Samstag, 23. Juli 2022

Christliche Freiheit= Marktwirtschaft=Demokratie versus Atheismus=Planwirtschaft=Diktatur


Für viele Christen ist das ein klarer und eindeutiger Sachverhalt: Die christliche Freiheit, die Marktwirtschaft und die Demokratie gehören auf das herzinnigste zusammen wie auch die diabolische Trinität von Atheismus, Planwirtschaft und der Diktatur. Der einst obligatorische Systemvergleich zwischen der BRD und der DDR basewies das dann auch noch hinreichend augenfällig. Da kann es doch keinen Diskussionsbedarf mehr geben.

Nur, was ist dann von Tatsachen zu halten, die sich einfach nicht in dies Schwarz-Weiß-Schema einordnen wollen? Warum gibt es in der Ordnung der Marktwirtschaft viele Menschen, die auf Armenspeisungen angewiesen sind, weil die ihnen vom Staate gewähre Sozialhilfe nicht ausreicht, daß große Mengen von Lebensmitteln, deren Mindesthaltbarkeitsdatum abgelaufen sind, über „Tafeln“ Bedürftigen ausgeteilt werden und daß jetzt „Tafeln“ Aufnamestops verhängen, weil sie nicht mehr alle Berechtigten so versorgen können? Warum spricht man schon seit langem von Mietwucherpreisen? Ja, warum gibt es permanent Arbeitslose?

Ja, in der Marktwirtschaft könne sich eben der Bürger einen Mercedes kaufen und im Osten mußte der Bürger sich mit einem Trabbi begnügen, aber jetzt gibt es Bürger, die diesen Winter entweder sich satt essen können oder heizen. Oder soll jetzt eingewandt werden, daß die Meinung, die Wirtschaft habe zuerst die Grund-versorgung zu gewährleisten ein Element sozialistischer Planwirtschaftsideologie? Nach welchen Kriterien ist denn dann die Qualität eines Ökonomiekonzeptes zu bewerten? Die Antwort fällt eindeutig aus: Die in ihr gewährte Freiheit ist das Bewerungskriterium. Das ist die Freiheit, Waren und Dienstleistungen zum Verkauf anzubieten, wie man will und zu welchem Preis man will und die Freiheit des Konumenten, zu kaufen, was man will zu welchem Preis man sie sich erwerben möchte. Diese ökonomische Freiheit hat wahrlich wenig, wenn nicht sogar gar nichts mit der Freiheit im christlichen Sinne gemein. Jesus Christus starb nicht am Kreuze, damit wir gute Geschäfte machen können, die den Verkäufer wie den Käufer zufrieden stellen.

Die Ideologie des Liberalismus sieht aber in der Parole, so wenig Staat wie nur irgendwie nötig, damit der Bürger frei wirtschaften kann, die Freiheit praktisch ausbuchstabiert, aber der Liberalismus ist nichts genuin Christliches. Augenfällig ist dabei ja auch, daß, damit diese Freiheit überhaupt lebbar bleibt, der Staat diese Freiheit begrenzen muß. Existierte gar keine Freiheitsbegrenzung, könnte ja auch dieDienstleistung“ des Auftragmordes frei angeboten werden.

Es sei nun das Augenmerk auf ein viel offenkundigeres Problem gerichtet: die Wucherpreise im Lebensmittelbereich. Dies Modell möge das Problem veranschaulichen. Gesetz den Fall, daß 80 Prozent des in Deutschland verzehrten Käses in Verbrauchermärkten gekauft wird, dann können leicht alle Verbrauchermärkte beschließen, den Preis des Käses um 100 Prozent zu erhöhen. In allen Märkten kostet der Käse jetzt gleich viel, nur doppelt so teuer wie vorher. Wollte ein Käsekaufer nun wo anders in einem Nichtsupermarkt seinen Käse kaufen, wird er feststellen müssen, daß er da, in Extrakäsegeschäften noch teurer ist. Wendet er sich dann wieder an den Supermarkt in der Suche nach einem Alternativbrotbelag, wird er feststellen müssen, daß auch deren Preis wucherartig zugenommen hat.

