Dienstag, 20. Juli 2021

„Kardinal Müller: Papst Franziskus will, dass Alte Messe ausstirbt“



So jubelt die quasi offizielle Internetseite der Deutschen Bischöfe (19.7.2021). Diese Überschrift sagt alles. Kardinal Müller verdient für diese klare Aussage Respekt, daß er, statt die Lage schön zu reden, das Anliegen Papst Franziskus und des linksliberalen Lagers in der Katholischen Kirche erfaßt. Es lohnt sich, die Hintergründe dieses Kampfes gegen die „Tridentinische Messe“ zu erhellen zu versuchen.

Grundlegend für diesen Kampf ist ein evolutionäres Kirchengeschichtsverständnis, daß sich die Kirche im Laufe der Zeit immer weiter zum Positiven weiterentwickle, sodaß die Wahrheiten von Gestern für Heute überholt sein können.

Davon zu distinguieren ist die Vorstellung, daß die Kirche sich im Laufe der Geschichte von ihrem Ursprünglichen entfremdet habe und daß das 2.Vaticanum nun die Aufgabe übernommen hätte, diese Fehlentwickelung zu korrogieren. Diese Vorstellung, in der Reformation beheimatet, erfreut sich ja zusehens in der Katholischen Kirche großer Beliebtheit. Statt daß die Kirche auf den großen Wiederhersteller des Urchristentumes, Luther gehört hätte, erschuf die Kirche sich mit der „Trientinischen Messe“ eine bewußt antiprotestantische Gottesdienstform, ganz im Ungeiste des „Trientinischen Konziles, das sich ganz den Reformanliegen Luthers verschloß. Darum mußte dieser Doppelfehler revidiert werden durch das 2.Vaticanum, das für das Sichöffnen der Kirche für das reformartorische Anliegen stünde und durch die „Neue Messe“, die der antilutherisch ausgerichteten ein Ende setzen sollte.

So verbinden sich diese 2 Narrative, das des Entwickelungsschematas und das des Abfalles vom Ursprünglichen zu einem Nein zur „Alten Messe“.

Beiden Narrativen gemein ist die Absage zur Einheit der Kirche, denn es soll faktisch die ganze Theologie und kirchliche Praxis von „Trienter Konzil“ bis zum 2.Vaticanum aus der Kirche herausgestrichen werden, wahlweise als Fehlentwickelung oder als ein für allemal Überholtes.

Der Konflikt vitalisierte sich nun aus linksliberaler Sicht durch die bestürzende Erkenntnis, daß gerade junge Priester zunehmend sich für die „Alte Messe“ engagierten und daß die Gottesdienstbesucher der „Alten Messe“ auch durchschnittlich jünger sein sollen als die der neuen. Hofften die Reformer, daß das Problem der „Alten Messe“ sich von selbst erledigen würde durch das Absterben der Ewiggestrigen, so mußte diese Wahrnehmung sie zum Kampf gegen die „Alte“ und nun leider trotzdem erfolgreiche Messe drängen. Daß seit der Einführung der „Neuen Messe“ die Gottesdienstbesucherzahlen kontinuierlich sinken, erlaubt den Befürwortern nicht, die „Alte Messe“ als Alternative weiterbestehen zu lassen, könnte doch der Verdacht entstehen, daß diese veraltete Form der Messe die Heutigen vielleicht sogar mehr ansprechen könnte als die moderne Form.

Marktstrategisch formuliert: Die „Neue Messe“ sollte eine Einpassung der Katholischen Kirche in die Moderne leisten, die ist aber nun schon zu Grunde gegangen, denn wir leben in der Nachnoderne, sodaß die einst um der Zeitgemäßheit konstruierte Messe nun zur veralteten wurde- aber an ihr soll festgehalten werden, weil der katholische Linksliberalismus noch ohne Bedenken an dem Paradigma der Aufklärung und der Moderne festhalten will.

Die „Neue Messe“ ist eben das Produkt einer Synthese von der modernen Vernunft und der Tradition der Katholischen Kirche, bei der alles „Mittelalterlich-Katholische“ herauspurifiziert wurde, damit eine vernünftig-moderne Gottesdienstgestaltung so ermöglicht wurde. So verkennt die Mahnung, daß nun doch auch linksliberale Modifikationen oder gar Verstöße gegen die Ordnung der „Neuen Messe“ geahndet werden sollten und nicht nur die „Alte Messe“ diskriminiert werden, die Intention der päpstlichen Entscheidung zur Eliminierung der „Alten Messe“: Eine Weiterentwickelung der „Neuen Messe“, sie tatkräftig weiter zu protestantisieren, auch wenn dabei gegen die Normen der „Neuen Messe“ verstoßen würde, entspricht ja dem „Geiste des 2.Vaticanums“, dem der evolutionären Weiterentwickelungspflicht der Kirche. Tradition ist immer nur das obzwar einst wahr Gewesene jetzt aber zu Überwindende. So muß die Kirche permanent die Einheit mit sich selbst überwinden, um sich evolutionär fortzuentwickeln.



Zusatz:

So denkt Papst Franziskus über die Anhänger „der Alten Messe“ (Kath info am 20.7.2021):Papst Franziskus hat die von ihm in den vergangenen Jahren geäußerte Abneigung gegenüber dem überlieferten Ritus in ein Gesetz gegossen.

Für ihn besteht keine Notwendigkeit für den überlieferten Ritus. Wenn es junge Menschen gebe, so Franziskus zum Beispiel gegenüber tschechischen Bischöfen, die sich für ihn interessieren, so könne das nur eine flüchtige „Mode“ sein, die bestimmt sei, sich wieder zu verflüchtigen. Laut Franziskus kann nämlich nicht sein, was nicht sein darf. Insgesamt seien die Vertreter der Tradition ohnehin „Schriftgelehrte“, „Hartherzige“, „Starre“, „Pharisäer“, „Neopelagianer“, „Rückwärtsgewandte“ … Sie seien kurzum so überflüssig wie ein Kropf.“ Für diesen Papst ist die Schriftgelehrsamkeit ein Vorwurf: Wer schriftgelehrt ist, der ist rückwärtsgewandt!



 

1 Kommentar:

  1. In der Tat: Franziskus hat der Messe aller Zeiten den Krieg erklärt. Und dieser Krieg will den erklärten Feind nicht unterwerfen sondern vernichten.

    Es ist das Unternehmen Bergogloni. Doch wer zum Schwert greift, wird durch das Schwert umkommen.

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