Montag, 25. Juli 2022

Soll die Kirche verfeminisiert werden? Eine Problemanzeige über den Tod der Kirche

Soll die Kirche feminisiert werden? Eine Problemanzeige über den Tod der Kirche


Einst wurde die christliche Religion und damit auch die Kirche zur Domaine der Frau. Genau datieren ließt sich dieser Prozeß der Feminisierung nicht, aber man liegt wohl nicht ganz falsch, daß der Anfang dieser Entwickelung in der Aufklärung vermutet wird. Für die Frau galt nun das Leben der 3 Ks: Küche, Kinder und Kirche- der Mann dagegen mußte hinaus ins „feindliche Leben“, das außerhäusliche. Die Religion, seinen Glauben streifte er dann ab, wie seine Hausschuhe, die eben für draußen ungeeignet waren. Der Raum der Ökonomie und der Politik waren und sind eben soziale Räume, die durch sich selbst hinreichend bestimmt sind, als daß da noch eine christliche Normierung möglich wäre. Ein atheistischer Schuhmacher repariert kaputte Schuhe eben genauso wie ein christlicher. Die Eigengesetzlichkeit dieser sozialen Räume wurde sozusagen entdeckt, daß hier Sachlogiken dominerten, die unabhängig von der religiösen Einstellung der dortigen Akteure von allen zu beachten sind. Selbst in der Freizeit galt zusehens die Religion als nicht mehr dahinein passend, da Menschen unterschiedlicher Confessionen in Vereinen und ähnlichem ihre Freizeit verbringen. Es müssen eben halt Christen, Atheisten und was auch immer gemeinsam etwa in einem Schachclub spielen können.

Das Zuhause, das Daheim wurde so zur Enklave der gelebten Religion, sie wurde saverprivatisiert, Schon der regelmäßige Gottesdienst begann, ein Auslaufmodell zu werden. Aber damit wird vorgegriffen. Aber es fällt eben auch, daß die Höhe- und Tiefpunkte des Familienlebens zu den Tagen des Kirchbesuches avancierten: Geburt und Taufe, Eheschließung und die kirchliche Trauung, Tod und die kirchliche Beerdigung und die Feier der Familie im Weihnachtsfest, das waren dann die Fixpunkte des so verbürgerlichten Christentumes. Die Familie ist nun aber die Domaine der Ehefrau. So begann die Feminisierung der christlichen Religion schon mit der Verortung von ihr in das Daheimleben.

Wird dieser Spur weiter gefolgt, liegt es nahe, daß nun die Kirche, besser noch die Gemeinden „geschwisterliche“ sein sollen. Das innere Leben soll eben familiär gestaltet sein. War der Ursprung der Kirche das Lehrer-Schüler-Verhältnis Jesu Christi zu seinen Schülern, so wird nun daraus ein familiäres Bei- und Zusammensein von im Prinzip Gleichgestellten. In der Vorstellung der Geschwisterlichkeit gibt es eben nur noch „Geschwister“ und nicht mehr Väter und Mütter und keine Kinder. Der Wille zur Egalisierung löscht diese für das Familienleben konstitutiven Elemente aus. Es bleiben nur noch gleichrangige Geschwister über. Die Enthierarichisierung ist so weit fortgeschritten aber es besteht noch das äußerliche Korsett der Hierarchie des dreistufigen Weiheamtes und der Skandal des Papstamtes.

Das, was im Protestantismus durch die Reformation aufgelöst worden ist, das Priesterliche der Kirche widersetzt sich nun der endgültigen Feminisierung der Kirche. Denn das Priesteramt, das Meßopfer, die darin sich fundierende Ordnung der Hierarchie sind Elemente einer ganz anderen Ordnung als der der Familie. Im Zentrum der Religion steht die Kommunikation mit den Göttern oder dem Gott. Der Kult ist so das Herzstück und die Hierarchie ergibt sich aus der unterschiedlichen Stellung im Kult. Diese Ordnung fundiert sich nicht durch das Prinzip der Verwandtschaft aber aber auch nicht der Freundschaft, wie in der Ordnung der Familie und der des Freundeskreises. Im Zentrum stehen stattdessen von Gott zu den besonderen Diensten Berufene. Der religiöse Kult ist so ein Geschehen außerhalb der bürgerlich-profanen Welt. Es ist so eine heilige Ordnung.

