Sonntag, 16. Mai 2021

Einer der erfolgreichsten Einfälle zur Zerstörung der christlichen Religion und der Kirche : Gott liebt unbedingt!

Seit Voltaires Aufruf: „Vernichtet die Infame“ gehört der Kampf gegen die Katholische Kirche zum Standartprogramm der Moderne im Geiste der Aufklärung.Die atheistische Parole: Gott gibt es nicht!, erwies sich dabei als nicht sehr durchschlagkräftig, denn der Widerstreit zwischen Atheisten und Theisten endet stets mit einem Remis, daß weder Gottes Existenz noch seine Nichtexistenz beweisbar sei, sodaß schlußendlich nur der Glaube, Gott gäbe es, mit dem Glauben, es gäbe ihn nicht, streite.

Beiden Streitparteien ist dabei eines gemeinsam, der Glaube, daß, wenn es Gott gäbe, der dann von höchster Relevanz für das menschliche Leben hätte. Wie nun aber, wenn Gott vergleichgültigbar wäre, daß geurteilt werden könnte, daß es gar keinen Unterschied ausmachte, ob oder ob er nicht existiert?

In dem Kath net Artikel „Die Liebe Gottes als Vorbild für das Liebesleben“ (15.5.2021) findet sich nun diese erfolgreiche Zerstörungsparole, die, daß Gott unbedingt liebt. Stellen wir uns die hl. Mutter Theresa und einen Massenmörder vor, Beide stünden vor Gott im eschatologischen Endgericht. Der traditionelle Gott, wie ihn die hl. Schrift und die Kirche lehrt, urteilt gerecht: Die heilig gelebt Habende belohnt er, den Mörder bestraft er. Aber jetzt kommt alles ganz anders: Der Gott der unbedingten Liebe sagt zu Beiden: „Lieb habe ich Euch!“ und er nimmt Beide in das Reich Gottes auf. Denn wenn er den Massenmörder nicht in das Reich Gottes aufnähme, würde er selbst wider seine unbedingte Liebe urteilen. Dann gäbe es ja eine Bedingung für Gottes Liebe, die daß der so Geliebte nicht ein Menschenmörder sei. Absurd wäre ja die Vorstellung, daß Gott zu diesem Mörder sagte, daß er ihn zwar liebe aber ob seiner Morde zur ewigen Verdammnis verurteile. Von Gottes Liebe kann nicht prädiziert werden, daß er Menschen liebe, zur Hölle verurteile und dann die so Verurteilten nicht aufhöre, zu lieben, aber sie in der Hölle lasse. Das wäre eine so abstruse Liebe, daß dies Verhalten nicht mehr als Liebe begriffen werden kann.

Der Gott als unbedingte Liebe zu konstruieren, hat zur Folge, daß so Gottes Liebe zu den Menschen nicht von einer radicalen Indifferenz unterscheidbar wäre. Dieser Liebe wäre es gleichgültig, wie wir Menschen leben, ob wir glauben oder nicht glauben, ob wir gute Werke wirkten oder sündigten, denn immer sagt er dann zu uns: „Dich hab ich lieb!“ Für jedes moralische Empfinden gibt es die Differenz zwischen dem Täter und dem Opfer, dem Vergewaltiger und der Vergewaltigten- aber nicht kann es diese Differenz für den bedingungslos Liebenden geben. Der Gott der unbedingten Liebe liebt genauso das Opfer wie den Täter.

Wenn also ein Mensch eine gewichtige Lebensentscheidung zu treffen hat, darf er die unter der Prämisse treffen, daß es Gott gleichgültig ist, für was er sich entscheidet, denn ob nun die Mutter ihr Kind im Mutterleibe töten läßt oder es zur Welt bringt, Gott sagt zu ihr immer nur das Eine: „Ich liebe Dich!“

Gott wird also für das praktische Leben des Menschen gleichgültig, weil er sich stets gleichgültig ihnen gegenüber verhält. So kann jeder Mensch getrost so leben, als gäbe es keinen Gott, da es für Gott selbst gleichgültig ist, wie ein Mensch lebt.

Ist diese Gottesvorstellung nicht das effektivste Mittel, die christliche Religion und die Kirche zu zerstören, nicht einfach durch einen plumpen Atheismus sondern durch die Verkündigung eines Gottes, dem als unbedingt Liebender alles gleichgültig ist. Rief Dostojewski einst aus; Wenn Gott nicht ist, so ist Alles erlaubt, so ist jetzt hinzuzufügen: Wenn Gott die unbedingte Liebe ist, ist auch Alles erlaubt. So ist die Bedeutung der Differenz, gibt es Gott oder gibt es ihn nicht?, durch diese Liebesvorstellung völlig entwertet.

