Privateigentum ist dem subordiniert, um das Kaufen und Verkaufen zu ermöglichen, sodaß es illegitim ist, wenn der Staat dies Grundrecht einschränkt. Es kann kein dem Privatinteresse des homo oeconomicus übergeordnetes Gut geben, um dessen willen eine Einschränkung dieses Grundrechtes akzeptabel sein könnte. Denn solch ein Übergeordnetes, das Gemeinwohl, das Wohl des Volkes, sei nur ein ideologisches Konstrukt, da es realiter nur die Privatinteressen des homo oeconomicus gibt. Nur er sei ein ideologiefreier Mensch, weil er nur ökonomisch denkt und lebt.

Als „Querdenker“ demonstriert er nun gegen eine Regierung, von der er eigentlich erwarten dürfte, daß sie, da zumindest die CDU eine Partei der Wirtschaft ist, eine Politik betreibt, die dem Primat der Ökonomie gehorcht. Das Befremdlichste ist nun aber, daß sich dieser genuine Protest des homo oeconomicus als ein rechter/rechtsradicaler in den Medien vermaledeit sieht, ein wahrhaft liberaler Protest plötzlich etwas Rechtes sein soll. Des Rätsels Lösung ist einfach: Alles, was politisch der Regierung mißfällt, wird von den Medien als rechts perhorresziert, nicht weil es rechts gerichtet ist, sondern weil dies die effektivste Diffamierung ist. Da die Medien nun die Wirklichkeit produzieren, (die Wirklichkeit ist ein soziales Konstrukt, so die Einsicht der Philosophie des Konstruktivismus), ist die Querdenkerbewegung des homo oeconomicus zu einer rechten geworden, der sich nun auch Rechte anschließen. Verkaufen und Kaufen, das ist nun nicht einfach ein Grundrecht, sondern in einer Welt, in der alles zu einer Ware geworden ist, der Grundvollzug des menschlichen Lebens.

Das präfiguriert auch das Verhältnis des homo oeconomicus zur Religion. Für ihn besteht auch die christliche Religion aus einer großen Vielzahl von Angeboten, aus denen er sich das ihm Gefällige zum Konsumieren heraussucht. Nun wird aber der Katholischen Kirche die Generalkritik gegenüber erhoben, daß sie ihre Angebote an den Konsumwünschen ihrer Kunden vorbei produziert. Sie böte nur noch Ladenhüter an, sie müsse sich jetzt umstellen, um nachfragegerecht ihre Angebote zu kreieren. Alle Traditionen der Kirche, von der hl Schrift angefangen, über die Tradition bis zum Lehramt müssen geprüft werden: Ist das den heutigen Konsumenten gemäß? In Deutschland hat sich dieser Überprüfungsaufgabe der „Synodale Irrweg“ gewidmet, daß alle alten Zöpfe abgeschnitten werden müssen, um endlich zeitgemäß zu werden.

Für den homo oeconomicus ist nämlich nur das „wahr“, was ihm als- der Kunde ist König- gefällt. Der Theologie fällt dabei die gewichtige Aufgabe zu, alle bisher als wahr geltenden Lehren der Kirche zu dekonstruieren, sie ihrers Wahrheitsanspruches zu berauben, indem die Lehre der Kirche nur noch ein Konglomerat von Privatmeinungen sein soll, die trotz ihrer Zeitbedingtheit als ewige Wahrheiten ausgegeben wurden durch die Kirche.Wenn alles so gleich wahr und unwahr ist, kann es dann ganz in das Belieben des heutigen Endverbrauchers gestellt werden, was er für sich als wahr erwählt, kauft. Der Rekurs auf das Gewissen als höchste Instanz soll dabei absichern, daß nun der Kunde allein der ist, der definiert, was wahr ist. Darauf soll die Kirche sich dann durch ihre Demokratisierung, das ist ihre Vermarktwirtschaftlichung neu konzipieren als so zeitgemäße Kirche für den homo oeconomicus.



 

Sonntag, 24. Januar 2021

„Nicht jeder Konservative im Land ist ein Extremist“


So heißt es in dem Kommentar zu den ersten Amtshandlungen des neuen amerikanischen Präsidenten in der „Passauer Neuen Presse“ vom 22.Jänner 2021, S.2. Es gibt also Conservative, die aus Sicht dieses Kommentars Extremisten sind und die sind dann auch als solche zu behandeln.

Nur übertreibt es der neue Präsident, wenn er gleich am ersten Diensttag den Chefbutler feuert, nur weil er einst in einem Trump-Hotel gearbeitet hat. Auch weitere führende leitende Angestellte feuerte er, nur weil sein Vorgänger sie eingestellt hatte. Er gäbe so dem linken Flügel seiner Partei nach, denn der fordert eine radicale Säuberung aller Trumpanhängerim aus dem öffentlichen Leben: „Nicht nur die Regierungsbehörden, auch Privatunternehmen sollten ihre Ränge von Trump-Wählern und Anhängern >reinigen<.“ Trump gilt also diesen Linken als conservativ und als solche sollen sie aus allen einflußreichen Positionen herausgesäubert werden.

