Mittwoch, 5. Februar 2025

Warum es keinen (Himmels)Lohn mehr gibt! Oder das Ende der praktizierten Religion?

 

Warum es keinen (Himmels)Lohn mehr gibt! Oder das Ende der praktizierten Religion?



Auch wenn oft Jesu Christi Verkündigung nicht ex pressis verbis genannt wird, ist er immer auch mitgemeint, wenn die Lohnmoral als etwas die Moral Destruierendes verurteilt wird. Slavoj Zizek versteckt zwar seine Version der Kritik der Lohnmoral in den Anmerkungsapparat seines Buches: „Absoluter Gegenstoß“, 2016,S.586, Nr 24, aber verbindet diese Kritik sehr klug mit seinem Versuch der Rehabilitierung der völlig aus dem kirchlichen Leben verdrängten Prädestinationslehre.

So formuliert dieser Philosoph seine Kritik: „Sobald wir glauben,dass unser Seelenheil von unseren guten Taten abhängt,verlieren diese ihren ethischen Charakter und werden zu einer rein geschäftsmäigen Angelegenheit (> Wenn ich Gutes tue, werde ich dafür nach meinem Tode gebührend belohnt werden<).Damit ist die Zentralkritik der Reformatoren an der katholische Theologie kurz und prägnant auf den Punkt gebracht. Zizek konstatiert aber auch, daß Luther in seiner Intention der „Rückkehr zu Christus, zum ursprünglichen Christentum“ „eine radikal neue Form des Christentms hervorbrachte.“ (S.57) Ja Luther konstruierte eine völlig neue Rechtfertigungslehre, die jede Art einer Belohnung im jenseitigen Himmel ausschloß, ja als undenkbar verwarf.

Nun bedarf es keinerlei theologischer Analysen, um beim Lesen der Evangelien zu erkennen, daß Jesus Christus eindeutig eine Lohnmoral lehrte: Gott ist gerecht, er vergilt jedem nach seinem Tuen und Unterlassen. In dem offiziellen Gesangbuch des Erzbistumes München und Freising des Jahres 1950 hieß es noch in der Einführung: „Grundwahrheiten unseres Glaubens“: „Gott belohnt das Gute und bestraft das Böse.“(S.15) Nun evoziert das die Anfrage, ob denn jeder, der für ein Gehalt oder ein Honorar arbeitet, unethisch sich verhalte, da er seine Arbeit nicht um seiner selbst willen sondern um eines Lohnes oder Honorars willen tätigt. Noch kein Ethiker hat das vertreten! Aber im Raume der Religion soll das gelten!

Die Formulierung: „gut leben“ ist in sich eindeutig zweideutig und meint so einerseits, daß es einem „gut geht“ und meint andererseits daß man im moralischen Sinne“ gut lebt“. Die Pointe des moralphiosophischen Diskurses liegt nun in der These, daß das moralisch Gutleben die Voraussetzung des einem Gutergehens sei, aber daß diese These durch die Lebenserfahrung immer wieder in Zweifel gezogen wird; Den Guten ginge es nicht gut und die aber, die es nicht so genau mit der Moral nähmten, die gerade könnten das Leben genießen. In der Bibelwissenschaft wird das als die Krise der Weisheit bezeichnet und das Buch des Prediger Salomons gern als der Mustertext dieser Krise benannt.

Daß Menschen gut lebten im moralischen Sinne und daß es ihnen dann im Leben schlecht ergeht, das wurde und wird als ungerecht empfunden, als nicht mit dem Glauben an einen gerecht die Welt regierenden Gott vereinbar. Die Lösung dieses Problemes fand sich durch das Vertrauen auf die Gerechtigkeit Gottes, daß er die gut gelebt Habenden im moralischen Sinne nicht unbelohnt und die Bösen nicht unbestraft sein lassen werden.So hat sich bei den Pharisäern zu Zeiten Jesu diese Auferstehungshoffnung herausgebildet, die sich gerade bei ihnen auf das Vertrauen in die Gerechtigkeit Gottes fundierte. Diese Auferstehungshoffnung teilte der Apostel Paulus mit ihnen.

