Mittwoch, 26. Juli 2023

Der Religionsunterricht – ein einziges Fiasko?

Der Religionsunterricht (RU) – ein einziges Fiasko? Zu diesem Ergebnis könnte man kommen, wenn das Religionsunterrichtsverständnis, wie es im Jesuitenmagazin 2-2023 auf Seite 11 dargelegt wird, den heutigen Religionsunterricht ausmachte. Die dortige wohlvertraute Phraselogie der heutigen Religionspädagogik läßt dies allerdings befürchten. Das Wichtigste ist natürlich das Feindbild, was auf keinen Fall in dem heutigen RU geschehen darf: „Es geht nicht ums Einpauken von dogmatischen Lehrsätzen“. Daß mit „dogmatischen Lehrsätzen“ die Vorstellung eines Einpaukunterrichtsstiles verbunden wird, ist einfach nur billige Polemik, im Unterricht könnte ja stattdessen der cognitive Gehalt eines dogmatischen Lehrsatzes expliziert und sein Wahrheitsgehalt begründet werden. Die Verfasserin setzt aber wohl auf die Voreingenommenheit der Leserschaft dieses Magazines, daß eben Dogmatisches an sich etwas rein Negatives ist und daß der christliche Glaube eben nicht etwas in Lehrsätzen Aussagbares ist. Dies ist einfach einer der Exzesse des heutigen Antiintellektualismus, der sich in den Konzepten des RU niederschlägt. Statt der Lehrsätze sollen „Gottesbegegnungen“ im Mittelpunkt des RU stehen und die „Deutung der Welt als Ort der Gegenwart Gottes.“ Jede Begegnung,jeder Kontakt,jede Nachfrage von Schüler*innen ist Gottesbegegnung.“(Die deutsche Sprache durch ein konsequentes Gendern zu verhunzen, gehört heutzutage zum Standard jesuitischer Geistesverirrung!) Dogmatisch, das Jesuitenmagazin möge mir diesen Mißgriff verzeihen, ist Gott nur in dem einen Menschen, Jesus Mensch geworden, sodaß nur von ihm gilt, daß Gott uns in ihm begegnet, hier wird nun einfach behauptet, das gälte für jeden Menschen. Völlig unklar bleibt dabei, wie denn in jeder Begegnung mit einem Menschen darin eine Gotteserfahrung sich ereignen soll. Stattdessen heißt es dann: „Es geht nicht ums laute Missionieren, sondern um Aufmerksamkeit (und zwar der Lehrenden)für die Gaben,die jede Schülerin und Schüler mitbringt.“ Hier tritt nun das wichtigste Feindbild der heutigen Religionspädagogik auf den Plan: Mission, Missionieren, Evangelisieren usw. Dogmatik und der Frevel des Missionierens gehören irgendwie zusammen. Auch wenn hier dieser Zusammenhang nicht eigens thematisiert wird, so ist er doch einsichtig: Das Missionieren setzt erkannte Wahrheiten voraus. Der Apostelfürst Paulus verstand die Katholische Kirche noch als die „Säule und das Fundament der Wahrheit“. (1.Tim 3,15),aber das ist selbstredend ein völlig indiskutabler Wahrheitsdogmatismus. Es soll nur noch um mögliche, kontingente Deutungen von Ereignissen in der Welt gehen. Die Welt soll gedeutet werden, man soll lernen, gut zu handeln und mit Verlusten und Scheitern umzugehen. Es soll darum gehen, den schon in der Welt anwesenden Gott sichtbar werden zu lassen. Als Zentralbegriff dieses RU-Verständnisses fungiert der der Deutung. Nun können Ereignisse religiös gedeutet werden.Aber das setzt ein religiöses Deutungsinstrumentarium voraus, daß Gott als die Ursache von denkbar ist, daß etwa der Kosmos nicht ohne eine ihn bewirkt habende Ursache zu denken ist und daß die Gott sein könnte, weil er als Wirkender zu denken ist. Ohne diese Gottesvorstellung könnte aber nichts als von Gott Gewirktes gedeutet werden. Diese Gottesvorstellung gründet sich nun aber nicht einfach aus einer Wahrnehmung der Welt,so wie schon die Vorstellung eines Verursachtseins eine Deutung ist. 2 Ereignisse: Ein Mensch ruft und ein Vogel fliegt davon. Diese Deutung ist möglich: Weil der Mensch rief, flog der Vogel aufgeschreckt davon. Nur, daß der Ruf die Ursache des Davonfliegens war, ist nicht selbst wahrnehmbar sondern eine Deutung durch den Begriff der Kausalität. Wie sollten dann also Schüler Ereignisse religiös deuten können, wenn sie vordem nicht sich ein Instrumentarium religiöser Deutungsmöglichkeiten angeeignet haben? Eine Gotteslehre ist nämlich die Voraussetzung der Praxis der religiösen Deutung. Das wäre aber ein dogmatisches Element im RU, aber das soll ja ausgeschlossen werden. Etwas viel Gravierenderes müßte aber auffallen, daß hier nichts spezifisch Christliches vorkommt, ja nicht klar ist, ob, wenn hier von Gott geschrieben wird, überhaupt der christliche gemeint ist. Dieser Artikel erschien im Magazin: „Jesuiten“, aber Jesus kommt kaum noch in den dortigen Artikeln vor und schon gar nicht mehr als der Sohn Gottes. Ist er für den RU nicht mehr zeitgemäß?

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