Dem Kommentar ist das ein so rigoristischer Kurs, denn auch unter Conservativen könnte es doch Akzeptable geben. Im Prinzip ist man sich aber eins: Conservative stehen unter dem Verdacht, extremistisch zu sein und sollen so bekämpft werden, nur daß eben nicht alle gleich zu entfernen sind aus allen bedeutsamen Stellungen.Diese Aussage: „Nicht jeder Konservativer ist ein Extremist“ manifestiert überdeutlich, wie sich durch die Politische Korrektheit das ideologische Feld des Erlaubten und Akzeptablen verengt hat. Schon Conservatives gehört genau genommen nicht mehr zum Erlaubten. Legt so mancher Conservativer Wert darauf, kein „Rechter“ zu sein, um so der Vermaledeiung durch die Blockwarte der Politischen Korrektheit zu entkommen, so muß er sich hier belehren lassen, daß jeder conservativ Denkender nun unter dem Verdacht steht, nicht nur ein „Rechter“ , sondern noch ärger gar ein Extremist zu sein!

Er wird somit zu einem „Verdachtsfall“ für den Verfassungsschutz, auch wenn eingeräumt wird, daß nicht jeder so Verdächtigter wirklich ein Extremist sein muß. Auch in den USA beginnt nun mit dem neuen Präsidenten die Herrschaft der Politischen Korrektheit, die sein Vorgänger einzudämmen versucht hatte. Die großflächigen Zensurmaßnahmen gegen Trumpamhänger während der Präsidenschaftswahl demonstrierte machtvoll, daß das amerikanische Establishment sich die Macht zurückerobern wollte, die sie durch die irreguläre Wahl Trumps verloren hatte und daß sie diese Wahlniederlage einem Zuviel an Meinungsfreiheit zu verdanken hatte. Mit diesem Zuviel soll nun Schluß gemacht werden, alle Medien politisch korrekt ausgerichtet werden. Da darf es dann keinen Platz mehr für Conservatives geben, oder noch ein paar Nischen, um den Anschein einer pluralistisch verfaßten Gesellschaft zu simulieren.


Zusatz

Anlass der letzten Aufwallung ist eine am 20. Januar organisierte Gesprächsrunde unter dem Titel „Lügenpresse? Was ist los im Journalismus“. An der Diskussion war eine Influencerin beteiligt, die rechtskonservative Positionen vertritt. Auch einige Journalisten debattierten mit.“ FAZ, 23.1.2021: Eva Hermann erwirkt Widerruf

Erstaunlich, wie selbstverständlich in einer Gesellschaft, die sich ihres Pluralismus und Liberalität als Markenzeichen rühmt, nun darüber debatiert wird, ob eine Rechtsconservative an einer Gesprächsrunde teilnehmen darf, ob solche Positionen nicht a priori auszuschließen seien.

 

Samstag, 23. Januar 2021

Irritierendes:Menschen,die ihr eigenes Volk hassen


qui oderant gentem suam“= die ihr eigenes Volk haßten (1.Makkabäer 11,21). Hier spricht das 1. Makkabäerbuch, das große Buch der Befreiungskämpfe des jüdischen Volkes, das Luther aus dem Kanon der Bibel entfernte, sicher zum Nachteil für das Freiheitsbewußtsein unseres Volkes, von Juden, die ihrem eigenen Volke feindlich gegenüberstanden und die so ihrem eigenen Volke in den Rücken fielen, indem sie mit Feindmächten kooperierten und Aufstandspläne verrieten. Als „viri iniqui“ bezeichnet sie das Makkabäerbuch, A.Arndt (Vulgata, 1903) übersetzt mit: „ruchlose Männer“, „ungerechte“ träfe sicher das Lateinische besser.

Spontan könnte jetzt an Karl Marx Schrift zur Judenfrage gedacht werden, in dem so vernichtende Urteile über den Juden enthalten sind, daß, wenn diese Schrift nicht einen jüdischen Autor aufwies, sie als antisemitisch beurteilt werden würde. Nur, so eine radicale Abneigung gegen das eigene Volk ist nun nichts spezifisch Jüdisches. Im Jahre 1989 traten die sich selbst als „Antideutsche“ Bezeichnenden auf der politischen Bühne auf und verlangten die Auflösung des Deutschen Volkes durch seine Multiethnisierung. Der Deutsche Staat sollte zu einem Vielvölkerstaat umtransformiert werden, die Deutsche Kultur durch eine Multikultivierung zum Verschwinden gebracht werden. Der Haß auf das eigene Volk inspirierte diese Antideutschen und motiviert sie jetzt noch immer, wenn eine Politik der offenen Grenzen gefordert wird, daß wir jeden „Flüchtling“ aufnehmen müßten, daß er bei uns leben dürfe- nicht aus Liebe zu den Fremden sondern aus Abneigung dem Eigenen gegenüber.

Das Sichselbstlieben erscheint uns als das Natürliche, als das Selbstverständliche, problematisch sei dann nur, daß zu viele nur sich selbst liebten, so als Egoisten egozentrisch den Anderen nur zum Eigenvorteil benutzen würden. Was auf der persönlichen Ebene der Egoismus sei, daß sei im Bereich der Völker der Patriotismus und Nationalismus als nationaler Egoismus zu verurteilen. Wie paßt aber in diese einfach strukturierte Vorstellung die Aussage des sein eigenes Volk Hassens? Kann es das geben? Ja, das beweist uns das Makkabäerbuch. Dies Verhalten ist etwas Widernatürliches, aber es ist eine menschliche Möglichkeit, widernatürlich zu leben, denn die menschliche Natur determiniert den Menschen nicht. Als „ungerecht“ sich verhaltend verurteilt die Schrift diese Haltung. Sie ist also nicht nur widernatürlich sondern auch unmoralisch. Wenn in der Hl. Schrift etwas als „ungerecht“ qualifiziert wird, dann inkludiert dies immer auch das Urteil, daß es wider Gottes Willen ist, denn Gott selbst ist die Quelle allen Gerechten und wer so ungerecht sich verhält, handelt wider Gott selbst. Das Makkabäerbuch gibt uns keine Erklärung für ein solches Fehlverhalten, es ist ihm so unbegreiflich, daß es nur als Faktum erzählt werden kann. Damit soll auch der Anschein ausgeschlossen werden, daß es Gründe für einen solchen Selbsthaß geben könnte, die so irgendwie diese Selbstverneinung auch legitimieren könnten- nein, dieser Selbsthaß ist einfach etwas rein Negatives, das keine Gründe außer dem des Hasses in sich birgt: Es ist ein grundloser Haß auf das Eigene!

