Mittwoch, 6. Juli 2022

Zur Kirchenkrise - eine Glaubenskrise

Zur Kirchenkrise – eine Glaubenskrise!



Si non credideritis,non permanebitis“= Wenn ihr nicht glaubt,so werdet ihr nicht bleiben. So predigt es uns der Prophet Jesaja 7,9b.Das „credideritis“ ist hier wohl als Futur II, als exaktes Futur und nicht als ein Konjunktiv zu lesen, also: Wenn ihr nicht geglaubt haben werdet, werdet ihr nicht bleiben. Diese Aussage transzendiert seinen konkreten Kontext und ist so als eine Basisformel der christlichen Religion überhaupt anzusehen. Im Johannesevangelium heißt das deshalb konsequenterweise so: „Wer an den Sohn glaubt,hat das ewige Leben;wer aber dem Sohn nicht gehorcht, wird das Leben nicht sehen,sondern Gottes Zorn bleibt auf ihm.“ Joh, 3,36

Der Glaube ist so eine Überlebensfrage. Das prophetische Wort impliziert, daß Gott zu einem bestimmten Punkt sein Gericht halten wird. Da wird er prüfen, ob die so Angeredeten Glauben gehabt haben und so bleiben oder ihn nicht gehabt haben, und so verurteilt werden, sie werden dann aus ihrer Heimat vertrieben und können so nicht in ihrem Lande bleiben. Das Geschick des Volkes Israels hängt so in erster Linie davon ab, wie sie es mit dem Glauben halten. Nicht weltimmanente Größen bewirken das Geschick dieses Volkes Gottes, sondern Jesaja sagt zu ihnen: Glaubt, und ihr werdet nicht die Heimat verlieren, wenn ihr aber nicht glaubt, werdet ihr exiliert, wie es dann ja auch 586 v. Christus sich ereignete.

Jesus Christus konkretisiert nun diesen das Leben erhaltenden Glauben: Wer an ihn glaubt lebt und wird ewig leben. Aber es wird nun dem heutigen Bibelleser ein sehr befremdlicher Gedanke hinzugefügt: Der Zorn Gottes liegt auf allen Menschen und nur wer glaubt, der ist nicht mehr ein Objekt des Zornes Gottes.

Wie anders wird dagegen heutzutage doch der Glaube verstanden: Da gibt es die Welt des Wissens, die Wissenschaften erschließen sie uns und die Welten, in denen man nichts Gewisses wissen kann, aber man meint, daß es so oder so sein könne. Unpraktikabel ist es wohl so, auf den Glauben viel Gewicht zu legen, ist doch jeder Glaube ungewiß. Nur Fundamentalisten sehen das anders, aber darum werden sie ja auch aus dem öffentlichen Diskurs als Subjekte ausgeschlossen, man redet nur über aber nicht mit ihnen. Von der Hälfte aller Deutschen wird gemutmaßt, daß sie Nichtgläubige seien, sofern nicht eingewandt wird, daß irgendwie jeder an irgendwas glaube, die andere Hälfte sei noch religiös, zumindest gehören sie einer Religionsgemeinschaft an. Ob aber wirklich jeder der Katholischen Kirche Angehörende ein Gläubiger ist, ist zweifelhaft, und läßt sich wohl auch nicht definitiv klären, da kein Konsens mehr darüber besteht, was denn den Katholischen Glauben ausmache. Würde unter diesem Glauben die Zustimmung zum Glauben der Kirche verstanden, gäbe es aber nur noch sehr wenige Gläubige.

Welche Konsequenzen hat es nun, wenn man nichtgläubig ist? Offensichtlich gar keine. Vom Grundgesetz her darf Niemand ob seiner Religiösität oder Nichtreligiösität diskriminiert werden und selbst von Gott meint man, daß auch ihm der Glaube der Menschen gleichgültig sei, wenn es denn überhaupt einen Gott gibt. Nur einige behaupten, daß für sie ihr Leben erst durch ihren Glauben sinnvoll und etwas Wertvolles ist, aber viele, wenn nicht gar die meisten leben so wie sie leben, unabhängig davon, wie sie es mit dem Glauben an Gott halten. Denn Gott ist eigentlich etwas viel zu Ungewisses, als daß er als Fundament des eigenen Lebens taugen könnte.

Wie sieht es denn nun mit der Lebens- und Überlebensfähigkeit der Kirche in Deutschland aus? Wer den Diskurs um die Kirche in den Medien aufmerksam verfolgt, kann eines nicht übersehen: Der Glaube spielt in diesem Diskurs keine zentrale Rolle. Der Diskurs wird stattdessen majorisiert durch die Themen: „Sex für Alle“, „mehr Demokratie in der Kirche“, „das Frauenpriestertum“ und daß die Kirche sich „gendern“ müsse. Von diesen Themen hinge die Zukunftsfähigkeit der Kirche ab.Wenn noch andere Thematiken debattiert werden, dann geht es um die großen Fragen der Politik, vom Problem der Umweltzerstörung bis hin zu „Brot für die Welt“ und jetzt der gemeinsame Kampf aller Anständigen gegen das „Reich des Bösen“ gegen Rußland. Der Glaube habe mit diesen wirklich lebensrelevanten Problemen nichts zu tuen und ist irgendwie auch überflüssig. Ob wir bleiben oder nicht als Lebende auf diesem Planeten Erde hängt in erster Linie von unserem jetzigen Verhalten der Natur gegenüber ab und dem Problem der globalen sozialen Gerechtigkeit.

Für das individiuell persönliche Leben dagegen gibt es so viele Sinnangebote auf dem freien Markt, daß es fast unmöglich ist, nicht irgendwas Passendes zu finden. Der christliche Glaube scheint da auf dem Sinnanbietermarkt nicht besonders konkurrenzfähig zu sein, denn selbst die Kirche traut diesem Angebot nicht mehr recht. Man könnte doch mal Kirchesein ohne Glauben versuchen, indem man sich ganz aufs Humanitaristische kapriziert. Das könnte als das Zentrum der jetzt in deutschen Landen neu kreiert werdenden „Synodalkirche“ angesehen werden.

Ruft Jesaja uns zu: „Glaubt ihr nicht, so bleibt ihr nicht!“, so respondiert man heute in der Kirche: „Der Glaube kommt nicht mehr an, wir müssen unsere Angebotspalette modernisieren, damit wir morgen noch Kunden haben werden!“

Und Gottes Zorn über den Unglauben? Den entmythologisieren wir: Wenn es denn überhaupt einen Gott gibt, dann sagt der zu jedem: Ja, ich sage mein Ja zu Dir, so wie Du bist. Und wenn es denn gar nicht gibt? Dann leben wir so weiter wie einst mit Gott als Humanisten, die an das Gute in jedem Menschen glauben und für die Humanisierung der Welt sich engagieren. 

 

Corollarium 1

Als Gift für den christlichen Glauben erweist sich die Menschenrechtsideologie, daß im Miteinander der Menschen die Religion als gleichgültig anzusehen sei. Wie soll da die Kirche noch einen Gott verkünden, dem der wahre Glaube das Wichtigste ist, wenn in der Gesellschaft der Glaube als gleichgültig anzusehen ist.  


 

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