Montag, 31. Juli 2023
Von der Religion hängt alles ab!? Oder über die Unzeitgemäßheit der christlichen Religion,daß sie nicht modernisierbar ist
Von der Religion hängt alles ab!? Oder über die Unzeitgemäßheit der Religion
Genauer wiedergegeben schrieb Cyrillus von Alexandrien: „Von der Religion,durch die Gott verehrt wird, hängt das Wohl des Staates ab.“ (zitiert nach: Friedrich Romig, Gemeinwohl und Gerechtigkeit, in:Die Rechte der Nation,2002,S.111.) Bis zum 2.Vaticanum bildete diese These das Fundament der Bestimmung des Verhältnisses der Kirche zum Staate. Es sei an die Schrift: Immortale Dei Papst Leo III und an:Unam Sanctam des Papstes Bonifatius VIII erinnert.
Für den Religionssoziologe Detlev Pollack (Kath de am 29.7.2023) gehört die Katholische Kirche substantiell in die Vormoderne und kann sich so nicht vorbehaltlos der Moderne einpassen, weil sie damit Wesentliches aufgeben müßte und so ihr Identität gefährdete. Dieses Votum Cyrillus von Alexandriens gehört gewiß zur vormodernen Substanz der christlichen Religion.
Ein mögliches Mißverständnis dieser These muß nun aber beseitigt werden: Die Religion fundiere die Moral und sittlich gut lebende Bürger wären dann der Garant für das Wohlergehen jeder sozialen Gemeinschaft, isb der in einem Staate organisierten. Stimme das positive Recht des Staates überein mit der in dem Glauben an Gott fundierten Moral , führten die so guten Staatsgesetze zum Allgemeinwohl.Das mag zwar gut klingen, verkennt aber diese Aussage. Denn hier wird von der Verehrung Gottes geschrieben und die ist nicht einfach zu identifizieren mit einem moralischen Lebenswandel der Staatsbürger. Die Gottesverehrung meint hier die kultische Verehrung Gottes. Damit ist präsumiert, daß das Wohlergehen jeder Gemeinschaft abhängig ist von dem Wohlwollen der Götter bzw des einen Gottes. Darum gehört die Sorge um die rechte Gottesverehrung zu den Zentralaufgaben des Staates. Denn Friede, Wohlfahrt, gute Ernten, aber auch Siege in Kriegen, das sind Gaben Gottes, und um die zu erlangen, müssen die Götter, bzw der eine Gott recht verehrt werden. Eine unrechte erzürnte nämlich die zu verehrenden Götter.
Das kann man als das religiös-politische Fundament der Umwelt des Urchristentumes bezeichnen, das die Kirche im Hören auf das Alte Testament zustimmte. Wie ein roter Faden durchzieht diese Wahrheit die Geschichte des Volkes Israel mit seinem Gott. Verehrte das Volk Gott recht, ging es ihm gut, wurde es Gott untreu, strafte Gott es dafür. Es gab für die Kirche mit dieser die Bedeutung der Religion verstehenden Umwelt nur einen Dissens: Was ist die wahre Gottesverehrung? Die christliche oder die heidnischen? Kaiser Konstantin erkannte dann in seinem Sieg über seine Widersacher, daß die christliche Religion die wahre ist, da er seinen militärischen Sieg dem Gott der Christen zusprach.
Für die Moderne gilt nun, isb nach den innerchristlichen Religionskriegen des 17.Jahrhundertes, daß für das Gemeinwohl die Frage der rechten Gottesverehrung völlig gleichgültig sei, denn das Wohlergehen des Staates hänge allein von unserem Handeln und Unterlassen ab. Gott sei nur noch für das reine Privatleben zuständig, das öffentliche habe sich ganz von jeder Religion zu emanzipieren, damit rein vernünftig politisch gehandelt werden kann. Wenn Bürger nun ihren Glauben als eine Privatmotivation zum moralischen Handeln benützten, spräche nichts dagegen, sofern die so religiös basierte Moral nicht den Normen und Gesetzen des Staates widerspricht. Das ist die Lage der Religion in der Moderne, die so ob dieses Credos, daß das Gemeinwohl von der rechten Gottesverehrung abhängt, nicht in die Moderne hineinpaßt, weil der Gott der christlichen Religion, der eben die Welt regiert und kein Zuguckgott ist, nicht in sie hineinpaßt.
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