Politisch kann nun dieser Haß auf das eigene Volk ausgenutzt werden , etwa im Konzept der Globalisierung, der Erschaffung der Neuen Weltordnung, in der es keine Völker und keine nationalen Kulturen mehr geben darf sondern nur noch den Einheitsmenschen, aber die Globalisierungsideologen treffen diesen Selbsthaß schon vor, den sie dann für ihr politisches Programm der Weltbeherrschung instru-mentalisieren.

 

Freitag, 22. Januar 2021

Über den Verlust der heiligen Schrift- ein Kulturwandel


Der Demokrat liest in den Meinungsumfragen, als seien es heilige Schriften“ Nicolas Gomez Davila,Es genügt, dass die Schönheit unseren Überdruss streift...Aphorismen, 2017, S. 134. „Heilige Schriften“ sind verheißungsvoll, sie versprechen einen Zugang zur Wahrheit. Man kann sein Studierzimmer verlassen, um dann draußen die Wirklichkeit kennen zu lernen, das wirkliche Leben, von dem Bücher nur ein blasser Abdruck sind. Nicht aus Theorien, nur aus dem Hinsehen auf das Wirkliche erkennen wir Bedeutsames.

Aber so mißverstehen wir die Bedeutung heiliger Bücher, denn sie erheben den Anspruch, daß in ihnen mehr Wahrheitserkenntnis enthalten ist, als wenn wir uns unmittelbar dem Wirklichen zuwenden. Diese Bücher erschließen uns die Wahrheit hinter dem Schein der Wirklichkeit. Schon die Sprache spiegelt nicht einfach die Wirklichkeit wider, denn schon die einfache Aussage, daß da ein Baum steht, subsumiert das Einzelding, das da wahrgenommen wird unter die Idee des Baumes und begreift ihn so als einen Fall des´Baumseins. Die so applizierte Idee des Baumes ist so eine Deutung des Gesehenen und diese Deutungen entnehmen wir nicht der Wirklichkeit. Man könnte so sagen, daß heilige Texte uns Deutungen an die Hand geben, durch die wir erst in die Lage versetzt werden, das Gesehene zu lesen und daß es uns so erst zu etwas Wahr-Genommenen wird. Ohne solche Deutungen wird uns die Wirklichkeit zu einem unlesbaren Text.

Heilige Texte erschließen uns so erst die Wahrheit der Wirklichkeit, sie befähigen uns erst zum Lesen der Wirklichkeit. Was passiert aber, wenn nur noch nach Meinungen gefragt wird? Die Wahrheit der Wirklichkeit wird identifiziert mit der Mehrheitsmeinung über eine Causa. Was meint man denn so davon? Als Demokrat hat man eben zu wissen, was jetzt gerade die populäre Ansicht über eine bestimmte Sache ist, denn für den Demokraten ist die Frage, was ist wahr?, identisch mit der Frage :Was denkt man den dadrüber? Die Demoskopie ersetzt so das Fragen nach der Wahrheit.

Die heiligen Texte können dann auch nur noch Meinungen wiedergeben, die so verbindlich sind wie alle anderen Meinúngen, wenn sie Mehrheitsmeinugen sind . Es gibt so keine Texte mehr mit einem privilegierten Zugang zur Wahrheit. Alle Texte sind egalisiert, eben nur noch Manifestationen einer Meinung über Gott und die Welt. Denn wahr ist nun das, was die Mehrheit für wahr hält. Die Demoskopie ersetzt so das philosophische und theologische Denken.

 

Donnerstag, 21. Januar 2021

Irrwege der Kirche: Gebetswoche für die Einheit der Christen im Jahre 2021: die Rechtfertigungslehre


Luther urteilte bekanntlich, daß die Kirche mit der Rechtfertigungslehre stehe und falle- dem ist im Prinzip zuzustimmen, wenn hinzugefügt wird, mit der wahren, sodaß es eben nicht schon ausgemacht ist, daß diese Aussage in eins fällt mit der, daß sie mit der lutherischen stehe und falle.

Die Struktur der Rechtfertigungslehre läßt sich so veranschaulichen: Das in der Bäckerei gebackene Brot sättigt erst, wenn es in einem Lebensmittelgeschäft erworben dann aufgegessen wird. Das Brot ist schon in der Bäckerei für die Menschen zum Verzehr produziert worden, aber es sättigt ihn erst, wenn er es konsumiert. Dem entspricht die Struktur der Rechtfertigungslehre:das am Kreuze Christi erwirkte Heil, das durch die Kirche ausgeteilt von Menschen angeeignet wird. Die Kontroverse ist zwischen katholischer und lutherischer Rechtfertigungslehre nun in der Verhältnisbestimmung von dem göttlichen Wirken und dem des Menschen bei der Vermittelung des am Kreuz gewirkten Heiles beheimatet: wirkt Gott allein oder wirkt der Mensch mit? Seit der Reformation existiert diese Kontroverse und bis heute stehen sich die lutherisch/reformierte Lehre, Gott wirkt es allein und die katholische, der Mensch wirkt mit, gegenüber ohne eine Möglichkeit eines Ausgleiches.

