„Raus aus der Komfortzone“, diese Parole des Papstes mal ganz anders verstanden!
In Deutschland und wohl nicht nur hier wird diese Papstparole als ein Aufruf zum Engagement für die Anliegen der LGBTQ und für die Politik der offenen Grenzen im Ungeiste der Bundeskanzlerin Merkel interpretiert, jeden „Flüchtling“ reinzulassen um ihm eine Rundumvollversorgung zu gewähren zu Lasten der Einheimischen.
Aber diese Parole könnte doch auch ganz anders verstanden werden und das ist auch möglich, da sie, einmal geäußert, als entäußerte auch unabhängig von der Sprecherintention verstanden werden kann, daß sie wie eine ins Meer hineingeworfene Flaschenpost sich von der Autorenintention emanzipiert, sich verobjetiviert.
Im Umgang mit der hl. Schrift gibt es Bibeltexte, die man als Elemente einer Komfortzone bezeichnen könnte: Sie sind so bekannt, daß sie gar nicht mehr gelesen werden brauchen, da ihre Standardinterpretation sofort präsent ist. In ihnen hört man nur das, was man sowieso schon immer wußte, daß das Christsein in erster Linie der Aufruf zur Nächstenliebe ist, da Gott einen jeden vorbehaltlos Liebender und Bejahender ist. Alle anderen Textaussagen werden dadurch an den Rand gedrängt, wenn sie nicht so interpretierbar sind. Darüber hinaus bietet die Bibel viele Texte, die so sehr in ein vormodernes Weltbild eingeschrieben sind, daß sie für einen modernen Christen sowieso nur noch mythologisch erscheinen, für uns also ohne jegliche Bedeutung sind. Wir verlassen so die Komfortzone nicht, um uns nicht in den Abgründen solcher Randtexte zu verirren!
Die Geschichte des Exodus, der Befreiung des Volkes Israels aus der ägyptischen Sklaverei avancierte in der sog.“Befreiungstheologie“ zu dem Zentraltext der Bibel, denn im Zentrum stünde ja die Geschichte der (Selbst-)Befreiung der Unterdrückten aus ihrer Ausbeutung, aber auch damals konnte man mit den Randaussagen dieser Befreiungserzählung wenig, ja gar nichts anfangen, war dieser Rand doch zu dunkel und nicht durch das Licht der Aufklärung erhellbar.
Also soll nun auf den Randtext geschaut werden! Gott beauftragt Mose, daß er zu dem Pharao zu gehen habe, um von ihm die Freilassung des jüdischen Volkes zu fordern. Mose äußert Bedenken: „Wie soll ich mich denn dem eigenen Volke gegenüber als auch dem Pharao gegenüber legitimieren, daß ich im Auftrage Gottes stehe, wenn ich das vom Pharao einfordere?“ Damit stehen wir vor dem Zentralproblem jeder Rede von Gott: Redet der Sprecher da eigenmächtig von Gott oder ist seine Rede wahr, weil er das ihm von Gott Beauftragte und Offenbarte verkündet?
Wie kann sich Mose dem Pharao gegenüber als von Gott Gesandter legitimieren und damit auch vor seinem eigenen Volke? Das 2.Buch Mose, 3 bis 11 berichtet es uns. Daß Gott Mose seinen Namen offenbart, gehört theologisch zu der wichtigsten Aussage dieser Kapitel, aber bloß der Name bedeutet ja nur, daß er nun unter diesem Namen für sein Volk anrufbar ist. Daß Gott einen Namen hat, ist nur etwas Sinnvolles unter der Voraussetzung des Polytheismus, daß es viele Götter gibt und daß man mit dem Namen aussagt, wen der Götter man ansprechen möchte: Der Name ist sozusagen die Telephonnummer Gottes: Unter dieser Nummer bin ich anrufbar!
Nur durch diese Namenskenntnis legitimiert Mose sich ja noch nicht als von Gott selbst Beauftragter!
Deshalb sprach Mose zu Gott: „Was aber,wenn sie mir nicht glauben und nicht auf mich hören,sondern sagen:Jahwe ist dir nicht erschienen?“ 2.Mose 4,1. Gott erwidert darauf, daß er sich durch ein Wunderzeichen zu legitimieren habe: „Was hast du da in der Hand?Er antwortete:Einen Stab.Da sagte der Herr: Wirf ihn auf die Erde! Mose warf ihn auf die Erde.Da wurde der Stab zu einer Schlange, und Mose wich zurück.“ 4,2f. Gott forderte nun Mose auf, die Schlange am Schwanz anzufassen und da verwandelte sie sich zurück in einen Stab. Die Geschichte ist so eindeutig, daß sie gar nicht nichtverstanden werden kann, es sei denn, der Leser ist ein Modernist, der dogmatisch an dem Vorurteil festhält, daß es keine Wunder geben könne. Nur, warum sollte Gott, den wir als Allmächtigen glauben1, keine Wunder wirken können? So legitimiert sich Mose vor seinem eigenen Volke und so wird sich auch Jesus vor seinem Volke als der Messias legitimieren.Aus der Botschaft dieser zwei allein konnte weder erkannt werden, daß Mose von Gott gesandt worden ist noch das Jesus der Messias ist.
