Montag, 10. Juli 2023

Die Befreiung des Menschen: die Emanzipation von seinen Ketten 2.Versuch (vgl meinen Artikel vom 13.Jänner 2021)

Die Befreiung des Menschen: die Emanzipation von seinen Ketten 2.Versuch „Die dem Menschen seine Ketten nehmen,befreien nur ein Tier“. Nicolas Gomez Davila, Es genügt,dass die Schönheit unseren Überdruss streift...Aphorismen, 2017,S.71. Was kann in diesem Aphorismus der Begriff des Tieres meinen? Sicher kann hier der Begriff nicht wörtlich gemeint sein, denn ein Tier plus Ketten ergibt nun mal keinen Menschen. Ein an einer Kette angeleinter Hund bleibt nun mal ein Hund, auch wenn so seine Bewegungsfreiheit eingeschränkt wird. Hier meint „Tier“dann wohl eher den Unmenschen. Kein Tier kann sich untierisch verhalten, der Mensch aber unmenschlich. Ein Tier verhält sich von seiner Eigennatur her tierisch und somit so, wie es sich verhalten soll. Es verwirklicht so sein Sein. Wenn Nietzsche von dem Menschen schreibt als einem Seil ausgespannt zwischen der Möglichkeit des Tier- und des Übermenschenseins, dann gilt auch hier: Der Mensch kann nicht im biologischen Sinne zum Tier werden, wohl aber sich zum Unmenschen machen: zum nichtmenschlichen Menschen. Die Kultur, das wären dann die Ketten, die den Menschen zu einem menschlich lebenden Menschen machen. Entkultivert entmenschlichte sich der Mensch. Warum bringt nun wie auch Nietzsche den sich verfehlenden Menschen als „Tier“zur Sprache? Vielleicht könnte dies so ausgedeutet werden: Der Mensch ist ein animal rationale- nach Aristoteles. Die Vernunft soll das das Leben des Menschen Bestimmende sein. Aber der Körper-Seele-Dualismus ermöglicht es auch, daß die Vernunft in den alleinigen Dienst des Körpers gestellt wird, als hätte der Mensch sein Vernunftvermögen evolutionsbiologisch gedacht nur hervorgebracht und entwickelt, um seine Überlebenschancen zu verbessern. Das Kochbuch wäre dann der Höhepunkt dieser kulturellen Entwickelung, da dadurch nun der Mensch sein leibliches Bedürfnis nach der Nahrungsaufnahme mit wohlschmeckenden Speisen befriedigen könne. Der Zweck der Vernunft wäre somit einzig in dem Optimierungsstreben der Bedürfnisbefriedigung des Leibes zu sehen. So reduzierte sich der Mensch selbst auf ein animalisches Leben, wozu der Körper die Vernunft instrumentalisierte. Die Ketten wären dann die Ketten, die den Menschen zu einem Höherem sich verpflichtet wissendem Leben ausrichteten. In diesem Übersichhinaus wäre der Mensch dann erst Mensch. Dies Übersichhinaus wäre der Raum der Religion oder des philosophischen Strebens nach der Wahrheit. Fehlte so ein Übersichhinaus verkrümmte sich die Vernunft zu einem bloßen Mittel der Optimierung der Befriedigung der Körperbedürfnisse. Es entstünde so ein entseelter Mensch, der Mensch des Materialismus, der homo oeconomicus.

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