Die Ökumene lebt faktisch davon, daß diese Frage als belanglos angesehen wird, denn es reiche doch die Aussage, daß Gott das Heil des Menschen wirke und die nähere Klärung sei eine Angelegenheit theologischer Schulen, wobei die differenten Auffassungen dann keine kirchentrennende Qualität zukämen. So theologische Kontroversen zu vergleichgültigen macht die Substanz der Ökumene aus.

Es muß nun darüber hinaus festgestellt werden, daß die dieser Kontroverse zu grundeliegende Struktur selbst sowohl in der Katholischen Kirche wie im Protestantismus aufgelöst wurde. Maßgebend dafür ist die neukonzipierte Rechtfertigungslehre des reformierten Theologen Karl Barth, der nach 1945 ökumenisch rezipiert wurde.Das Heil ist schon objektiv am Kreuz gewirkt, es braucht nur noch die Erkenntnis des Heiles noetisch vermittelt werden. Der Glaube eignet so nicht mehr das Heil an, sondern er- und bekennt es nur noch für jeden Menschen. Da das Heil ganz in die Objektivität des Kreuzes verortet wird, bedarf es keiner Vermittellung des Heiles mehr, denn es gilt ja schon jedem. Der Gläubige antwortet nur noch auf das ihm objektiv schon geltende Heil. So kann dann auch auf jede Mission verzichtet werden, da ja jedem das Heil gílt, auch dem Ungläubigen.Aus dem Aneignen wird so ein bloßes Antworten auf das dem Menschen immer schon Geltende.

Aber auch dies Konzept hat sich aktuell überlebt in Folge der Kritik an der Kreuzestheologie dieses Konzeptes, daß das Kreuzaltaropfer für die Rechtfertigung nötig sei. (Anselm von Canterbury gilt da als der schlimmste Theologe).Da Gott nur die Liebe sei, kann von ihm nicht prädiziert werden, daß er ein Sühnopfer wolle. Jetzt haben wir nur noch den Gott, der die Liebe ist und den Menschen, der erkennen soll, daß Gott der alle Menschen Liebender ist.Es kann nun gar kein Heilswerk mehr geben, denn es gibt gar kein Unheil mehr, aus dem der Mensch zu erlösen sei, denn er ist ja immer schon der Geliebte. Er muß nur noch dies erkennen, was objektiv ihm schon gilt.

Jetzt hat die Frage der Verhältnisbestimmung von Gottes Wirken zum Wirken des Menschen in der Vermittelung des Heiles auch keine Bedeutung mehr, da es gar nicht mehr ontisch vermittelt werden kann, da das Heil ja immer schon allen gilt. Daraus generiert sich dann das Indikativ-Imperativ-Schema : Weil Gott uns liebt (der Indikativ), haben wir zu tuen (Imperativ)! So ist die Struktur der Rechtfertigungslehre ad acta gelegt und zwar so erfolgreich, daß selbst Studenten der Theologie das Problem der Rechtfertigung nicht mehr verstehen können!




 

Mittwoch, 20. Januar 2021

Irrwege der Kirche: Gebetswoche für die Einheit der Christen im Jahre 2021: zur Gottesvorstellung


Kaprizieren wir uns auf eine der Kontroversfragen zur Realpräsenz Jesu Christi in den konsekrierten Elementen der Eucharistie. Nach Katholischer Lehre kann nur ein gültig geweihter Priester die Wandlungsworte so sprechen, daß sich die Wandlung von Brot und Wein in das Fleisch und das Blut Christi auch wirklich ereignet. Nach der lutherischen Lehre kann die Konsekration jeder Laie gültig vollziehen, nur muß er dazu auch kirchenrechtlich berechtigt sein, damit er erlaubt gültig das Abendmahl feiert.

Das sind zwei Lehrpositionen, die nun im ökumenischen Dialog miteinander soweit harmonisiert werden sollen, daß man wechselseitig die Gültigkeit der jeweiligen Feier anerkennt. Am einfachsten: Man erklärte Beides für legitime Meinungen und akzeptiert so die Diversität. Aber wird so nicht die Rechnung ohne Gott gemacht? Wenn das Ziel der Ökumene es sein soll, daß es gleichgültig sein soll, ob nur ein geweihter Priester oder jeder Laie die Eucharistie bzw das Abendmahl zelebrieren kann, wer kann dann mit welcher Berechtigung urteilen, daß es Gott auch gleichgültig ist?

Der ökumenische Dialog sieht eben das Problem der Uneinigkeit in wichtigen Fragen der Theologie nur als ein weltimmanentes Problem divergierender theologischer Auffassungen, die zu einer Zerstreitung der christlichen Gemeinschaften geführt hatte, die es nun aber zu überwinden gälte. Ein eines Christentum wäre eben hinsichtlich der Welt glaubwürdiger.

