Montag, 25. September 2023

Von was man nicht mehr in der Kirche redet? Wird so die Kirche vernünftiger?

Von was man nicht mehr in der Kirche redet? Wird so die Kirche vernünftiger? Ist Offenbartes unvernünftig?


Einst erhoben Philosophen, also professionelle Denker gegen den Wahrheitsgehalt der Bibel gewichtige Einwände: Diese neue Religion bezeichne die Bibel als das Fundament ihrer Religion. Wenn diese nun offenkundige Unwahrheiten enthielte und zwar falsche Aussagen über Gott, dann könne die auf diesem Buche sich aufbauende Religion nicht wahr sein.


Damit wird behauptet, daß es eine rein vernünftige Gotteserkenntnis gäbe, die auch normativ für offenbarte Erkenntnisse über Gott seien, daß also nur solche Gottesaussagen einer Offenbarungsreligion als wahr gelten könnten, die mit der natürlichen Gotteserkenntnis kompatibel seien.(Vgl hierzu sehr gediegen: Norbert Fischer, Die philosophische Frage nach Gott.) Das leuchtet ein, denn wie sollte eine offenbarte Wahrheit einer Vernunfterkenntnis widersprechen, ist Gott doch selbst einerseits der Hervorbringer der Vernunft und andererseits der, der die übernatürlichen Wahrheiten offenbart.Wenn dann noch mitgedacht wird, daß alles Seiende, auf das sich das vernünftige Denken bezieht, durch den Logos selbst erschaffen wurde, ergibt das doch ein recht harmonisches Gesamtgefüge:Die Welt und alles Seiende ist von Gott gut und somit auch vernünftig erschaffen und die Vernunft, die sich denkend auf all dies bezieht,ist ja nun auch von Gott erschaffen.


Aber jeder Blick in ein Lehrbuch der Philosophie widerspricht dem: Scheinbar führt die Philosophie einen permanenten Aufklärungskampf wider die Religion. Ja, schon die große griechische Philosophie, es sei an Platon und Aristoteles erinnert,stritt wider die Göttererzählungen der griechischen Religion: Wie hier die Götter dargestellt werde, sei völlig inakzeptabel, weil es widervernünftig sei.Wer genauer nachliest, findet als Hauptanklagepunkt, daß die Götter sich in diesen mythologischen Erzählungen recht unsittlich verhielten. Wie sollten den die Menschen zu einem moralisch guten Leben geführt werden, wenn schon die Götter selbst gegen die Moral verstießen? Dies moralpädagogische Anliegen motivierte so zur Götterkritik.Es ist dann auch nur konsequent, daß Gott als das vollkommen Gute zu denken sei, denn nur so sei er moralpädagogisch gut gedacht.


Das impliziert aber eine allgemeine Kenntnis vom Guten und Bösen, der selbst die Götter oder der eine Gott sich unterzuordnen hätte, wenn er von der Vernunft als Gott anerkannt werden will: Wie hat ein Gott zu sein, damit er für uns ein Gott sein kann?


Zu Zeiten des großen Apologeten Lactantius bildete die biblische Aussage vom Zorne Gottes den Stein des Anstoßes: Die Aussage, Gott könne zürnen,ja er zürne, sei vernunftwidrig und deshalb sei das Fundament der christlichen Religion schon widerlegt, da sie falsch von Gott lehre: Sie lehre mythologisch statt vernünftig. Es gälte nun aber, den Mythos hinter sich zu lassen, um zu einem logozentristischen Denken voranzuschreiten, um es in der modernen Sprache zu formulieren.


Lactantius nahm nun die Aufgabe auf sich, zu beweisen, daß die Rede vom Zorne Gotte nicht unvernünftig sei, denn er präsumierte, daß die Bibel wahr von Gott rede und daß deshalb es in ihr auch keine widervernünftigen Aussagen über Gott geben könnten. Er bestreitet so die Vernünftigkeit der philosophischen Kritik der christlichen Gotteslehre, statt auf sie hörend eine Revision der biblischen Aussagen über Gott zu fordern. In den nachkonziliaren Zeiten ist die Theologie von dieser Praxis des Apologeten abweichend dazu übergegangen, Reformen der Gotteslehre zu fordern, da die katholische Gotteslehre dem vernünftigen Denken widerspräche! Man unterläßt es dabei aber, zu prüfen, ob denn das, was an Vernünftigkeit in der Gotteslehre gefordert wird, auch wirklich vernünftig ist!


Wenn nun gefragt wird, wie denn heute noch angeblich vernünftig über Gott in der Kirche geredet wird, dann fällt auf, daß der Gott der Bibel und der kirchlichen Lehre kaum noch präsent ist, es scheint viel mehr so,daß er ersetzt wird durch den Gott der politischen Korrektheit, der nur noch zu einem universalistischen Humanitarismus aufruft und alle verdammt, die inkorrekt denken. Daß ein solcher universalistischer Humanitarismus aber vernünftig sei, daß ist ernsthaft bezweifelbar! A.Gehlen bietet dazu immer noch in seinem Buch:“Moral und Hypermoral“ gediegenste Kritiken.


Eines muß aber theologisch eingewandt werden: Die Abkehr von den offenbarten Wahrheiten kann auf keinen Fall zu einem Mehr an der Vernünftigkeit der Kirche führen. Auch wird man spätestens seit der "Dialektiv der Aufklärung" Adornos und Horkheimers nicht mehr einfach den Mythos als das rein Unvernünftige abqualifizieren können.  Offensichtlich ist dabei doch, daß die vernünftige Kritik an der Rede von Gottes Zorn selbst keine vernünftige ist, sondern ihre Quelle in der Meinung hat: Wenn es schon einen Gott gibt, dann darf der wenigstens nicht zu fürchten sein, das müßte man aber, wenn Gott auch ein Gott des Zornes wäre. Pures Wunschdenken vernebelt hier die Vernunft.




 

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