Wortgottesdienste – das Zukunftsmodell der Synodalkirche?
Man kann sich ja nicht des Eindruckes erwehren, daß die Begeisterung für die Eucharistie als dem Höhepunkt des geistlichen Lebens ihrer Instrumentalisierbarkeit für die Forderung nach der Abschaffung des Zölibates und der Einführung des Frauenpriestertumes sich verdankt, aber eigentlich man den protestantischen Wortgottesdienst mehr schätzt. Der paßt einfach besser in eine sich um die Modernisierung bemühende Kirche, schließlich gehört die Rede als Aufklärungsmedium neben dem guten Buch zu dem Inventar der Aufklärung. Daß in der Geschichte des Gottesdienstes der Predigtgottesdienst eine Spätform darstellt, wird dabei geflissentlich übersehen. Am Anfang war der Kult mit einer Opferfeier, in Israel dürfte sich der Predigtgottesdienst dem babylonischen Exil zu verdanken haben, als die exilierten Priester dort keinen Opferkult vollzogen durften, da ein solcher nach dem deuteronomistischen Kultzentralisationsgebot nur im Jerusalemer Tempel legitim war, sodaß als ein Surrogat der Synagogengottesdienst da entwickelt wurde als eine Belehrung der Exilierten über ihre Lage und was nun zu tuen sei.
Der christliche Gottesdienst ist nun eine Synthese der Gestalt des so entstandenen Synagogengottesdienstes mit der Gestalt des jerusalemischen Tempelkultes in der Gestalt des Wortgottesdienstes und des Meßopfers1. Daß der Wortgottesdienstteil als die Vormesse bezeichnet wurde, entspricht dem Primat des Kultgottesdienstes, dem als eine Vorbereitung eine Gestalt des Synagogengottesdienstes vorangestellt wurde. Die Reformatoren zerstörten nun diese Synthese, indem für sie nur noch der Wortgottesdienst zählte, der ab und zu durch eine Abendmahlsfeier ergänzt wird, bei den Lutheranern einmal im Monat, bei den Reformierten 3 bis 4 mal im Jahr.
Kath de berichtet nun am 20.2.2025 über die neuesten Deformumtriebe: „Werden Sie auch an einem Sonntag mit einem Wortgottesdienst beglückt? Dann fliehen Sie. Nach Diözesanreformen und Pfarrzusammenlegung werden manche an Sonntagen plötzlich mit einem Wortgottesdienst beglückt und dies obwohl es Priester vor Ort gibt.“ Es sei an die Neukonstruktion der Konzelebration erinnert: Statt daß jeder Priester eine hl. Messe liest, konnten und sollten nun Priester, unterschieden zwischen dem Hauptzelebranten und den Konzelebranten gemeinsam die hl.Messe feiern.Damit sollte die Praxis,daß Priester an den Nebenaltären der Kirchen2 je ihre Messe lasen, unterbunden werden. Warum das? Es gab so viele Priester, daß nicht jeder einem Gottesdienst vorstehen und dann das Meßopfer darbringen konnte.Die katholische Lösung der Zelebration an den Nebenaltären, während ein Priester an dem Altar das Meßopfer darbrachte, wurde so substituiert durch eine Gemeinschaftsmesse von zelebrierenden Priestern.
Aber nun leidet die Kirche doch an einen eklatanten Priestermangel! Trotzdem kann man es erleben, daß in einem sonntäglichen Gottesdienst mehrere Priester zelebrieren, während gleichzeitig ein Wortgottesdienst, nur von Laien vollzogen wird wegen des Priestermangels!
Zum Konzept der Verprotestantisierung der Kirche gehört eben nicht nur die Einführung einer Rätedemokratiestruktur in die Kirche sondern auch, daß der Wortgottesdienst als das Eigentliche angesehen wird, wohingegen das Meßopfer durch etwas recht Voraufklärerisches ist. Die Kirche müsse eben, um auf die Höhe der Aufklärung sich zu erheben eine Kirche des Wortes werden. Das Emanzipatorische ist dabei, daß in den Wortgottesdiensten kein Pfarrer mehr benötigt wird, sodaß endlich die Gemeinde ihre Gottesdienste demokratisch antiklerikal selbst gestalten kann: Welch ein Triumph des Antiklerikalismus bahnt sich damit doch an! Nur, vielleicht will man doch noch an der Hochschätzung der Eucharistie festhalten, nur um endlich das Frauenpriestertum durchzudrücken.
1Es wäre mehr als wünschenwert, würde einmal untersucht werden, ab wann zumindest im deutschen Sprachraum der Begriff des Meßopfers in der Kirche faktisch exkommuniziert wurde und ersetzt wurde von der Rede eines Mahles,in dem uns Gottes bzw Jesu Liebe begegnete.
2Wer eine unser wunderschönen Barockkirchen aufsucht, schaue mal auf die Nebenaltäre, auf denen nun nicht mehr das Meßopfer dargebracht wird: Was für ein Trauerspiel!
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