Nur, wie nun wenn Gott es selbst nicht gleichgültig ist, was die Kirche und die religiösen Gemeinschaften lehren, daß das Problem eben nicht reduzierbar ist auf verschiedene identitätsstiftenden Traditionen, die es nun um der erstrebten Einheit willen gilt, miteinander zu harmonisieren? Wenn Jesus Christus von sich selbst aussagt, daß er die Wahrheit sei, dann verpflichtet das die Theologie und die Kirche zur Wahrheit. Für die Ökumene dagegen gibt es nur divergierende Traditionen, die die Einheit des Christentumes entgegen stehen und die so abgeschliffen werden müssen, bis daß alles harmonisch zueinander passend geworden ist. Die Lehre, die Doktrin, die Dogmen werden so zu potentiellen Störgrößen, ohne die das Christentum viel besser leben würde und somit die Frage nach der Wahrheit mit Pontius Pilatus exkommuniziert als nicht mehr relevant: Was ist schon Wahrheit,wozu ist es gut, nach ihr zu fragen, wenn die Mehrheit den Tod dieses Jesus will und er so eben zu kreuzigen ist?


 

Dienstag, 19. Januar 2021

Irrwege der Kirche: Gebetswoche für die Einheit der Christen im Jahre 2021:Zum Hirtenamt der Kirchenoberen


Ein Fabrikbesitzer erklärt seiner Belegschaft, daß er sich aus dem aktiven Geschäft zurückziehe und jetzt als seinen Stellvertreter als Geschäftsführer den Kollegen XY einsetze. „Auf ihn habt ab jetzt zu hören!“ Nun sagten aber ein paar der Angestellten: „Auf den Chef hörten wir gerne, aber nicht auf den Geschäftsführer!“ Alle seine Anweisungen werden wir also ignorieren, denn wir wollen nur dem Besitzer gehorchen. Eine ganze Abteilung stellt so die Arbeit ein, weil keiner da den Anordnungen des eingesetzten Geschäftsführers Folge leistet.

Ist diese renitente Abteilung noch ein Bestandteil des Gesamt-unternehmens? Ist es vorstellbar, daß der Eigentümer urteilen wird: „An diesen habe ich Gefallen, weil sie nur mir und nicht dem von mir eingesetzten Geschäftsführer gehorchen wollen?“ Ist die Annahme nicht realistischer, daß sie entlassen worden sind ob ihrer permanenten Insubordination?


Jesus Christus hat auch nach Ostern einen Geschäftsführer eingesetzt: „Weide meine Schafe!“ (Joh 21,16). Eine notwendige Ausschweifung zum Motiv des Hirten:Es handelt sich hier um eine Königsideologie, daß einerseits der König, weil er sein Volk wie ein guter Hirte regiert (=weiden) den Gehorsam seines Volkes verlangen darf (der Schafe) und daß andererseits das Volk von seinem König erwarten kann, daß er es wie ein guter Hirte regiert. „Weiden“ ist so ein terminus technicus für das königliche Regieren. In der Religion kann nun Gott als der gut regierende göttliche König verstanden werden, es kann dies königliche Amt auf den Sohn Gottes übertragen werden und der setzte dann autokratisch Petrus als den monarchischen Regierer der Kirche ein.

Daraus ergibt sich die Frage, ob die Schafe, die sich von der Herde absondern, weil sie dem von Gott eingesetzten Hirten seines Volkes nicht gehorchen wollen, noch zur Herde Gottes dazugehören? Wie könnte ich zur Kirche Jesu Christi noch zugehörig sein, wenn ich den von ihm eingesetzten Regierer der Kirche ablehne? Kann noch von einer Subordination unter dem Sohn Gottes, Jesus Christus gesprochen werden, wo seinem Stellvertreter der Gehorsam verwehrt wird?

Eines ist konstitutiv für den Vorstellungskomplex des königlichen Hirtenamtes, daß eine Schafsherde sich nicht selbst regieren kann, sie bedarf des monarchischen Hirtenamtes. Beruht die Insubordination dem Hirtenamt gegenüber nicht auf der Meinung, keines Hirten zu bedürfen, da das Volk Gottes sich selbst zu weiden vermag, ja genau genommen jeder Einzelchrist sich selbst zu regieren vermag, sodaß er auch nicht in der Kirche, in der Herde zu leben hat?

Das Hirtenamt bedeutet nun aber kein absolutistisches Regieren, denn der Hirte steht gerade unter dem Anspruch, sein Volk gut zu regieren. Nicht jeder Papst in seiner Petrusnachfolge war so gesehen ein guter Hirte, (der jetzige ist ganz gewiß kein guter) aber das darf nicht uns Christen zur Ablehnung des Hirtenamtes verführen. Gott selbst hat nämlich seiner Kirche diese gute Ordnung eingestiftet. Das Amt des Hirten kann deshalb nach dem Abfall der Reformatoren von der Kirche nur in der Rückholung dieser sich verlaufen habenden Schafe in die Herde Jesu Christi bestehen, die Jesus Christus selbst durch dies monarchische Hirtenamt regieren läßt. Ökumene kann nicht heißen, die verlorenen Schafe weiterhin sich umherirren zu lassen, ihnen beteuernd, daß das so in Ordnung wäre.


 

Montag, 18. Januar 2021

Irrwege der Kirche: Gebetswoche für die Einheit der Christen im Jahre 2021

(daß die Wahrheit nicht ein Volut von Wahrheitsansprüchen ist, die um der Einheit willen verhandelbar sind)


Spontan könnte erwidert werden, daß doch das Beten ein gutes Tuen sei und daß die Einheit unter Christen etwas Erstrebenswertes sei. So gilt ja auch für jede politische Partei, besonders vor Wahlen, daß die (demonstrative) Einigkeit und Einheit und Nichtzerstrittenheit einer Partei sie in der Wählergunst steigen lasse. Das dürfte dann doch auch für das Christentum gelten, daß seinem Ansehen in der Öffentlichkeit die Confessionsstreitigkeiten abträglich seien: Wir sollten so eins sein! Darüber hinaus verstünden die theologischen Differenzen sowieso nur spitzfindige Dogmatiker- für das Kirchenvolk seien diese kontroverstheologischen Fragen sowieso nur völlig unverständlich und unwichtig. Selbst unter der Theologiestudenten stößt diese Meinung auf viel Zustimmung.

