Wenn über die Relation von Gewalt und Sexualität diskutiert wird, fällt eines ad hoc auf: Komplizierte mit vielen Fremdwörtern garnierte Theorien, meist aus dem Fundus des Feminismus kreiert, dominieren den Diskurs.Akademiker hegen nun mal eine instinktive Abneigung gegen einfache Erklärungen, aber diese Geschmacksvorliebe beweist keineswegs, daß die so präferierten Theorien auch wahrer sind als die simpleren. Warum sollte die Wirklichkeit nicht einfach sein, auch wenn Intellektuelle es lieber kompliziert mögen.
So soll hier ganz wider dem vorherrschenden Trend einfach angefangen werden: Ein Alkoholiker, spät in der Nacht steht er vor einem Schaufenster eines Spirituosengeschäftes. Eine Glasscheibe trennt den Durstigen von den Objekten seiner Begierde, den Schnapsflaschen. Da er keinen Pfennig Geld in der Tasche hat, er nirgendwo mehr Kredit bekommt: Den Schnaps bezahle ich morgen!, sieht er nur noch eine Möglichkeit für sich, an den da ausgelegten Alkohol zu kommen: Er zerschlägt die Scheibe und trinkt die Flasche leer.
Hier ist das Verhältnis klar: Erstrebt wird der Alkoholgenuß und da er von diesem Mann nicht legal erreicht werden kann, benutzt er Gewalt. Diese Gewaltanwendung ist eine rein instrumentelle. Denn die Gewaltanwendung verhält sich zum Alkoholgenuß völlig indifferent. Der Schnaps schmeckt dem Trinker, egal ob er die Flasche gekauft oder durch eine Gewaltanwendung an sich gebracht hat. Nur eines ist im letzteren Falle von Relevanz: daß der Täter hoffen kann, nicht erwischt und dann gar für diesen Diebstahl bestraft zu werden.
Es spricht nun nichts dagegen, daß es sich im Regelfall bei den sexuellen Mißbräuchen ebenso verhält. Der Täter will sich sexuell befriedigen, er geht davon aus, daß das Objekt seiner Begierde nicht freiwillig bereit ist zu dem erstrebten Sex und so wendet er Gewalt an, um den erstrebten Sex zu erzwingen. Die Weise der Gewaltanwendung ist nun sehr vielfältig, von der Ausnutzung von Abhängigkeitsverhältnissen bis zur direkten körperlichen Gewaltanwendung. Immer aber wird in dieser Grundform die Gewalt rein instrumentell benutzt. Also geht es um Sex und Gewalt wird benutzt, um den Sex zu bekommen. Der Begriff der sexualisierten Gewalt verkennt dieses Verhältnis völlig, denn dieser Begriff besagt, daß es dem Täter um die Gewaltausübung als Selbstzweckliches ginge und die sexualisierte Gewalt wäre dann nur eine besondere Modifikation der Gewalt. Diese Vorstellung ist ein Element der feministischen Ideologie, daß das Ziel die Beherrschung der Frauen durch Gewalt sei und daß Männer die sexualisierte Gewalt nur anwenden, um ihren allgemeinen Beherrschungswillen durchzusetzen. Damit wird aber völlig verkannt, daß die Motivation der sexuellen Mißbräuche der erwartete Lustgewinn aus der praktizierten Sexualität ist.
Nun muß aber dies einfache Modell auch korrigiert werden. Marquise de Sades Romanen verdankt sich die bittere desillusionierende Erkenntnis, daß es Männer gibt, denen gewaltsam praktizierte Sexualität ein Mehr an sexueller Befriedigung bereitet. Hier gilt die Formel: Sex+Gewalt= mehr Lust als Sex ohne Gewalt. Welchem Leser das völlig unvorstellbar ist, dem sei die Lektüre der Romane de Sades empfohlen, der sich in seinen Werken als großer Menschenkenner auszeichnet, so desillusionierend diese Lektüre auch für jeden humanistisch Gesonnenen ausfallen muß.
Resümierend kann nun geurteilt werden, daß zwei Arten des Verhältnisses von Sex und Gewalt konstruierbar sind, das eine, in der einen Art die angewandte Gewalt rein instrumentellen Charakter aufweist und in der anderen, wo die Gewalt einen den Lustgewinn steigernden Charakter besitzt. Nun läßt sich vermuten, daß es in der Realität nie eine dieser beiden Arten rein vorzufinden sein wird, sondern daß die Fälle ein Mischverhältnis aufweisen, wobei von Fall zu Fall, mal der instrumentelle Charakter oder der luststeigernde der Gewaltanwendung vorherrscht.
Eines ist aber eindeutig: Es geht immer um ausgelebte Sexualität mit dem Ziel der Realisierung eines hohen Lustgewinnes. Der Begriff der sexualisierten Gewalt verkennt so völlig die Intention der sexuellen Mißbräuche und auch die Verortung dieser Untaten im Sexualleben der Männer. Die Vergewaltigung ist einfach gesagt eine unkultivierte Gestalt des Auslebens sexueller Begierden. (So auch Camille Pagila in ihrem genialen Werk: Masken der Sexualität.)
Ob dieses verkehrten Begriffes zur Analyse der Mißbräuchsfälle wundert es dann nicht mehr, daß die empfohlene Therapie, die Reformagenda des "Syndalen Irrweges", auf diesem Misverständnis fußend, nur in die Irre führt. Daß diese Reformagenda schon durch das "Kirchenvolksbegehren" der antikatholischen Bewegung:"Wir sind Kirche" popularisiert wurde und nun plötzlich eine Abhilfe für diese Mißbrauchsfälle sein soll, obzwar dies Reformprogramm völlig unabhängig von diesen Fällen aufgestellt wurde, läßt auch an der Qualität dieses Programmes zweifeln.
Sie haben nicht behandelt, dass die "Öffentlichkeit" (so nennt sich hierzulande die Vierte Staatsgewalt) von unserer (katholischen ...) Kirche erwartet, der Klerus sei in der Glaubensausübung asexuell. Zu dieser Einschätzung des katholischen Hausrechts trugen wir Einiges selbst bei! Ihrer Auslegung der Sexualität an sich pflichte ich bei, doch es geht darum, ganz wie die jugendfreie Illustrationen des Hochmittelalters die Männlichkeit des jew. Dargestellten wiedergaben (also, gar nicht), dass es (in der Auslegung der Presse) KEINERLEI Sexualität bei uns geben soll, weder "sexualisiert" noch sonst etwas. Das haben wir uns aber selbst eingebrockt, es erklärt in einem "sexualisierten" Zeitalter aber die Hetze auf die Kirche. Wir geben vor, wir seien rein, dann vergehen wir uns an kleinen Knaben. So deren Motze. Wir brauchen die ART der Sexualität gar nicht besprechen (bzw. verbloggen).
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