Nun stand Mose vor dem Pharao und wieder legitimierte er sich durch ein Wunder: Wieder verwandelte Mose und Aaron einen Stab in eine Schlange. Wie reagiert darauf der Pharao? „Da rief auch der Pharao Weise und Beschwörpriester,und sie,die Wahrsager der Ägypter, taten mit Hilfe ihrer Zauberkunst das gleiche.“ 7,11. Die Textaussage ist auch hier eindeutig: Das Wunder, das Mose und Aaron vollbracht hatten, das vollbrachten diese ägyptischen Zauberer ebenso. Wer immer auch der Erzähler dieser Geschichte war, er war fest davon überzeugt, daß diese Ägypter das Wunder, das Mose im Auftrage Gottes vollbracht hatte, auch vollbringen konnten.
„Verstehst Du, was Du da liest?“, das ist nun auch hier die Zentralfrage. Wenn einer Wunder vollbringen kann, dann kann das doch nur Gott, oder Menschen, mit denen Gott dann zusammen ein Wunder wirkt. Wenn Gott als die Erstursache etwas wirkt und als die Zweitursache Menschen mitwirken, dann ist dies Mitwirken wirklich ein Mitwirken und nicht wie die Reformatoren lehrten, daß Gott allein durch Menschen wirke. Aber wie konnten dann diese „Beschwörpriester“ dies Wunder wirken?
Gott hat das Herz des Pharaos verhärtet, damit dieser das Volk nicht ziehen läßt.2.Mose 4,21. Könnte daraus geschlußfolgert werden, daß Gott auch mit diesen ägyptischen Priestern dies Wunder der Verwandelung eines Stockes in eine Schlange gewirkt hätte, um zu verhindern, daß der Pharao auf Mose hört? Aber der Pharao geht doch davon aus, daß die ägptischen Priester auch Wunder wirken können, sonst hätte er sie ja erst gar nicht herbeigerufen. Das Wunderwirken dieser Priester kann so nicht als ein singuläres Ereignis gedeutet werden.Zudem war ja durch das Verhärten des Herzens des Pharaos, wobei ein Sichverhärtenlassen seitens des Pharaos mitzudenken ist, hinreichend gesichert, daß der Pharao nicht auf Mose hören wird, wenn auch vor seinen Augen dies Verwandelungswunder sich ereignet werden wird.
Die simpelste Lösung ist nun die, die ganze Geschichte als eine fiktive Erzählung abzuqualifizieren, die nicht wahrer aber auch nicht unwahrer ist als die Großerzählung: „Der Herr der Ringe“, denn auch aus der lassen sich ja moralisch Bedeutsames herausdistellieren! Wenn nun aber diese Lösung nicht akzeptabel ist, da so die hl.Schrift nicht mehr ernst genommen wird, indem sie versäkularisiert wird,dann muß gefragt werden: Wie konnten diese ägyptischen Priester dies Verwandelungswunder wirken?
Als Lösung biete ich an: Gott hat eine Welt geschaffen, in der auch Menschen Wunder wirken können. Dies Wirkenkönnen verleiht Gott besonders von ihm dazu Auserwählten, also hier dem Mose. Dies Wunderwirkenkönnen kann aber auch von anderen sich angeeignet werden, die dann dies Vermögen in ihrem Sinne aktualisieren können. Vergleichbar wäre das mit der Aussage, daß alle Staatsgewalt von Gott stammt, aber Regierende diese Macht auch für sich mißbrauchen können. Die in der hl. Schrift verurteilte Zauberei wäre dann die Verurteilung des Mißbrauches dieses Vermögens. Erst die geschlossene Ehe ermöglicht den Ehebruch gegen diese Ehe. Dadurch daß Gott die Ordnung der Ehe gesetzt hat, hat er somit auch erst die Möglichkeit des Ehebruches gegeben.Könnte das nicht auf das Wunderwirkenkönnen übertragen werden: Da Gott in der von ihm gesetzten Weltordnung die Möglichkeit des Wunderwirkens als einer teilweisen Aufhebung der Weltordnung gesetzt hat, kann auch diese Möglichkeit mißbraucht werden. Priester, die eigentlich im Sinne Gottes Wunder wirken sollten, könnten so dies Vermögen auch mißbrauchen, wie diese ägyptischen Priester es zeigen!
Eine andere Möglichkeit wäre es aber, wenn man dieses Wunderwirken der ägyptischen Priester auf das Wirken von gefallenen Engeln zurückführte, aber dann reproduziert sich das anfängliche Problem wieder: Wie können Engel, obzwar sie zu Daimonen geworden sind, noch Wunder wirken, da dies Vermögen doch allein von Gott her stammen kann?
Hier befinden wir uns nun wirklich außerhalb der Komfortzone der allzubekannten Bibeltexte. Und für wie gravierende Probleme stellt uns dann erst Sauls Gang zur Totenbeschwörerin, die den toten Propheten Samuel herbeiführt, der dann Saul sein Schicksal offenbart. 1.Samuel 28,3-25.
1In der Wachturmausgabe: „Wer ist Gott“ der „Zeugen Jehovas“ wird Gott als „mächtig“, aber nicht als allmächtig bezeichnet, S.6. Diese sind wohl nicht die einzigen, denen Gottes Allmächtigkeit Probleme bereitet.
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