Trotzdem sind Einwände zu erheben. Im ökomenischen Dialog ist oft die Parole zu hören, daß uns der Glaube an Jesus eine und daß dies doch schon ein ausreichendes Fundament für die christliche Einheit sei. Also, orientieren wir uns in diesem Sinne an Jesu Praxis des Umganges mit Lehrdifferenzen in der Urgemeinde. Das Johannesevangelium 6,22-59 berichtet uns ja von dem ersten innergemeindichen Konflikt um die Eucharistielehre. Jesu Lehre wird von einem Teil seiner Schüler als unerträglich empfunden: Daß sie sein Fleisch und sein Blut in der Eucharistie zu essen und zu trinken haben, um so das ewige Leben zu erlangen, war für sie eine unerträgliche Lehre. (So auch für den Exegeten Rudolf Bultmann, der dann diese Lehre einer „kirchlichen Redaktion zuschreibt, die so das Anliegen des Verfassers dieses Evangeliumes konterkariere, denn der trat für ein Christentum ohne Sakramente ein.)

Eventuell waren diese Ablehner Jesu Lehre vom Sakrament der Eucharistie Judenchristen, denen isb die Vorstellung, das Blut Jesu trinken zu sollen, inakzeptabel. Wie verhält sich nun Jesus selbst zu diesen Schülern? Unternimmt er einen Versuch, sie zurück zu gewinnen, weil sie ihm ob dieser Zumutung nicht mehr weiter folgen wollten? Zeigte er ihrem Widerspruch gegenüber Verständnis, daß sie als Juden ob des Noahbundes auf keinen Fall Blut trinken durften, da ihnen schon der Verzehr bluthaltigem Fleisches verwehrt ist? Versucht er, seine Lehre abzuschwächen, sie ihnen appetitlicher zu machen, den es darf doch nicht dazu kommen, daß Jesus „Jünger“ ob einer theologischen Lehre ihn verlassen?

Nichts davon. Jesus läßt diese Ablehner gehen. Stattdessen wendet er sich an die verbliebenden Schüler: Bleibt ihr bei mir, bejaht ihr meine Eucharistielehre oder wollt auch ihr fortgehen? Jesus lehrt die Wahrheit. Die Einheit der Kirche ist so das einmütige Zustimmen zu seiner Lehre. Die Einheit besteht aber nicht darin, daß irgendeine Konsensformel zwischen Jesu Lehre und den Anliegen der seine Lehre Verwerfenden gesucht wird. Politische Parteiprogramme sind im Regelfall Kompromißformeln verschiedener Richtungen in einer Partei, die so ihre Einheit hervorbringt, aber das kann so nicht für die Kirche Jesu Christi gelten.

In der Alten Kirche gab es auch heftigste Kontroversen um den Kanon: Welche Schriften gehören zum Kanon der Bibel und welche nicht? Marcion vertrat dabei eine radicale Position: Die Kirche solle das Alte Testament verwerfen und nur Evangelien in die Bibel aufnehmen, wenn sie gänzlich von allen AT-Zitaten purifiziert sind, denn er hielt den Gott des Alten Testamentes für unvereinbar mit dem von Jesus offenbarten. Die Kirche reprobierte dies Ansinnen und schloß so Marcion aus. Hätte nicht auch hier dann die Kirche um der Einheit willen einen Kompromis finden müssen? Etwa, daß sie das AT verwirft, aber die AT-Zitate in den Evangelien nicht herausstreicht?,oder daß sie, im Geiste der versöhnten Verschiedenheit jedem erlaube, sich seinen eigenen Kanon nach seinem Belieben zu kreieren? Oder, daß zumindest eine Kommission gegründet wurde, um das weitere Miteinander aller Christen, ob sie nun das AT bejahen oder ablehnen, zu ermöglichen. Die Einheit der Kirche sei doch wichtiger als die Frage, wie ich es mit dem Alten Testament hielte. Aber so ging die Kirche nicht vor: Sie lehrte die Wahrheit und wer die nicht annehmen wollte, der entfernte sich so von der Kirche wie die Schüler, die nicht mehr Jesus nachfolgen wollten ob seiner Eucharistielehre.

Die Gebetswoche zur Einheit der Kirche sieht das aber ganz anders: Es soll nun eine Einheit geben um deren willen, Wahrheit und Unwahrheit miteinander vermengelt werden sollen, oder eben alles als irgendwie gleich wahr qualifiziert werden soll! Schon Jesus sei so in die Irre gegangen, als ihm seine Eucharistielehre wichtiger war als die Einheit unter seinen Schülern, daß er es so zuließ, daß Schüler ihn verließen ob ihrer Nichtzustimmung zu einer seiner dogmatischen Lehren.




 

Sonntag, 17. Januar 2021

„Christologische Abrüstung“- Jesus Christus klein machen! Eine Papst Franziskus-Traditon?



