Der Mensch und sein Heil- Gott und die Erlösung: eine kleine Orientierungsskizze
Manchmal kann man vor lauter Bäumen keinen Wald mehr, vor lauter Differen-zierungen und Variationen die Grundmodelle nicht mehr sehen. Ich versuche nun, idealtypisch die Grundmodelle zu konstruieren, die der Pluralität und Unübersichtlichkeit des theologischen Diskurses zu Grunde liegen.
Das Heil des Menschen ist objektiv in Gott fundiert und es kommt nur noch darauf an,daß der Mensch sein Heil erkennt und dann demgemäß lebt.
Die einfachste Konzeption: Gott ist die Liebe. Er liebt jeden Menschen. Das gilt jedem, egal ob er es glaubt oder nicht. Der Mensch sollte sein Geliebtwerden aber erkennen, damit er demgemäß lebt. Alles Handeln Gottes und das Wirken der Kirche diene so allein der Vermittelung dieser Erkenntnis der Allliebe Gottes. Die primäre Praxis der Kirche wäre dann die Nächstenliebe, die gelebte Humanität.
Das Heil des Menschen verlangt eine Versöhnung Gottes,da der Mensch als Sündigender wider Gott lebt und die Sünder der gerechte Gott straft.
Dann ist das Kreuzaltaropfer die Versöhnung, daß nun durch Jesu Christi Kreuzestod wir Menschen erlöst worden sind. Dies Ereignis erlöste uns objektiv.Es gälte nun nur noch, das zu erkennen. Bei diesem Grundmodell bewirkte das Kreuz Christi unser Heil, während im ersten Grundmodell unsere Erlösung gar nicht erwirkt werden brauchte, weil es gar kein Unheil für den Menschen gibt. Er kann sich das nur erphantasieren durch irrige Vorstellungen eines Zornes Gottes, eines Gottes ,der straft.
Das dritte Grundmodell geht davon aus, daß das Heil objektiv als Möglichkeit für alle Menschen ist im Kreuz Jesu Christi, aber erst subjektiv angeeignet werden muß, damit es zum realen Heil wird. Die Kirche ist dann die Institution Gottes, durch die das Heil vermittelt wird, daß der Mensch dadurch vermittelt, sich aneignen kann.Dies Grundmodell differenziert sich nun aus, je nachdem, wie nun die Vermittelungstätigkeit der Kirche und die Weise der Aneignung bestimmt wird:Welche Bedeutung haben dabei die Sakramente und der Glaube und die guten Werke des Menschen? Das ist der Ort der ursprünglichen Differenzen zwischen der katholischen und reformatorischen Theologie.
Ist also der Glaube nur die Erkenntnis und Anerkenntnis des objektiven Heiles oder der Aneignungsmodus des Heiles? Ist das Heil als objektives ein erwirktes durch Jesu Christi Erlösungswerk oder ein rein objektiv immer schon seiendes, dessen Erkenntnis Jesus uns dann nur vermittelte?
Zur Ethik:
Ist das ethische Handeln die Antwort des Menschen auf die Wahrheit des objektiven Heiles aller Menschen: Weil Gott jeden Menschen liebt, haben wir so zu leben oder ist das Heil des Menschen davon abhängig, wie er lebt? Wirkt der Christ gute Werke um seines Heiles willen oder stellen sie nur sein Heilsein dar?
Zum Heil selbst?
Ist das Heilsein des Menschen primär in der Qualität der Beziehung Gottes zu dem Menschen und des Menschen zu Gott verortet oder primär in dem, wie der Mensch real lebt? Letzteres Grundmodell hieße dann: Weil jeder Mensch ein von Gott Geliebter sei,habe jeder so das Recht,menschenwürdig zu leben. Das Heil wäre dann, wenn alle Menschen so lebten. Das Heil wird damit zu der Aufgabe des Menschen, wozu ihn der Glaube des Geliebtwerdens jedes Menschen seitens Gottes nur motiviert. Ist das Heil primär verortet in dem jenseitigen ewigen Leben oder primär in dem Projekt der Humanisierung der Welt?
Umstritten ist in der postkonziliaren Theologie gar die Frage,ob der Mensch denn überhaupt erlösungsbedürftig ist, ob er nicht, so wie er ist in Ordnung ist, daß nur die gesellschaftlichen Verhältnisse zu verändern seien, damit er dann auch gut lebt.
Das einzig Gewisse ist heutzutage, daß es in der Kirche in keinem dieser Punkte mehr einen Konsens gibt, daß alles umstritten ist, aber gleichzeitig auch für gleichgültig gehalten wird. Es existiert nur noch eine objektiv wahre Lehre der Kirche,den wahren Glauben, der aber kaum noch geglaubt wird.
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