Wo nicht mehr von Gott als dem uns Belohnenden und Bestrafenden gesprochen wird, da wird Gott nicht mehr als gerechter geglaubt. Menschen arbeiten in der Erwartung einer Belohnung, im Arbeitsleben für den Lohn und im ehrenamtlichen Bereich in der Erwartung einer ideelen Anerkennung. Diese kann dann aber auch soweit verinnerlicht werden, daß die Selbstbelobigung eine Anerkennung durch andere unnötig machen kann. Die Kirche war da aber stets realistisch: Der Mensch ist von seiner Natur her ein Schätzesammler, nur das die einen nur nach irdischen und die anderen nach himmlischen Schätzen streben. Jesu Chriti Umkehrruf heißt deshalb ausbuchstabiert: „Strebet zuerst nach einem Himmelsschatz, wendet euch ab von dem Streben nach Erdenschätzen.“ Dann lehrte er seine Schüler, wie sie zu leben haben, um die Himmelsschätze zu erlangen. Die ganze Morallehre Jesu ist so eine Himmelschatzbelehrung und kein moraltheologisches Programm zur Optimierung der Welt.

Anthropologisch heißt das, daß wir in Gottes Augen als Lohn- wie auch als Strafwürdige angesehen werden. Wir sind Mündige in Gottes Urteil. Wo das bestritten wird, wird der Mensch infantilisiert. Gott liebe uns wie eine Mutter, seit dem Erstarken der feministischen Theologie gern behauptet, verwandelt ja den Erwachsenen in ein Kleinkind, dem so die mütterliche Liebe gilt, ist das Kleinkind doch weder für sein negatives wie sein positives Verhalten verantwortlich machbar.

Wenn es aber Gott nun gleichgültig ist, ob wir gut oder schlecht leben im moralischen Sinne, da er uns weder für das Gute belohnt noch für das Böse bestraft,dann fällt jede religiöse Motivierung für unsere Lebensführung dahin.In moralischer Hinsicht lebten wir dann richtig, wenn wir so lebten, als gäbe es keinen Gott, da ihm die Weise unserer Lebensführung gleichgültig sei. In allen irdischen Belangen wirken wir dann weiter, Lohn oder Bestrafungen erwartend, aber nur im religiösen Bereich soll das ganz anders sein! Kann es da verwundern, daß die religiöse Praxis zuerst unter den Protestanten und nun ob der Anähnelung von dem Katholizismus an den Protestantismus als immer unbedeutsamer angesehen wird! Selbst der allsontägliche Gottesdienst ist für 95 Prozent der Christen heutzutage ein Zuviel an Engagement.

Zizek erfaßt nun in seiner Anmerkung sehr klar, warum nun die Prädestinationslehre unter den Reformatoren, isb unter den Reformierten zum Zentraldogma avancieren konnte. Gott hat von Ewigkeit her Menschen zum ewigen Heil bestimmt und diese Wahl habe er vollkommen frei ohne jede Berücksichtung der Eigenschaften und der Lebensführung des Erwählten,was er alles ob seines Vorauswissens im Voraus wußte, getätigt. Sein Erwähltsein könne so ein Erwählter nie durch ein Negativverhalten verlieren noch durch ein gutes Verhalten gewinnen, denn Gottes hat einmal diese Entscheidung getroffen und diese Wahl hat ewig unveränderbaren Bestand.Um alsi jede Lohnmorallehre völlig auszuschließen, plusterte sich die Prädestinationslehre zum Zentraldogma zumindest im Reformiertentum auf. Damit wurde der Mensch vor Gott völlig entmündigt, aber das war dann nur die Negativseite für die positive, daß nun die Weltgestaltung dem Christen zu seiner wichtigsten Aufgabe wurde. (Vgl dazu: Max Weber, der Geist des Kapitalismus.

Zur Verbürgerlichung der christlichen Religion hat diese Abkehr von der urchristlichen Lohnmorallehre wesentlich beigetragen, daß nun für den Bürger das Berufsleben und das Familienleben das Eigentliche zu sein hat, das religiöse nur noch der Entspannung.

















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