Lange ist es her, da spukte diese Parole in dem theologischen Blätterwald. Geboren wurde die Parole aus dem Geiste der Friedensbewegung:durch Abrüsten zum Frieden. Auch die „Christologische Abrüstung“ sollte dem Frieden dienen, dem zwischen der Kirche und der Synagoge. Pointiert formuliert: Solange die Kirche mit dem Selbstbewußtsein ausgestattet, von Gottes Sohn selbst gegründet worden zu sein, auftritt, behauptend, daß so nur die christliche Religion die wahre sein könne, die anderen dazu sich notwendig defizitär verhielten,könne es keinen christlich-jüdischen Dialog auf gleicher Augenhöhe geben.

Diese Parole ist nun gänzlich aus dem theologischen Diskurs verschwunden mit dem Ableben der Friedensbewegung. Aber in der Sache lebt sie weiter, daß die Christologie das Hindernis für den interreligiösen Dialog darstellt und so dekonstruiert werden muß.


Dem korreliert die Tendenz, Anselm von Canterburys Kreuzeslehre, seine Satifikationslehre zu perhorreszieren, um so schlußendlich jede Heilsbedeutung des Kreuzes Christi zu bestreiten. Ein Gott, der nur die Liebe ist und sonst nichts, kann auf keinen Fall das Opfer seines Sohnes zur Entsühnung verlangen. So hat Jesus uns nur von falschen Gottesvorstellungen erlöst,daß er ein die Sünder strafender sei, auch ein zorniger, indem er uns über Gott aufklärte. Seine Verkündigung war so keine Lehre, er lehrte keine Dogmen sondern praktizierte einfach die Nächstenliebe Gottes in Wort und Tat. So ermöglicht uns Jesus den Glauben an den Liebesgott. Aber um dieses Aufklärungswerk zu vollbringen, war es gar nicht nötig, daß er es als Sohn Gottes wirkte. Sein Aufklärungswerk hätte genauso jeder Prophet wirken können. Zudem kommt es nicht an den Glauben an ihn an, sondern nur auf den monotheistischen Glauben, daß Gott die Liebe ist.

Bedauerlicherweise gibt es nun immer noch fundamentalistische Kreise in der Kirche, die diese „Christologische Abrüstung“, die Entgöttlichung Jesu noch nicht vollzogen hätten! In einer Polemik gegen die Darstellung der weltweiten Christenverfolgung durch die Organisation „Open Doors“ ist so auf Kath de zu lesen


(Evangelischer Theologe für differenziertere Debatte Christenverfolgung: Vereinfachung vergiftet Miteinander der Religionen.Das Hilfswerk "Open Doors" macht jedes Jahr mit einem "Weltverfolgungsindex" auf Christenverfolgung aufmerksam. Doch der vereinfache eine komplexe Situation, was das Miteinander der Religionen belasten könne, sagt der evangelische Pfarrer Enno Haaks.)

Auch die Bedeutung von religiösem Fundamentalismus, der den Glauben der anderen nicht gelten lasse, müsse betrachtet werden. Gegen diesen Fundamentalismus helfe vor allem der Einsatz für religiöse und weltanschauliche Bildung.“


Anhänger von jeder Religion würden um ihres Glaubens willen verfolgt, sodaß es unangemessen sei, die Christen als besonders Betroffene hervorzuheben. Zudem müsse man eben die Ursache im Fundamentalismus sehen, der in jeder Religion präsent ist, als die (Irr)Meinung, nur die eigene Religion sei die wahre. So gälte es jetzt, daß alle Religionen sich als gleich wahr anzuerkennen haben. Und damit sind wir wieder am Ausgangspunkt dieser Erwägung, daß zwar die Parole der „Christologischen Abrüstung“ in völlige Vergessenheit geraten ist, daß die modernistische Theologie dies Projekt aber weiter betreibt: Wir müssen Jesus Christus klein machen, damit er den Frieden zwischen den Religionen nicht stört.


Und was mußten wir dazu auf Kath info lesen? (9.Oktober 2019)


Als Begleitmusik zur Amazonassynode zündete Eugenio Scalfari die Atombombe aller Atombomben. Auf dem Weg zum Einen Gott der Welteinheitsreligion müsse Jesus Christus als Sohn Gottes beseitigt werden, doch das sei klein Problem, denn Papst Franziskus vertrete genau diese Meinung.

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Wer wie ich mehrfach das Glück hatte, ihm zu begegnen und mit ihm in größter kultureller Vertrautheit zu sprechen, weiß, daß Papst Franziskus Christus als Jesus von Nazareth, als Mensch und nicht als menschgewordenen Gott versteht.“













 

Samstag, 16. Januar 2021

Zum Kampf um den Sozialstaat- Notizen

(Was ist der Mensch, was ist der Staat, das sind die Grundfragen heutiger Existenz.

Denn mit ihnen wird auch die Frage, welche Bedeutung die Religion haben kann, präjudiziert!)


Als erstes möchte ich das Buch: „Solidarischer Patriotismus“ von Benedikt Kaiser, 2020 publiziert wärmstens zu der Causa des Sozialstaates zum Lesen empfehlen. Ich verzichte hier auf eine Rezension, weil ein so gutes Buch wirklich gelesen werden sollte, daß ihm nicht gerecht wird, führt man sich stattdessen eine bloße Besprechung zu Gemüte. Ein paar Notizen sollen so diesem Buch hinzugefügt werden.


