Freitag, 29. Juli 2022

Papst Franziskus Kampf gegen die Tradition – oder welche er selbst bejaht und für welche er kämpft

(Über die gute und die falsche Tradition)


Brüder und Schwestern, das gilt auch für uns. Diejenigen, die uns vorangegangen sind, haben uns eine Leidenschaft, eine Kraft und eine Sehnsucht weitergegeben, ein Feuer, das wir neu entfachen müssen; es geht nicht darum, Asche zu bewahren, sondern das Feuer, das sie entfacht haben, neu zu entfachen. Unsere Großeltern und Ältesten wünschten sich eine gerechtere, brüderlichere und solidarischere Welt und kämpften dafür, daß wir eine Zukunft haben. Jetzt liegt es an uns, sie nicht zu enttäuschen. Es liegt an uns, diese Tradition, die wir erhalten haben, aufzugreifen, denn die Tradition ist der lebendige Glaube unserer Toten. Bitte, lassen Sie uns nicht zum Traditionalismus übergehen, der der tote Glaube der Lebenden ist, wie ein Denker sagte.“ (Kath info am 27.7.2022: Papst Franziskus und der "tote Glauben" der Lebenden.)


So spricht Papst Franziskus über 2 Traditionen. Der „Traditiona-lismus“ ist auch in dieser Papstrede der Feind schlechthin. So unpräzise dieser Begriff auch von ihm verwendet wird, seine Hörer und Leser wissen, was damit gemeint ist, eben im Prinzip alles Vorkonziliare, das durch den „Geist des 2.Vaticanumes“ reprobiert wurde. Wer dem anhängt, der ist einer, der einen „toten Glauben“ noch am Leben erhalten will. Selten opponiert der Papst so klar und eindeutig gegen seinen Vorgänger, der ja sich vehement gegen jede Deutung des 2.Vaticanumes ausspricht, die dies Konzil als den Bruch und Widerspruch zur kirchlichen Tradition interpretiert. Das 2.Vaticanum war und ist der Bruch mit der vorkonziliaren Tradition,sodaß es kein Zurück zum Veralteten mehr geben dürfe.


Nur, bei einer genaueren Lektüre dieser Papstrede melden sich doch Bedenken an, ob so wirklich diese Rede gemeint ist. Es ist der Text daraufhin zu befragen, was denn hier als die Antithese zum Traditionalismus propagiert wird. Es gibt eine gute Tradition, die des Kampfes um „eine gerechtere, brüderlichere und solidarischere Welt“.Auch diese soll eine alte Tradition sein: Schon unsere Großeltern lebten aus und für sie. Ideengeschichtlich sind dann diese Großeltern die Aufklärer, (Kant isb, siehe seine Schrift über den ewigen Frieden), die Französischen Revolutionäre mit ihrer freimaurerisch inspirierten Parole der Freiheit,Gleichheit und Brüderlichkeit, die bolschewistischen Revolutionäre, aber auch die jetzigen Feministin und Genderideologen und viele mehr. Nur diese Tradition ist keine christliche sondern im Kern eine antikatholische. Das Reich Gottes, das uns der Erlöser verheißt, wird in dieser Tradition säkularisiert zu der Aufgabe menschlicher Gestaltungs-kraft.

Es gibt die Achse vorkonziliar – nachkonziliar, die als eine simple Fortschrittsentwickelung gedeutet wird, wobei dann das 2.Vaticanum den Bruch mit der Vergangenheit bedeutet, nach dem die Kirche, befreit vom Veraltetem nun vorwärts schreitet, wie einst das inzwischen eingestellte Zentralorgan der SPD: Vorwärts! Aber auf dieser Achse paßt diese Tradition des Kampfes um eine bessere und gerechtere Welt nicht, sie ist auf dieser Achse nicht einschreibbar. Sie gehört zu einer ganz anderen, einer auf der den einen Extrempunkt die Reaktionäre und den anderen Extrempunkt die Revolutionäre bilden. Wenn der Conservative den Fortschritt einfrieren möchte, der Reaktionär gar eine Rückentwickelung erstrebt, will der Progressive und der Revolutionär voranschreiten, die Welt optimieren, schnell oder ganz eilig. Der der Geschichte immanente Fortschritt hin auf eine bessere und gerechtere Welt verlange nun auch und gerade von uns Jetzigen unser Eintreten für solche Weltverbesserungsutopien.

Eindeutig votiert hier so der Papst für eine linkspolitische Handlungsoption. Nur diese Option ist nun etwas ganz anderes als die linksliberale Interpretation des Reformkonziles durch den „Synodalen Weg“ oder als die in Westeuropa dominierende linksliberale Theologie der Universitäten. Diese Emanzi-pationstradition mit ihren Utopien einer besseren Welt will der Papst am Leben erhalten oder auch revitalisieren. Für diese Tradition war der Bruchpunkt das Ende des Real existierenden Sozialismus 1989f, daß seit dem der Kapitalismus sich als die einzig mögliche Gesellschaftsordnung feiert, die eben alternativlos ist. Alle Hoffnungen auf eine politische Welterlösung gingen damit unter, als wenn nun alle Hoffnungspotentiale mit diesem Scheitern aufgebraucht wären. Papst Franziskus will sich dem nun widersetzen, als wollte er nun noch die Anliegen der marxistischen Befreiungstheologie aus den Konkurs linker Utopien 1989f hinüber-retten.

So erhält der „Traditionalismus“, den Papst Franziskus so energisch bekämpft, noch ein ganz anderes Angesicht: Traditionalisten sind all die, die nicht die Option der Verbesserbarkeit der Welt hin zu einer gerechten und solidarischen teilen, weil sie das Heil von Gott erwarten statt auf die Politik zu setzen. Gegen diesen „Pessimismus“ kämpft der Papst mit allen Linken guten Willens .Dafür ringt er um die Einheit aller Religionen, damit sie alle gemeinsam für die bessere Welt kämpfen.

Zusatz:

So gesehen ist Papst Franziskus ein "traditioneller" Linker im Kontrast zu der jetzigen Linken, die sich zu Kulturmarxisten" mutiert haben, die also die bürgerliche Kultur nur noch überwinden wollen, isb die Ordnung der Ehe,der Familie und des Volkes.





 

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