Das Trinitarischsein und trinitarische Leben Gottes zu denken gehört sicher zu den schwierigsten Aufgaben des theologischen Denkens, sodaß die Neigung, dies Unterfangen aufzugeben und sich in das übliche Mysteriumgerede zu flüchten verständlich ist: alles eben ein unbegreifliches Mysterium.
Einfacher zu klären ist dagegen die Frage, warum denn die Theologie ein so kompliziertes Gedankenprodukt hervorgebracht habe. Die weit verbreitete Meinung, daß diese mehr philosophisch als religiös einem vorkommende Lehre doch für die praktische Frömmigkeit völlig irrelevant sei und sich so zumindest gerüchteweise der Unterbeschäftigung von Theologen verdanke, ist eben ein gravierender Irrtum.
Ein Professor des Neuen Testamentes, engagiert im christlich-jüdischen Dialog forderte energischt, daß wir Christen auf jedes Beten zu Jesus Christus zu verzichten hätten, denn solch eine Gebetspraxis widerspräche dem monotheistischen Charakter des Christentumes und verärgere die Synagoge, wodurch der christlich-jüdische Dialog gestört würde. Es gälte eben, christologisch „abzurüsten“, damit die jüdische Religion (wie auch alle anderen) als der christlichen als gleich wahr zu stehen komme: Alle glauben an den EINEN Gott, die Trinitätslehre störe dabei. Dieser Vorschlag weist uns auf die Spur der Genese der Trinitätslehre: Wie ist Jesus Christus zu verehren? Wahr kann seine religiöse Verehrung nur sein, wenn sie seinem Sein entspricht. Wenn Jesus selbst dazu lehrt, daß er wie der Vater zu verehren sei (Joh 5,23), dann muß er als gottgleich gedacht werden, denn sonst maße sich hier Jesus etwas zu, was ihm nicht zukommen kann. Wenn Jesus dann aussagt, daß, wer ihn nicht wie den Vater ehre, auch den Vater ehre, dann ist damit das Fundament des trinitätstheologischen Denkens gelegt. Jesus urteilt hier eben nicht, daß der, der den Vater ehrt und ihn nicht, nur den Vater aber nicht ihn ehrend defizitär Gott ehrt, sondern gar nicht. Wenn diese Aussage wahr ist, verlangt dies Gott und Jesus Christus so als eine Einheit zu denken, daß wenn nur einer von Beiden geehrt wird, der eine nicht geehrt wird. Trinitätslehren sollen nun diese religiöse Praxis theologisch denkend als wahr qualifizieren: Wie ist Gott zu denken, damit das wahr ist?
Heutzutage wird das trinitarische Sein Gottes gern als Explikation seiner Liebe, daß er die Liebe sei, der uns Liebende sei, fundiert, aber wenig überzeugend. Warum sollte ein Subjekt trinitarisch gedacht werden, wenn von ihm ausgesagt werden soll, daß er sich und andere liebend sei?
Gott gilt es als ein Gott in drei Personen zu denken. Nicht darf dabei die Einheit Gottes selbst noch einmal als eine Person gedacht werden, als 4. oder daß Gott nur als diese Einheit eine Person sei, die sich aus drei Teilen zu einer Person synthetisierte. Auch verfehlt das trinitarische Sein Gottes die Vorstellung, daß Gott als der Eine in drei verschiedenen Modi in der Welt wirke, als Schöpfer der Vater, als Erlöser als Sohn und als Heiligender als Hl.Geist. Denn dann gäbe es nur eine göttliche Person, in dreifacher Weise nur nach Außen wirke.
Leicht ist so ein ganzes Buch schreibbar, das so aufführte, wie das trinitarische Sein Gottes nicht zu denken sei, aber was hilft das schon für eine positive Lehre, die dann auch noch für Nichtakademiker verstehbar sein sollte. Soll also die Aufgabe, das trinitarische Sein Gottes zu denken, aufgegeben werden, wie es in der kirchlichen Praxis ja schon der Regelfall geworden ist.
Ich versuche also hier, erstmal Bausteine für eine noch zu konsepierende Trinitätslehre zu benennen.
Eine einfache Vorstellung: Elf Fußballspieler sind eine Mannschaft. Eine Mannschaft ist mehr als 11 Einzelspieler, denn nur wenn sie eine Einheit bilden, sind sie eins. Das Einheitsband macht sie zu einer Einheit. Aus drei Teilen besteht die Fußballmannschaft: aus dem Sturm, dem Mittelfeld und der Abwehr: Nur zusammen sind sie eine Einheit, die der Fußballmannschaft und diese Einheit ist eine bestehend aus 3 verschiedenen Teilen. Die Einheit ist also eine aufgehobene Verschiedenheit, die die Verschiedenheit bewahrt. Würden alle Spieler nämlich zu Stürmern, gäbe es keine Mannschaft mehr und auch keine Einheit. Es wäre nur ein Einerlei, weil alle ohne eine Differenz untereinander dann wären, eben nur noch Stürmer.
Nun ist aber einzuwenden, daß eine Mannschaft das Einzelsein der Spieler voraussetzt, die dann zu einer Mannschaft zusammengebunden werden. Nicht aber gibt es erst drei göttliche Personen, die sich dann zu einer Einheit zusammenbandeln. Der göttliche Vater ist als der Ursprung der Dreiheit zu denken, die dann durch die wechselseitige Liebe sich zu einer Einheit wieder aufhebt. Nun wird Gott aber erst durch den Sohn zum Vater und der Sohn durch den Vater zum Sohn und erst durch das Band der Liebe, den Hl. Geist wird die Einheit der Setzung der Differenz in dem einen Gott wieder aufgehoben, nicht genichtet.
Diese Setzung der Differenz in Gott und seine Aufhebung, die kann vielleicht als Selbsthervorbringung Gottes im Sinne der causa sui als Selbstbestimmungsakt rekonstruiert werden. (Menschliche Selbstbestimmung unterscheidet sich so genau in diesem Punkte, daß ihr die Essenz des Menschen ob der Kreatürlichkeit des Menschen vorgegeben ist.) Gott als reine Unbestimmtheit dagegen, als jenseits der Differenz von Sein und Nichtsein, bestimmt sich durch die Setzung des Sohnes zum Vater, der durch die Liebe sich wieder zu einer Einheit mit dem Sohn bestimmt, als jetzt einen sich bestimmt habenden Gott. Es gibt, um es mit Sartre zu sagen in Anlehnung an Wilhelm Ockham kein der Existenz Gottes zu Grunde liegende Essenz Gottes. Gott entwirft seine Essenz selbst, sein bestimmtes Gottsein, wozu er sich zum Vater bestimmt durch die Setzung des Sohnes und durch die Setzung der Liebe als das sie verbindende Band des Hl. Geistes hat Gott sich als der Dreieinige selbst hervorgebracht: drei Göttliche Personen, die sich zu einer Einheit aufheben, ohne ihr Sein als Person dabei zu nichten.
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