1.Dem Phänomen des Sozialstaates, wie wir ihn in Deutschland und dann im kontinental europäischen Raume kennen, liegt die Reformation zugrunde.Davor war die Sorge für die Armen eine der Aufgaben der Kirche gewesen, isb der Klöster. Wo die Reformation im 16. Jahrhundert erfolgreich war, wurden die Klöster aufgelöst, als nicht mehr mit der christlichen Religion vereinbar. Die Armenfürsorge mußte demzufolge neu reguliert werden, sie übernahm die „Öffentliche Hand“. Diese Verstaatlichung der Armenfürsorge war so die Kehrseite der Entkirchlichung dieser Aufgabe.Die „Soziale Frage“ des 19. Jahrhundertes verlangte dann den Ausbau des anfänglichen Sozialstaates, in Deutschland durch Bismarck, gerade eben weil Privatinitiativen mit ihren diversen Sozialhilfevereinen, auch der kirchlichen sich als nicht effektiv genug erwiesen zur Lösung dieses Problemes.


2.In den Zeiten der Systemkonkurrenz zwischen den westlichen Staaten und denen des Sozialismus wurde gerade der Sozialstaat nicht nur in Deutschland ausgebaut, damit die kapitalistische Wirtschaftsordnung so als die überlegende sich beweisen sollte.In ihr soll es eben allen, selbst den „Armen“ noch besser gehen als den Arbeitenden im Sozialismus. Aber die Kosten für diesen Konfrontationskurs waren auch sehr hoch, verschlang doch die Hochrüstung gegen den Osten schon viel Geld und dann noch der zu finanzierende Sozialstaat.


3.In England steht der Thatcherismus für die Absage an den Sozialstaat. Der Neoconservatismus erblickte hier so das Licht der Welt. Ziel war ein schwacher Staat, denn das alles bestimmende Ordnungsprinzip sollte der freie Markt sein. Je weniger der Markt reguliert würde und alles dem freien Spiel der Kräfte überlassen werden würde, desto besser ginge es allen, vor allem aber den Reicheren. Der politische Conservatismus liberalisierte sich in einer Melange aus conservertiven Vorstellungen im Kulturbereich,etwa die Wertschätzung der Ordnung der Familie und des Volkes und einem radicalen Marktwirtschaftsliberalismus, der nun aber in seiner Eigen-dynamik die Ordnungen der Familie und des Volkes auflöst.

4.Im Hintergrund des Diskurses um den Sozialstaat steht auch das Narrativ des Totalitarismus, daß die extreme Rechte wie die extreme Linke für ein Zuviel an Staat stünden, (der Nationalsozialismus wie der Kommunismus), daß ob solchen Staatsabsolutismus die Freiheit verschwindet. Nur ein schwacher Staat garantiere so die bürgerlichen Freiheiten. Der Sozialstaat sei so auch ein Konzept eines Zuvieles an Staat; je weniger Staat, desto freier sei der Bürger.

(Völlig verkannt wird dabei das komplexe Beziehungsgeflecht zwischen der allein herrschenden politischen Partei und dem Staat in diesen beiden Ideologien. So strebt der Nationalsozialismus nicht einen starken Staat an, sondern daß die Partei durch den Staat herrsche als das organisierte Volk. Lenin wollte den Staat gänzlich abschaffen („Staat und Revolution) und nur für eine Übergangsphase, der der Diktatur des Proletariates erhalten. Daß dann unter Stalin faktisch die Partei aufhörte zu leben und er einen Staatsabsolutismus kreierte, demonstriert dann nur, daß er selbst kein Leninist war.Etatisten sind so diese Revolutionäre von Rechts und Links nicht. Ein antiinstitutionelles Moment ist dafür in diesen beiden Ideologien auch zu virulent: das Volk oder die Arbeiterklasse als das eigentliche Subjekt der Politik.)


5.Im Zentrum der ideologischen Auseinandersetzung steht aber die Anthropologie: Was ist der Mensch? Der Siegeszug des Liberalismus ist sein Sieg in dieser Frage, daß der Mensch der homo oeconomicus ist. Von diesem her baut sich die liberal-kapitalistische Gesellschaftsordnung auf, die sich als alternativlos ausgibt, weil sie allein dem Menschen, so wie er nun mal ist, gerecht wird. Das Bürgertum gibt dabei desillusioniert nach der bürgerlichen Revolution ihren eigenen Revolutionsoptimismus auf, daß nun eine neue Vernunftwelt sich entwickeln würde, ist erstmal die Herrschaft des Adels und des Klerus ein Ende gesetzt. Der Glaube an den zukünftigen Vernunftmenschen trat man an die Linke ab, um diese Vorstellung dann als utopistisch zu verurteilen. Die Bewahrung der bürgerlichen Ordnung wurde so zum Hauptanliegen des einst fortschrittsgläubigen Liberalismus. Der Abschied von der Politik ging damit einher, denn nun sollte der Staat nur noch ein Servicedienstleister für die Wirtschaft sein: der Primat der Ökonomie über die Politik. Diese Primatssetzung ließ dann die Vorstellung vom homo oeconomicus zu dem Menschen an sich avancieren. Politik im emphatischen Sinne gibt es nämlich erst seit der Französischen Revolution als den Glauben an die Humanisierbarkeit der Welt durch die Politik, entweder evolutionär oder revolutionär, durch Reformen oder durch Revolutionen. Nach dem Scheitern des letzten Großprojektes der Humanisierung der Welt durch die kommunistische Ideologie ist so der Tod der Politik eingetreten, leben wir in einer postpolitischen Welt.


Das sind grob skizziert die Rahmenbedingungen des Kampfes um den Sozialstaat, der ob des Glaubens an die freie Marktordnung als die einzig dem Menschen gerecht werdende abgebaut werden soll aus Sicht der vorherrschenden Ideologie des Liberalismus.