Freitag, 30. Juli 2021

Die Kirche heute - soweit von ihren Anfängen entfernt (Teil 1)

Di


Über das Wirken des Apollos, eines jüdischen Christen, von dem ausgesagt wird, daß er redegewandt und in der hl. Schrift bewandert ist, schreibt die Apostelgeschichte: „Denn mit Nachdruck widerlegte er die Juden, indem er öffentlich aus der Schrift nachwies, daß Jesus der Messias sei.“ Apg 18,28

(Vorab: Dieser Judenchrist hätte ob seiner judenmissionarischen Aktivität, den Juden nachzuweisen, daß Jesus der Messias (=der Erlöser des jüdischen Volkes) ist, auf den Kirchentagen der EKD Auftrittsverbot,denn dieses Bekenntnis störe den christlich-jüdischen Dialog.)

Aber wie ist diese Aktivität aus heutiger katholischer Sicht zu beurteilen? Als Katholik dürfe man die Juden nicht widerlegen, sondern höchstens ganz subjektivistisch bekennen: Für mich ist Jesus mein Erretter. Unmöglich sei es, nach dem heutigen Bibelverständnis, aus dem Alten Testament nachzuweisen, daß Jesus der Messias sei. Im Urchristentum habe man das Altes Testament wohl so ausgelegt, diese sei aber für uns Heutigen ob des historisch-kritischen Verständnisses der Bibeltexte nicht möglich. Mit Nachdruck verbiete sich von selbst, denn eine solche Haltung verunmögliche ja den Dialog zwischen Christen und Juden auf gleicher Augenhöhe.

Gravierender ist nun aber doch die Anfrage, warum denn überhaupt dieser Apollo den Juden Jesus als ihren Messias verkünden wollte. Vorkonziliar lehrte die Kirche, daß der Glaube, daß Jesus der Christus, der Messias heilsnotwendig war, aber seit der Neubestimmung des Verhältnisses der christlichen Religion zu allen anderen und gar dem Atheismus im 2.Vaticanum heißt es, daß der Jude ohne den Glauben an Jesus als den Christus des ewigen Heiles teilhaftig werden kann. Verschiedenartig kann diese These nun legitimiert werden:

a)durch die Lehre, daß Jesus am Kreuze für alle objektiv das Heil erwirkt hätte, sodaß es jedem gilt, egal wie er sich subjektiv dazu verhält, glaubend oder unglaubend,


b) durch die Lehre, daß Gott als der alle Menschen Liebender seine objektive Liebe zu allen Menschen durch Jesus nur offenbart hat, sein Kreuz also gar kein Heilswerk war und auch nicht an Jesus Christus zu glauben ist, denn Gott als die objektive Liebe ist der hinreichende Grund des Heiles für alle. Der christliche Glaube er- und bekennt so nur das allen Gültige,


c)durch die Lehre, daß in allen Religionen so viel an Wahrheit enthalten ist, daß dies zum Heile ausreicht, daß eben jeder in seiner Religion selig werden könne.


Völlig verquer ist aber die Vorstellung, daß der Nichtglaube an Jesus als dem Messias Juden als schuldhafte Sünde anzurechnen sei. Wenn Jesus also über ein jüdisches Gebiet, das nicht den Glauben an ihn als den Messias annehmen will, urteilt: „Dem Gebiet von Sodom und Gomorra wird es am Tage des Gerichtes nicht so schlimm ergehen, wie dieser Stadt“ (Mt 10,15), dann irrte hier Jesus fürchterlich, hat er da doch ganz die Treue seines Vaters zu seinem ersterwählten und nie verstoßendem Volke Israels völlig vergessen! Die nachkonziliare Theologie weiß eben besser über Gott Bescheid als der Sohn Gottes selbst.

Genaugenommen ist jede Mission überflüssig. So wird heutzutage das 2.Vaticanum progressiv gedeutet, den Emergenzpunkt dafür bilden die Aussagen des Konziles zu den anderen Religionen und zum Atheismus.


Besonders anstößig an diesem Apollo ist aber seine Redegewandtheit und Schriftkenntnis. Rhetorik und biblische Gelehrsamkeit sind in der jetzigen Kirche nicht mehr gefragt, denn wenn überhaupt noch der Glaube an Jesus Christus Nichtgläubigen gegenüber bekannt wird, dann nur noch ganz subjektivistisch persönlich: Ich empfind, fühl, erleb Jesus so- aber jeder andere kann Jesus auch ganz anders empfinden. Man bekennt sich zu Jesus, wie ein Musikkenner zur Musik Richard Wagners, mit dem einräumenden Zusatz: Ich weiß schon, daß die Beatles beliebter sind.

Besser aber, wenn auf jede sprachliche Artikulation des christlichen Glaubens verzichtet würde, weil es allein auf die gelebte Praxis der Nächstenliebe ankäme- wortlos, und auf jeden Fall ohne Rhetorik und ohne jeden belehrenden Charakter.

Also, dieser Apollo paßt nicht mehr in die Katholische Kirche.



 

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