Dienstag, 12. Juli 2022

Die Katholische Kirche ohne Priester? Wozu bräuchte die nachkonziliare opfervergessende Kirche noch ihre Priester?

Die Katholische Kirche ohne Priester? Wozu bräuchte die nachkonziliare opfervergessende Kirche noch ihre Priester?


Der absolute Höhe- oder auch Tiefpunkt des „Synodale Weges“ bildete sicher der Antrag, der mehrheitlich, auch wenn die Mehrheit sehr knapp war, angenommen wurde, daß die Notwendigkeit des Priesteramtes in der Katholischen Kirche zu überprüfen sei. „Ein wichtiger Antrag mit drastischen Folgen“ titelte dazu Kath net am

Dominus Jesus“ von Kardinal Ratzinger verfaßt stellte noch fest, daß die aus der Reformation sich herauskristallisiert habenden „Kirchen“ nicht als Kirchen anerkannt werden können, eben auch weil in ihnen das sakramentale Priesteramt abgeschafft wurde. Nur dieser Ruf aus der Wüste blieb in den katholischen Kreisen Deutschlands unerhört, man blieb dabei, die evangelischen „Kirchen“ als Kirchen anzuerkennen, um somit einzuräumen, daß das Priesteramt nicht konstitutiv für das Kirchesein sei. Die Evangelischen können ja auch Kirche sein, ohne ein Priestertum.


Völlig in Vergessenheit geraten ist in dieser Causa, mit welcher Begründung Luther und die ihm Nachfolgenden das Priesteramt für mit der christlichen Religion unvereinbar hielten und es darum abschufen. Die Begründungsthese lautet: Weil Jesu Christi Sühnopfer das einzig wahre und hinreichende Opfer ist, kann und darf es in der Kirche kein Meßopfer mehr geben und damit auch keine Priester mehr, denn wo es kein kirchliches Opfer mehr geben dürfe, da kann und darf es keine Priester mehr geben. Der evangelische Pfarrer tritt so an die Stelle des Priesters, der als Leiter einer Gemeinde auch ein Pfarrer ist. Luther hat nicht eine pfarrerlose Kirche eingefordert, sein Mitkämpfer Melanchthon entfaltete ja eine 2 Ständelehre der Kirche, den der Belehrenden und den der Zubelehrenden. In das Zentrum des Gottesdienstes rückte so die Predigt als eine Belehrungsveranstaltung, während das Abendmahl als Appendix des evagelischen Gottesdienstes lutherisch nur einmal im Monat, reformiert nur 3-4 mal im Jahre gefeiert wird, weil es für den Gläubigen nicht so wichtig ist, denn das Heil kommt ja aus der Predigt, wenn sie glaubend aufgenommen wird.

Mißverstanden wird das reformatorische Anliegen, wird es antihierarisch interpretiert, als solle im Namen eines allgemeinen Priestertumes das amtliche negiert werden, um eine egalitäre Kirche zu konstruieren. Nein, es geht allein um die Alleingenügsamkeit des Kreuzaltaropfers Jesu Christi, die die Eucharistie als kirchliches Opfer ausschließe. Ganz simpel wird hier im Modus des wechselseitigen Sichausschließens gedacht: Weil Christus der wahre Priester sei, dürfe es keine anderen Priester mehr geben, weil er das wahre Opfer sei, dürfe es keine weiteren Opfer mehr geben. Nur wird hier nicht konsequent zu Ende gedacht, denn dann müßte ja auch geschlußfolgert werden, daß, weil Jesus der einzig wahre Lehrer und Pfarrer sei, es auch keine weiteren Lehrer und Pfarrer mehr geben.

Faktisch erkennt so der ökomenische Dialog gegen Kardinal Ratzinger die evangelischen „Kirchen“ als Kirchen an, obzwar sie ohne ein kirchliches Meßopfer und ohne das sakramentale Priestertum sind. Das heißt: Eine christliche Kirche kann auch eine ohne Priester sein. Somit kann das sakramentale Priestertum nicht mehr konstitutiv für das Kirchesein der Katholischen Kirche sein. Es ist nur noch von akzidentieller Relevanz. Wer nun die Versuche doch noch dies Priesteramt als konstitutives für das Kirchensein der Kirche zu rechtfertigen, kann nicht überlesen, daß es eher um Legitimierungsversuche des Pfarramtes handelt als um Begründungen für das Priesteramt. Das Kermproblem ist nämlich, daß in den nachkonziliaren Zeiten man am liebsten überhaupt nicht mehr vom Meßopfer sprechen möchte, ja auch den Priester primär als einen Gemeindepfarrer verstehen möchte. Denn wenn die Eucharistie kein kirchliches Opfer mehr ist, dann bedarf es in der Kirche auch keiner Priester mehr.

Wenn aber Gott nur noch einer der Liebe ist, wozu bräuchte es dann da des Kreuzaltaropfers Jesu Christi und dessen Abbild in dem Meßopfer. Über Luther hinausgehend, der ja immerhin noch an der Heilsnotwendigkeit des Sühnopfers Jesu Christi festhielt, wird heutzutage das Sühnopfer überhaupt in Frage gestellt, daß Jesus Christus wirklich für unsere Sünden am Kreuze starb. Wenn aber Jesu Tod kein Opfer gewesen sein sollte, dann kann es unmöglich in der Kirche noch ein Meßopfer geben, dann kann die Eucharistie wie das evangelische Abendmahl nur ein heiliges Essen sein. Für ein solches heiliges Essen bedarf es nun aber keinen Priester, dafür ist er überflüssig. Ja, es ist sogar konsequent, wenn bei den Abendmahlsfeiern eine Frau den Vorsitz führt, denn es entspricht der traditionellen Rolle der Frau als Hausfrau beim gemeinsamen Essen dem voranzustehen. Ist erst das Meßopfer abgeschafft und wird anstattdessen nur noch ein feierlicches Essen zu sich genommen, tritt folgerichtig ein Pfarrer an die Stelle des Priesters und die Pfarrerin vollendet dann diese Wandlung, damit nun eine „Hausfrau“ wieder dem gemeinsamen Essen präsidiert.

Die Notwendigkeit des Priesteramtes läßt sich eben nur mit der These der Heilsnotwendigkeit des kirchlichen Meßopfers begründen, aber davon will die nachkonziliare Kirche nichts mehr hören. Damit untergräbt sie aber notwendigerweise das Amtspriestertum und macht es zu etwas Wegreformierbarem.



 

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