Das „und“ dürfte da nicht geschrieben stehen: Im finsteren Mittelalter hat die Kirche wohl Denk-und Sprachverbote verhängt, aber das Licht der Aufklärung setzte dem doch ein Ende: Das Gut der Gedankenfreiheit, daß der Bürger sagen darf, was er denkt, daß es keine verbotene Meinungen mehr gibt, dafür steht doch die Epoche der Aufklärung. Falsches Denken würde durch vernünftige Argumente widerlegt, Diskurse kennen nur eine Autorität, die der Vernunft, die sich allein durch Argumente durchsetzt.
Aber nun war in der „Süddeutschen Zeitung“ am 28.7.2021 zu lesen:
„Es ist Zeichen fortschreitender Aufklärung, wenn das N-Wort heute nicht mehr gesprochen und geschrieben wird“. Die Aufklärung sei vorangeschritten- sol das heißen, daß sie aufgeklärter als die Aufklärung wurde? Das „N-Wort“ darf also nicht mehr gesprochen und geschrieben werden. Das sei ein Fortschritt in der Aufklärung. Hat sich hier der Kommentar verschrieben, oder sollen die Leserschaft tatsächlich davon überzeugt werden, daß die Aufklärung nach Sprach- und Schreibverboten verlangt? Dies verführt nun doch zu der Idee, daß vielleicht die Aufklärung selbst nicht einfach der Ausgang aus der selbstverschuldeten Unmündigkeit ist, da nun die Epoche des selbstständigen Denkens anhebe,daß der Mensch nun endlich anfange, vernünftig zu werden.
Fand vielleicht nur ein Herrschaftswechsel statt, daß die einstig herrschende Kirche außer Dienst gesellt wurde und nun eine neue Herrschaft anhob, die selbst wiederum nun festsetzte, was gedacht und gesagt werden dürfe und was nicht? Schließt das „Vernünftige“ nicht alles „Abergläubige“ aus dem öffentlichen Diskurs aus? Unter dem „Abergläubischen“ versteht der Diskurs der Vernunft dann aber nicht mehr das, was antithetisch sich zu den Wahrheiten der Katholischen Kirche verhält, sondern alles, was nichtwissenschaftlich ist. Die Romantik wird dann gegen diese Ausgrenzung protestieren,das wieder zur Sprache bringen, was der aufklärerische Diskurs exkommuniziert hatte aus dem öffentlichen Leben. Die linksliberale und stets 150 prozentig politisch korrekte „Süddeutsche Zeitung“ knüpft so an diese Aufklärungstradition der Ausgrenzung des Unvernünftigen und Abergläubischen aus dem öffentlichen Diskurs an. Es bedarf einer Sprachpolizei, die genau prüft, was ein Bürger nun noch denken und sagen darf und was nicht.
Da nun die Hoffnungsträgerin des linksliberalen Etablissements, die „Grüne“ Baerbock sich verredet hatte, als auch sie dies verbotene N-Wort aussprach, sah sich der SZ-Kommentator genötigt, einerseits an dem Verbot festzuhalten, andererseits aber zu begründen, warum diese Frau diese verbotene Wort doch aussprechen durfte. Sie durfte das, weil sie es ja nur aussprach, um Verwender dieses Wortes anzuklagen. (Daß die von Baerbock erzählte Begebenheit, daß in einem Unterricht ein Lehrmaterial eingesetzt wurde, das dies verbotene Wort enthielt und daß als eine Schülerin dagegen ihren Protest erhob, sie dafür von dem Lehrer getadelt wurde, aller Wahrscheinlichkeit frei erfunden ist, erwähnt dieser Kommentar selbstredend nicht, zu verliebt ist man in das Feindbild des N-Wort Aussprechers!) Aber es bleibt dabei: Für die „Süddeutsche“ gehören Denk-Sprach- und Schreibverbote zu den Errungenschaften der Aufklärung.
Früher gab es „Schwarz-Weiß“ Fernseher, Farbfilme nur in Kinos. Da nun „Schwarze Menschen“ nicht mehr als „schwarz“ (=Neger) bezeichnet werden dürfen, sondern stattdessen als „Farbige“ anzureden sind, stellt sich die Frage, ob dann auch die einstigen „Schwarz-Weiß“ Fernseher umbenannt werden müssen in „Farbig-Weiß“ Fernseher. Auch ist es schwer nachvollziehbar, warum noch von der „Weißen“ Rasse, der „Gelben“ und der „Roten“ geredet werden darf, aber mit dem Verbot des N-Wortes wohl auch der Begriff der „Schwarzen Rasse“ zu verbieten ist. Warum wird also eine Gruppe der Menschen so privilegiert, daß sie nicht nach ihrer Hautfarbe benannt werden darf, während bei allen anderen das weiter erlaubt ist?
Aber solche Feinheiten interessiert Linksliberale nicht, Hauptsache, daß ihre Denk- und Schreibverbote durchgesetzt werden. Ist dann vielleicht Nordkorea das Musterland der Aufklärung, weil da besser als in jedem anderen Land allein die Vernunft, deren Träger die Partei ist, die immer Recht hat, weil sie rein vernünftig ist, diktiert, was gedacht, gesagt und geschrieben werden darf? Wie weit ist davon der „Freie Westen“ noch entfernt, wo ja Populisten, Rechte und ewiggestrige Neonazis immer noch sprechen und schreiben dürfen! Bedarf es so nicht weitreichendere Sprech- und Schreibverbote für unser Land?
Aber was hat das nur mit der Aufklärung zu tuen, genauer gesagt der „fortschreitenden Aufklärung“? Ob dahinter sich die resignative Einsicht verbirgt, daß das an Unvernünftigem, das allein durch vernünftiges Argumentieren nicht aus dem öffentlichen Diskurs sich herausdrängen ließ, nun durch Denk- Sprech- und Schreibverbote zum Verschwinden gebracht werden soll? Wer legt dann aber überhaupt fest, was vernünftig und was nichtvernünftig ist- etwa der herrschaftsfreie Diskurs des Philosophen Habermas? Aber diese Verbote bestimmen ja erst, wer an dem öffentlichen Diskurs teilnehmen darf und wer nicht: Nur die korrekt Sprechenden und Schreibenden dürfen das, die Anderen sind auszugrenzen, sodaß nur noch über sie, aber nicht mit ihnen gesprochen wird.
Also wird autokratisch festgesetzt, was nicht erlaubt ist, gesagt und geschrieben zu werden und wer so als vernünftiger Diskurspartner zu gelten habe. So setzt dieser so regulierte Diskurs der Vernunft eine Instanz voraus, die erst entscheidet, was vernünftig und was nicht vernünftig ist, wobei diese Instanz nicht selbst noch einmal eine vernünftige ist. Es ist schlicht und einfach der Wille zur Macht, der das eine erlaubt und das andere verbietet, indem er einfach nur ein Machtwille ist, der sich als Vernunft maskiert. Der Linksliberalismus will eben herrschen und darum alles ihm Entgegengesetzte perhorreszieren und dann verbieten.
Papst Franziskus ist so ein Musterschüler dieses herrschen wollenden Linksliberalismus, der eben alles ihm Widersprechende verbieten möchte.
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