Die Verfamilisierung und Verfeminisierung wandelt so die Religion zu einem Element des Familienlebens. Deshalb ist es auch nicht erstaunlich, daß im Protestantismus der Pfarrberuf zusehens ein Frauenberuf wird. Wie die Dame des Hauses beim gemeinsamen Sonntagsessen dem Sonntagsmahl vorsteht, so steht sie eben auch dem Abendmahl vor, das ja auch nur noch eine religiöse Mahlzeit sein soll. (Luther) In der Katholischen Kirche dagegen stehen sich nun die Ordnung eines verfamilisierten Christentumes der heiligen Ordnung des Kultes gegenüber.

Es darf nun aber auch nicht übersehen werden, daß es solche Spannungen schon im Urchristentum gegeben hat. Der christliche Gottesdienst knüpfte eben an 2 grundverschiedenen Praxen an, der des Synagogengottesdienst und der des Tempelkultes. Im Urchristentum gab es die Spannung der Differenz des einen Lehrers zu den vielen Schülern, die sich in der Differenz der Apostel und Presbyter zu den Laien prolongiert und das Familienethos: Wir sind alle Brüder und Schwestern. Dieses Familienethos diente zuvörderst der Gewinnung eines Einheitsgefühles unter Menschen verschiedenster Ethnien und Kulturen. Die Urgemeinde wollte ja keine religiöse Sondergruppe im jüdischen Volke sein, sodaß das Fehlen einer ethnischen Gemeinsamkeit durch das Familienethos kompensiert werden sollte. Als aber das Christentum zur Staatsreligion des Römischen Reiches sich weiterentwickelte, verlor selbstredend das Familienethos an Gewicht, weil nun die Gemeindemitglieder zugleich Bürger des selben Staates und oft auch des selben Volkstumes waren. Wohl hauptsächlich in klösterlichen Gemeinschaften überlebte dann dies Familienethos.

Seit der Aufklärung ist aber wohl die Tendenz zur Verfamilisierung und somit zur Verfeminisierung der Kirche erkennbar. Das hat auch Auswirkungen auf den theologischen Diskurs: So wie der Liebesfilm und derLiebesroman die Domaine der Frau ist, so avanciert die Liebe nun zum Zentrum der Theologie und ersetzt die vorherigen Zentralbegriffe: Natur und Gnade, natürliche und übernatürliche Erkenntnis, das göttliche Gericht mit seinem zwiefachen Ausgang, der Dualismus von Erwählten und Nichterwählen, aber auch die Differenz von der wahren zu den vielen nichtwahren Religionen. All das verschwindet eben im Einerlei des mütterlich liebenden Gottes, der ebenso auch nur noch zu einer Einerleiliebe auffordert: Wir haben uns alle lieb, weil Gott uns alle lieb hat. Das könnte als das Basiscredo des verbürgerlichten verfamilisierten Christentumes angesehen werden.

Nur dieses steht nun noch im Widerstreit mit der Kirche mit ihrer religiös fundierten Ordnung, die ihr Zentrum im Opferkult hat und nicht in einem Familienethos. Auf dem „Synodalen Irrweg“ soll also die religiös-kultische Ordnung durch eine Familienordnung mit ihrem Ethos ersetzt werden. Das wäre natürlich der Tod der Katholischen Kirche, aber der wird wohl auch erstebt.

Zusatz

Eigntümlich mutet es aber an, wenn jetzt noch eine Feminisierung der Kirche eingefordert wird, obgleich sie jetzt schon bei den Frauen besser ankommt als bei den Männern.   


 

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