Wie anders ist da doch der Gott der hl. Schrift. In der von ihm herbeigeführten Sintflut tötet er circa 99,99 Prozent der Menschheit, weil sie zu sehr gesündigt hatten. Als jüdische Soldaten aus Todesfurcht sich Talismänner umhingen, tötete Gott diese alle, sie fielen in der Schlacht. Die frommen Makkabäer rühmten den gerechten Gott, dann aber dachten sie an die zukünftige Auferstehung von den Toten, an der ihre so gefallenen Kameraden nicht teilnehmen werden können ob ihrer schweren Sünde. Was taten sie? Sie sammelten Geld und ließen für diese Gefallenen ein Sühnopfer im Jerusalemer Tempel darbringen, vertrauend darauf, daß Gott ein gnädiger Gott ist, der so dies Sühnopfer zu Gunsten dieser Sünder annimmt und ihnen so ihre Sünde vergibt. (2.Makkabäer 12, 32-45). Gott ist gerecht, aber als Liebender kann er Sündern auch vergeben. Dazu installierte Gott selbst die Heilsmittel des Sühnopfers und die Beichte – aber nicht liebt er bedingungslos.

Aber was wird aus der Liebe, wenn sie als unbedingten Allmenschliebe imaginiert wird? Denken wir uns folgende Szene: Ein Mann sagt zu einer Frau: „Dich liebe ich!“ Dann fügte er hinzu: „Und Deine 2 Schwestern liebe ich auch!“ Es bedarf keiner kreativen Phantasie, um sich die Reaktion der so geliebten Frau vorzustellen. Sie wird ihm die just überreichten Rosen um die Ohren schlagen- dieser Mann ist für sie gestorben, rechtens. Die als unbedingt vorgestellte Liebe zerstört die Liebe selbst, denn zu lieben heißt immer auch, jemanden zu erwählen. Durch die Liebe wird der Geliebte ausgezeichnet. Eine Allliebe destruiert so auch die Liebe selbst, wenn sie nicht mehr ausgrenzt. Darum lehrt die Kirche ja auch, daß es Geschöpfe Gottes gibt, die Gott nicht liebt und nie lieben wird: den Satan und die Seinigen.

Wenn nun eingewandt würde, daß Gott doch das Heil aller Menschen wolle, dann muß leider erwidert werden, daß Gott zwar jedem die Möglichkeit zum Heil geben will, das ist seine Liebe zu allen Menschen, daß aber trotzdem nicht alle das Heil erreichen werden, so zumindest nach dem Zeugnis Jesu Christi. Gott gleicht einem Arzt, der auf Erden die Kirche als göttliche Apotheke installiert, damit durch die durch sie gereichte Medizin alle Menschen gesunden können, aber wenn ihre Arzneimittel verschmäht werden? Was soll denn ein Arzt einem Patienten mit einer schweren Lungenerkrankung sagen, wenn der darauf insistiert, weiterhin 50 Zigaretten pro Tag zu rauchen und die Medizin nicht einzunehmen, weil sie ihm zu bitter ist? Grenzt dann der Arzt diesen Patienten lieblos aus, wenn er zu ihm sagt: Wenn sie so weiter leben, sterben sie in Bälde?

Aber der Gott der unbedingten Liebe darf Menschen nicht mahnen, weil das als lieblos gilt. Jesus hätte so auch nie in der Bergpredigt lehren dürfen: Wenn eure Gerechtigkeit nicht viel größer ist als die der Pharisäer und Schriftgelehrten, werdet ihr nicht eingehen in das Himmelreich. Schon gar nicht hätte er lehren dürfen: Wer glaubt und getauft wird, wird gerettet, wer nicht glaubt, wird verdammt. Der größte und schärfste Kritiker der Vorstellung der unbedingten Liebe Gottes ist nun eben der Sohn Gottes selbst: So einen Gott kennt er nicht und hat ihn auch nie gelehrt. Dieser Gott der unbedingten Liebe ist ein reines Phantasmata nachkonziliarer Theologie. Der einzige Nutzen dieses Phantasieprodukt ist aber die Zerstörung der christlichen Religion und ihrer Kirche. 

Zusatz:

Warum kann dann in Prediger Salomo 9,1 heißen: "und doch weiß der Mensch nicht, ob er der Liebe (Gottes) oder des Hasses würdig ist. A.Arndt (Vulgata 1903) erläutert dazu: "Die heiligen Väter und die Kirche beziehen diese Worte auf unsere Rechtfertigung vor Gott,insoferne nämlich kein Mensch gewiß und unfehlbar weiß, ob er bei Gott in Gnaden und der ewigen Seligkeit gewürdigt sei". Fast alle Texte der Bibel müßten ausgestrichen werden, wäre Gott ein unbedingt alle Liebender!

 




 

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