Freitag, 14. Juli 2023

Eine verdrängte Wahrheit: Die religiöse Toleranz sei etwas Selbstverständliches, nur bei Christen nicht

Eine verdrängte Wahrheit: Die religiöse Toleranz sei etwas Selbstverständliches, nur bei Christen nicht Das dazugehörige Narrativ ist wohlbekannt: Das Christentum sei die intolerante Religion per se, betrieb die doch Mission, indem sie im Bund mit dem Kolonialismus Afrika, Indien aber auch Amerika half zu unterwerfen, glaubend, daß die westliche, vermeintlich christliche Kultur die einzig seligmachende sei. Aber von diesem Kulturimperialismus habe sich die Kirche im 2.Vaticanum energisch distanziert und betreibe jetzt die Mission als reine Diakonie. Der Dialog der Religionen, der Wunsch, von einander zu lernen, ersetze die Vorstellung von der einen wahren Religion, der christlichen, die die Mission habe, alle anderen Religionen zu überwinden. Jetzt leben wir eben in der Epoche der religiösen Toleranz und des gemeinsamen Eintretens für eine Humanisierung der Welt. Aber dann müssen wir auf der stets politisch korrekten Internetauftrittsseite der Bischöfe Deutschlands lesen: „Auch er selbst sei bereits angespuckt worden Jerusalemer Patriarch: Attacken auf Christen fast "normales Phänomen". (14.7.2023). In Jerusalem sei von dieser Epoche der religiösen Toleranz kaum etwas zu merken: „Neben Beleidigungen würden Christen vor allem bespuckt – auch er selbst sei bereits anspuckt worden, gab der Patriarch an. Die Gründe dafür sieht der aus Italien stammende Geistliche hauptsächlich in der Erziehung. "Es gibt Kinder, die Christen anspucken und anschreien – irgendjemand muss ihnen das beigebracht haben.“ Politisch ganz korrekt werden dann jüdischen Rechten die Schuld zugeschrieben. Die Kinder erlernten das Bespucken der Christen wohl von nationalistischen Juden.Aber auch das widerspricht trotz der politisch korrekten Fassung noch dem Narrativ, daß in alle Konflikte zwischen Juden und Christen, wir stets die reinen Täter und die Juden die reinen Opfer sind. Es existiere nur ein christlicher Antijudaismus bzw Antisemitismus, wohingegen die jüdische Religion ganz frei von irgendwie gearteten Abneigungen gegen die christliche Religion gewesen sei und ist. Das evoziert Fragen: Warum wurde dann der hl. Stephanus, der erste Märtyrer von Juden gesteinigt und warum betonen alle Evangelisten die Hauptverantwortlichkeit der Juden an der Zutodeverurteilung Jesu Christi? Warum schreibt dann der Apostelfürst Paulus: „Ich ertrug mehr Mühsal,war häufiger im Gefängnis,wurde mehr geschlagen,war oft in Todesgefahr.Fünfmal erhielt ich von Juden die neununddreißig Hiebe,dreimal wurde ich ausgepeitscht,einmal gesteinigt“. 2.Kor 11,23ff. Sollte dafür Paulus selbst verantwortlich sein, weil er zu aufdringlich das Evangelium verkündete? Daß Paulus sich dann gar zu der Äußerung: Die Juden haben Jesus Christus getötet : „Sie mißfallen Gott und sind Feinde aller Menschen;sie hindern uns daran,den Heiden das Evangelium zu verkünden und ihnen so das Heil zu bringen“ (1. Thessalonicher, 2,15f) hinreißen ließ, verbietet es natürlich, Paulus als heilig zu bezeichnen, eigentlich müßte er deswegen exkommuniziert werden, ginge es politisch korrekt zu. Aber es bleibt das Phänomen einer von Anfang an reich dokumentierten Feindschaft der Synagoge der christlichen Religion gegenüber. Der Dualismus von Kirche und Welt der johanneischen Theologie, daß die Welt die Wahrheit haßt, hat hier ihren Emergenzpunkt in dem Verhalten der Juden Jesus Christus gegenüber. Diese reichlich dokumentierte Feindschaft läßt sich nun auch nicht einfach zurückführen auf ein ursprünglicheres feindseliges Verhalten der christlichen Urgemeinde der Synagoge gegenüber. Was heutzutage Christen in Jerusalem erleben und erleiden, bespuckt und beschimpft zu werden, das erlebten und erlitten die Christen der ersten Stunde in Jerusalem ebenso. Wenn nun eingewendet wird, daß es doch den christlich-jüdischen Dialog gäbe, der diese ursprüngliche Feindschaft überwinde, der verdrängt, daß dieser Dialog nur einer mit dem liberal gestimmten Judentum ist, diese Richtung aber nicht die maßgebende ist. Ja, das nichtliberale Judentum, das orthodoxe in seiner gelebten Diversität, scheint das einzig wirklich noch vitale Judentum im religiösen Sinne zu sein. Es könnte ein Signum der Postmoderne sein, daß in ihr gerade die antipluralistischen Richtungen der großen Religionen nicht nur des Islams, sondern auch des Hinduismus und des Judentumes vital sind, dagegen die sich auf die Postmoderne einlassenden sich devitalisieren. Tendenziell gilt das wohl auch für die christliche Religion. Nicolas Gomes Davila: "Der Respekt vor allen Religionen ist irreligiös.Wer glaubt, verehrt keine Idole." (Es genügt,dass die Schönheit unserern Überdruss streift...Aphorismen, 2017, S.115)

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