So etwas könne es in einer Marktwirtschaft nicht geben? Das gibt es jetzt und hier. Dem Bürger wird eben als Legitimierung dieser Preisabsprachen der „böse Putin“ vorgehalten, daß nun sein Krieg unseren Käse verteuere! Als Regierungsgläubige zweifeln wir natürlich daran nicht, denn in einer Demokratie ist man dazu verpflichtet, der demokratisch gewählten Regierung und ihren Medien Glauben zu schenken. Aber wer nun die Vor- und Nachteile der Marktwirtschaft nüchtern bilanziert, könnte an dem Dogma der Marktwirtschaft, seiner Alternativlosigkeit zweifeln.

Gehören nun die Marktwirtschaft und die Demokratie zusammen? Mitnichten, denn China demonstriert es, daß dies Land seine Planwirtschaft ab- und zusehens eine Marktwirtschaft aufbauen kann, ohne demokratisch regiert zu werden. Genauso, völlig abgesehen davon, ob dies erstrebenswert ist, könnte ein demokratischer Staat die Wirtschaft planwirtchaftlich organisieren. Nur in der Epoche des „Kalten Krieges“ galt die Gleichung: Freiheit =Marktwirtschaft =Demokratie. Aber die „gleich“ ist ein rein kontingentes.

Verdächtig ist ja bei dieser Apothesose der Marktwirtschaft, daß die Frage des Nutzens, wem nützt sie wie?, kaum noch gestellt wird. Diese Ordnung legitimiere sich eben schon hinreichend dadurch, daß sie eine der Freiheit sei. Die soll dann sogar irgendwie identisch sein mit der „christlichen Freiheit“. Nur hat diese Freiheit einen recht janusköpfigen Charakter: Der Freiheit der Berufswahl steht der Zwang gegenüber, seinen Lebensunterhalt durch das Arbeiten sich verdienen zu müssen und dem Recht der freien Berufswahl steht das limitierte Arbeitsplatzangebot auf dem freien Arbeitsmarkt gegenüber.

Aber auch andere Probleme zeichnen sich ab: Wie ist die Niederlassungsfreiheit von Ärzten vereinbar mit der Notwendigkeit, auch auf dem Lande eine hinreichende ärztliche Versorgung zu gewähren? Noch problematischer ist wohl die Frage der Vereinbarkeit der Marktwirtschaft mit der Notwendigkeit, die Produktion der Güter o zu gestalten, daß sie die Grundlagen des Überlebens der Menschen auf diesem Planeten nicht gefährdet. Bisher macht die Marktwirtschaft nicht den Eindruck, das schaffen zu können, weil in ihr zu leicht die Freiheit des Einzelnen zu Lasten der Lebensrechte der Anderen, isb der Zukünftigen ausgelebt wird.

Aber es gälte doch: Wo die Wirtschaft marktwirtschaftlich organisiert wird, da gibt es auch die politische Freiheit der Demokratie. Ja, bisher noch, aber kann bestritten werden, daß die politischen Freiheiten jetzt merklich eingeschränkt werden. Solange das Volk hinreichend mit Brot und Spielen befriedigt werden konnte, gewährte die Demokratie ihren Bürgern ein großes Maß an Freiheiten, aber seit das nicht mehr so gut klappt, werden diese Freiheiten auch wieder eingeschränkt, damit sie nicht vom Volke mißbraucht werden können. Die Politische Korrektheit und der Dauerkampf gegen Rechts zeigen es ja überdeutlich.

Nein, diese einfache Gleichung gilt nicht mehr, sie galt so nur in der Phase des „Kalten Krieges“, denn in ihr mußten die westlichen Regierungen auch dafür Sorge tragen, daß es ihren Bürgern gut geht um der Systemkonkurrenz mit dem Osten willen. Jetzt, wo der freie Westen sich als alternativlos legitimiert, kann dem Volke auch wieder das große Lied der Enthaltsamkeit und des Gürtel-enger-Schnallens vorgespielt werden. Man ist sich eben seiner demokratischen Untertanen sicher, und die Abweichler werden dann eben energisch bekämpft. 

Daß zur Marktwirtschaft oder zur Demokratie die christliche Freiheit das Fundament liefere, ist nun aber eine bloße Legende des liberalen Protestantismus, dem sich nun auch Katholiken anschließen. 



 

 

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