Montag, 10. Mai 2021

Der zeitgenössische Christ- durch die nachkonziliare Kirche infantilisiert?



Eigentlich sollte ja das große Reformkonzil, das 2.Vaticanum den mündigen Christen hervorbringen, der sich aus seiner Gängelung durch die kirchliche Hierarchie emanzipiert, um nur noch auf sein eigenes Gewissen hörend ein freier Christ zu werden.

Aber wird der Kirchenchrist nicht in der nachkonziliaren Zeit eher entmündigt und wie ein Infant behandelt? Gott liebe uns wie eine Mutter ihre Kinder. Aber was für Kinder? Die ganz kleinen, die man noch nicht bestrafen darf, weil sie für ihre Tuen noch nicht verantwortlich sind und die noch zu klein sind, als daß sie schon gute Werke verdienstlichen Charakters hervorbringen könnten. In den Augen der Mutter wie in den der Moral sind sie noch keine für ihr Tuen und Lassen verantwortliche Subjekte. Die Mutter liebt sie einfach, so wie sie sind ganz unabhängig von ihrem Tuen.

Ist das nicht exakt der Sozialstatus, den wir Christen in den Augen Gottes einnehmen, daß er uns als Unmündige behandelt, uns die weder fähig sein sollen zur Erbringung von guten Werken, die nie vor Gott verdienstlich wirken können, die aber auch nicht wider Gott sündigen können, weil wir eben auch strafunmündig sind. Gott liebe uns eben wie unmündige kleine Kinder. Nähme Gott uns ernst, dann dürften wir auf göttlichen Lohn oder göttliche Strafe rechnen, jetzt aber sind wir zu Unmündigen herabdegradiert.

Etwas Ultrareaktionäres dazu: In vormodernen Zeiten distinguierte man zwischen dem mütterlichen und dem väterlichen Erziehungsstil. Der mütterliche steht für die bedingungslose Liebe zum eigenen Kinde, der väterliche für die Ordnung von Lohn und Nichtlohn bzw Strafe. Tut das Kind Gutes, wird es belohnt werden, macht es Unerlaubtes hat es mit einer Schelte zu rechnen. Im Idealfall erlernt das Kind so ein Urvertrauen in die Welt und ein Vertrauen auf sich selbst: Darauf kann ich mich verlassen, daß wenn ich das Rechte tue, belohnt werde, tue ich das Unrechte bestraft werde und das, was so von mir verlangt wird, das kann ich auch. Ohne eine solche väterliche Erziehung bleibt das Kleinkind ein unmündiges Kleinkind, infantil. Aber genau diese Unmündigkeit soll nun der Stand des Christen vor Gott sein. Er wird so als unfähig zum Guten wie zum Bösen angesehen.



Besorgte Mütter lesen ihren Kleinen keine Märchen vor, da sie einfach zu grausam sind. Überhaupt sind die Kleinen so weit wie irgendwie möglich vor der Realität zu schützen, daß sie behütet vor der Welt aufwachsen in goldenen Käfigen. Geht die Kirche heutzutage nicht mit den angeblich mündigen Christen genauso um? Schon in der Eucharistiefeier wird „Leib und Blut Christi essen und trinken“ vermieden- so schreckliche Vorstellungen verträgt eben der empfindsame Christ heutiger Zeit nicht mehr. Von dem Fegefeuer und der Hölle, vom göttlichen Zorn, vom Endgericht, von Gott, der als Allmächtiger die Welt auch jetzt regiert, der eben nicht nur lieb ist, sondern auch dem Sünder zürnt und ihn gar straft, von all dem ist kaum noch etwas in der Kirche zu hören.Infanten darf man so etwas eben nicht zumuten. Postmodern verzärtelte Gemüter vertragen das nicht mehr. Zur heutigen Zeit gehört eben das Kuschelwohlfühlchristentum: „Wir haben uns alle lieb, Gott hat uns alle lieb!“, weil alles Darüberhinausgehende die Gemeinde intellektuell überfordere und sie beunruhigen könnte.

Darum wird ja auch so vehement die Installation des Frauenpriestertumes jetzt eingefordert, um diese Infantilisierung voranzutreiben, das Wir haben uns alle lieb Christentum mit ihrem Star, dem rein mütterlich liebenden Gott, oder besser der mütterlich allliebenden Göttin. In progressiv evangelischen Fakultäten kam es vor (vielleicht auch jetzt noch), daß Studentin Wert darauf legten, nicht Theologie sondern Thealogie zu studieren, so in den 80er Jahren in Göttingen.



 

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