Man kann, ja muß von einem Paradigmenwechsel im Umgang mit der „Alten Messe“ in der Kirche sprechen. Den sogenannten „Ecclesia- Dei- Gemeinschaften war es erlaubt als in der Kirche integrierte und anerkannte die „Alte Messe“ zu zelebrieren. Eine Intention dabei war, nicht alle Anhänger der „Alten Messe“ in die Arme der Traditionalisten zu treiben, die in der Gestalt der Piusbruderschaft aus Sicht der Kirche sowieso schon zu lebendig waren. Diesen integralistischen Kurs verläßt nun Papst Franziskus, denn er setzt nun klar auf einen Konfrontationskurs.
Nicht der traditionalistischen Piusbruderschaft gilt so dabei der päpstliche Angriff, sondern diesen Ecclesia-Dei-Gemeinschaften. Der Kommentar: „Wofür sollen die Ecclesia-Dei-Gemeinschaften noch Priester weihen?“ Kath info 19.7.2021 arbeitet dies Anliegen des päpstlichen Schlages gegen die katholische Tradition präzise heraus:
„Traditionis custodes ist das Verbot, neue Meßorte des überlieferten Ritus zu errichten.
Traditionis custodes hat die Priester, die bisher im überlieferten Ritus zelebrierten, zu Bittstellern degradiert. Wenn sie weiterhin im überlieferten Ritus zelebrieren möchten, sind sie von der Willkür ihres Bischofs oder Oberen abhängig.
Traditionis custodes will den Priesternachwuchs für den überlieferten Ritus abwürgen. Jeder Neupriester, der im überlieferten Ritus zelebrieren möchte, braucht eine Sondererlaubnis von Rom. Im Klartext soll eine solche nur mehr eine seltene Ausnahme sein. Da das Motu proprio nicht differenziert, sind auch die Neupriester der Ecclesia-Dei-Gemeinschaften gezwungen, diese Erlaubnis einzuholen.“
Das heißt, daß es diesen Gemeinschaften nicht erlaubt ist, in Gemeinden, in denen sie noch nicht wirken, die ihnen eigentlich zugestandene Messe zu feiern. Dafür ist nicht ein solches Verbot durch den zuständigen Bischof von Nöten, er dürfte gar keine neuen Meßorte für die „Alte Messe“ zulassen.
Die „Alte Messe“ darf aber auch nur dann an den bisherig erlaubten Orten zelebriert werden, wenn dies der zuständige Bischof erlaubt. Darüber hinaus darf die „Alte Messe“ nicht mehr in den „normalen Pfarrkirchen“ zelebriert werden. (Kath de 21.7.2021: „Bei der Piusbruderschaft“) Wahrscheinlich darf dann die „Alte Messe“, wenn sie denn vom Bischof doch noch erlaubt wird, nur noch in Kapellen gefeiert werden. So mußte ja schon in Wien in einer Gemeinde diese Messe in eine Kapelle verlegt werden.
Wenn nun ein Neupriester und das gilt dann auch für die Priesteramtskandidaten dieser Gemeinschaften die „Alte Messe“ zelebrieren wollen, dann darf er das nur mit einer Sondererlaubnis von Rom; Bischöfe können diese nicht erteilen. Das heißt im Klartext, daß die jetzigen Priesteramtskandidaten dieser Gemeinschaften eigentlich keine Chance haben, je erlaubt die „Alte Messe“ zu lesen. Im günstigen Falle bleiben also diesen Gemeinschaften von Bischöfen erlaubte Kapellenmessen übrig in der Erwartung, daß mit dem Ausscheiden der da wirkenden Priester diesem Spuk auch da ein Ende gesetzt wird.
Der Kath-info Kommentar erfaßt so das Zentralanliegen Papst Franziskus:
„Traditionis custodes ist eine Einladung und Aufforderung an die 3.151 Diözesanbischöfe und alle Ordensoberen weltweit, die bestehenden Meßorte der Tradition zu zerschlagen. Franziskus erteilte ihnen den Freibrief dazu.“
Kardinal Burke (Kath net 21.7.2021) konstatiert: „Laut einem Bericht der katholischen Zeitung The Remnant haben nur ungefähr 30 Prozent der Bischöfe die Umfrage beantwortet, die der Vatikan 2020 zur Umsetzung von „Summorum Pontificum“ durchgeführt hat. Mehr als die Hälfte der Antworten seien positiv oder neutral gewesen, berichtet The Remnant unter Berufung auf mehrere Quellen. Die Ergebnisse dieser Umfrage werden in TC als Grund für die nach Ansicht von Papst Franziskus notwendige Einschränkung des usus antiquior angegeben.“
Daraus erklärt sich, warum bis heute Papst Franziskus die Ergebnisse dieser Studie nicht veröffentlichen ließ, paßt das Ergebnis doch nicht zu dem Anliegen des Papstes, die „Alte Messe“ in der Katholischen Kirche zu beseitigen.
Somit wird noch ein weiteres und vielleicht noch grundlegenderes Interesse dieses Papstes sichtbar. Um es politisch korrekt zu formulieren: Der Papst hofft, daß so der „Rechte Rand“, „die Traditionalisten“ und „Ewiggestrigen“ aus seiner Kirche herausgetrieben werden.Wenn die ihre Messe nicht mehr legal in der Kirche feiern dürfen, dann werden sie sie verlassen. Die Katholische Kirche soll so gespalten werden, wie es im politischen Raume der jetzige AfD – Parteivorsitzende vorschwebte, als er die Partei in zwei aufspalten wollte, eine liberal-conservative, die Guten und eine national-conservative, die Rechten= die Bösen. Wenn den „Ewiggestrigen“ ihre Messe genommen werden wird, dann werden sie schon gehen- das dürfte die Intention des Papstes sein. Im Kleinen findet das in der Kampagne gegen Kardinal Woelki statt, was der Papst für die ganze Kirche sich wünscht: eine von allem Conservativen und Traditionalistischen befreite Kirche, die so sich erst problemlos modernisieren läßt.
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