Sonntag, 16. Februar 2025

Eingestreute Fragmente zur Erkenntnis Gottes Teil 1

 

Eingestreute Fragmente zur Erkenntnis Gottes


Keine Frage stößt wohl in dem heutigen theologischen Diskurs auf so wenig Interesse wie die nach der Erkenntnis Gottes, zumal wenn gar diese Genetivkonstruktion mitbedacht wird, daß es sich also nicht nur um die Frage, wie der Mensch Gott erkennen könne sondern auch um die Frage handelt, wie Gott sich selbst erkennt.

In der traditionellen Gotteslehre wird zwar zu recht postuliert, daß Gott als sich selbst Erkennender zu denken sei, also nicht wie der Urgrund von allem bei Schopenhauer, aber mißlich ist es, daß die Selbsterkenntnis Gott unabhängig von der Trinitätslehre gelehrt wird, als hätte sein Trinitarischsein nichts mit seinem Sichselbsterkennen zu tuen.

Gott hat zwar die Welt kontingent erschaffen, er hätte das auch unterlassen können, aber das gälte so nicht für sein Trinitarischsein, daß er erst nur Gott Vater gewesen wäre, der dann den freien Entschluß gefaßt hätte, einen Sohn zu erzeugen, daß er das auch hätte unterlassen können. Der göttliche Logos mußte nicht Mensch werden, sich inkarnieren, aber Gott mußte ihn hervorbringen, um Gott zu sein, er war nie ohne ihn.Erkennbar ist nur etwas, das bestimmt ist, das inkludiert notwendig, da jede Bestimmung auch eine Negation ist, daß etwas nur etwas ist, indem es etwas auch nicht ist. Gott ist nur Gott, indem er nicht Nichtgott ist. Das hieße, daß Gott, indem er sich dazu bestimmt, Gott zu sein, er mitbestimmte, was er nicht ist, und dadurch erst wird er Gott.

Setzt Gott etwa seinen Sohn als different zu ihm, indem er dann in dem Sohn erkennt, war er nicht ist, der Sohn nämlich und in dem er erkennt, was er ist, der Vater in seiner Differenz zum Sohn? Wenn Gott nichts Bestimmtes wäre, wäre er ja auch nicht Gott für sich selbst. Die Einheit von Gott Vater und Gott Sohn wäre dann ihre gemeinsame Differenz zu dem, was nicht Gott ist. Indem er sich als Gott Vater bestimmt, bestimmt er seinen Sohn als Sohn Gottes und in beiden, was das Göttliche in seiner Differenz zum Nichtgöttlichen ist, aus dem dann Gott alles erschuf. Aber welche Bedeutung ist dann dem Hl.Geist zuzuschreiben? Ist er das Bewußtsein der Einheit des Vaters und des Sohnes als Geist?

Der Leser merkt, daß das noch sehr unausgegoren ist und nach einer weiteren Klärung verlangt.

Gott bezieht sich in seiner Relation auf den Sohn auf etwas auch von ihm Differentes und der wiederum in seiner Relation auf ihn auf etwas von ihm Differentes. Gott kann somit als der eine Gott, den wir als den einen in drei Personen denken, nicht als ein einfaches in sich unmittelbares Einssein gedacht werden. Eine Körper ist einer, aber es ist eine Einheit bestehend aus vielen Gliedern, die sich alle untereinander unterscheiden. Die Einheit ist die Setzung der Differenz und deren Aufhebung in der Einheit. Es wäre so wohl ein Werden Gottes zu sich selbst zu denken: Gott wird zu Gott, indem er die Differenz zu sich als den Sohn setzt, und dadurch sich als sich bestimmt erkennt, als der Vater. Das Personsein des Vaters evoziert das Personsein des Sohnes als so sich bestimmt Erkennender. Die so gesetzte Differenz zwischen dem Vater und dem Sohn würde durch den Geist der Einheit von Gott Vater und Gott Sohn wieder aufgehoben, aber wie generiert sich dabei dieser Geist der Einheit? 

Etwas anderes ist noch unklarer: Wenn die inntertrinitaische Beziehung die der Liebe ist, wie kann diese Beziehung gedacht werden, ohne daß sie als eine der Ermöglichungsvoraussetzungen der wechselseitigen Liebe Zeit voraussetzt. Wenn es die Zeit im Innenleben des dreieinigen Gott nicht gäbe, wie sollte dann eine innere lebendige Beziehung gedacht werden können? Könnte gedacht werden, daß Gott mit der Setzung des Sohnes, um eine wecheselseitige Relation zu ermöglichen, Gott die Zeit in seine Ewigkeit hineinnahm, sie erst dafür erschuf?

Der Gott, vollkommen unbestimmt, dem plotinischen Einen gleich, würde so durch seine Setzung als ein trinitarischer Gott zu einem sich Erkennenden, zu dem Nous, wie es die plotinische Philosophie bezeichnet.Denn wenn eine Bestimmung Gottes als eine wahre gedacht werden kann, muß sie eine von Gott selbst vollzogene gedacht werden. Das ist das legitime Anliegen der hegelischen Logik, Gott als sich selbst hervorbringend zu denken.

Der Apostelfürst Paulus schreibt zu dieser Causa: "Denn uns hat Gott es enthüllt durch den Geist. Der Geist ergründet nämlich alles,auch die Tiefen Gottes.Wer von den Menschen kennt den Menschen,wenn nicht der Geist des Menschen, der in ihm ist? So erkennt auch keiner Gott - nur der Geist Gottes," 1.Kor 2,10f 

Wie könnte den von Gott prädiziert werden, er agiere und reagiere in der Welt, die durch ein Fließen der Zeit charakterisiert ist, wenn er selbst in völliger Zeitlosigleit ist?

 


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