Freitag, 7. Juli 2023
Fundamentalien: Jeder Mensch will glücklich sein...Glück und Religion?
Fundamentalien: Jeder Mensch will glücklich sein...Glück und Religion?
Jede eudaimonistischen Ethik beginnen mit dem Grundsatz, daß jeder Mensch glücklich sein will. Für die bedeutendsten Vertreter dieser Ethikkonzeption, für Platon und Aristoteles, ist das eine Selbstverständlichkeit.Dagegen ist weniger bekannt, selbst unter Christen, daß der hl. Augustin und der hl. Thomas von Aquin diesen Grundsatz auch ihren Ethiken zu Grunde legten. Erst mit Immanuel Kant brach die Ethik mit dieser Prämisse.
Nur, was sollen denn nun die Suche nach dem Glück mit der Religion, der christlichen isb zu tuen haben? Wer auf das Leben Jesu Christi schaut, schwerlich kommt der auf den Gedanken, hier einen glücklichen Menschen vor Augen gestellt z bekommen. Irritieren könnte dann aber die Bergpredigt Jesu, in der es heißt: „Glücklich der....“. Die Vulgata übersetzt mit „beatus“=glücklich, wohingegen unsere Übersetzungen „Selig der....“ bieten. Die Vulgataüberstzung trifft das von Jesus Christus Gemeinte wohl besser.
Aber das kam jetzt zu schnell. Handlungstheoretisch formuliert: Jede Handlug erstrebt ein Gut, wir essen, um satt zu werden, das Gesättigtsein ist dabei das erstrebte Gut, wir lesen einen Roman, und erstreben dabei das Gut, unterhalten zu werden. Das erstrebte Gut zu erlangen, das erweckt dann das Gefühl des Glücklichseins. Das Ziel wäre so immer ein Glücklichsein, man wird dann wohl unterscheiden müssen zwischen verschiedenen Graden des Glücklichseins. So beglückt wohl ein guter Wein weniger als wenn eine Frau den Mann ihres Lebens gefunden hat oder ihr Kind zum ersten male: „Mama“ zu ihr sagt.
Das führt nun zu einer Güterlehre, daß es weniger- oder höherwertige Güter gibt, die erstrebbar sind und daß das höchste Gut, das summum bonum dann das höchste Glück erwirkt. Nun soll das höchste Gut das höchste Gut für den Menschen sein. Dies verlangt nach einer Psychologie des Menschen, der die Güterlehre korreliert.Dem Menschen sind so verschiedenstufige Bestrebungen zu eigen, niedere und höhere. Dem entsprechen dann die niederwertigen und höherwertigen Güter.
Es wird nun keinen verblüffen, daß die Philosophie die höheren Strebungen als die der Seele ansehen, etwa das Streben nach dem tugendhaften Leben oder nach der Erkenntnis der Wahrheit. Erreiche die Seele dies Gut, würde sie das Erlangen dieses Gutes als Glück erfahren. Die philosophische Anthropologie verhindert dabei, daß die Sinnesgenüsse als das höchste Glück angesehen werden kann.Nur eine rein materialistische Anthropologie, für die die Vernunft nun ein Mittel ist, die Körperbedürfnisse besser zu befriedigen, wenn etwa ein Kochbuch zur Optimierung der Gerichte verwendet wird, wird bei: „Weib, Wein und Gesang“ als höchstes Gut enden.(Daraus resultiert wohl Nietzsches Nein zu jeder eudaimonistischen Ethik, hatte er doch solch ein Glücksverständnis vor Augen in der zeitgenössischen englischen Philosophie.)
Ist nun die Tugend selbst schon die Glückseligkeit oder eher nur die Voraussetzung für sie? Es liegt nun nahe, daß die Theologie Gott als das summum bonum begreift und somit die Gemeinschaft mit ihm als das höchste Glück. Dies höchste Glück ist nun aber erst im postmortalen ewigen Leben möglich: die beglückende Schau Gottes.
Das natürliche Streben jedes Menschen findet so im ewigen Leben als eines der Gemeinschaft mit Gott seine endgültige Erfüllung.Dies ist auch die einzige der menschlichen Natur gemäße, wenn anthropologisch der Primat der Seele vertreten wird. Der Mensch strebt eben in jeder seiner Handlungen auf ein Gut, aber ob seiner inneren Differenziertheit strebt der Körper nach anderem als die Seele. Das natürliche Streben der Seele richtet sich so praktisch ausgerichtet auf das tugendhafte Leben und theoretisch auf das Erkennenwollen des Wahren aus.
Der streng individualistische Zug könnte uns Heutigen irritieren, wenn dann das Korrektiv, die jeweilige Staatslehre überlesen würde, in der es um das soziale Leben des Menschen geht.
Der katholischen Theologie gelang so eine brillante Synthese der griechischen Philosophie mit der Theologie, es gelang, darzulegen, daß das natürliche Streben des Menschen seine wahre Erfüllung in der christlichen Religion mit ihrer Verheißung des ewigen Lebens als Gottesschau findet. Aber wie weit ist die nachkonziliare Theologie davon entfernt!
Zusatz: Gott ist das höchste Gut, das summum bonum, weil er allein aus sich das Gute ist, während alles andere gut Seiende nur gut ist infolge seiner Partizipation an dem Gutsein an sich, der Idee des Guten in Gott. So existiert eine objektive Hierarchie des Gutseins, dem das Streben des Menschen zu entsprechen hat, wenn er glücklich sein will-
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