Freitag, 28. Februar 2025

„Gott richtet nicht“: eine beliebte aber nicht bejahbare Vorstellung

 

Gott richtet nicht“: eine beliebte aber nicht bejahbare Vorstellung



Nach der Sonntagsmesse erklärte mir der Organist, ob mir schon mal aufgefallen sei, was für ein Unsinn im Glaubensbekenntnis stünde, dem gerade gebeteten: Nicht würde Gott, bzw Jesus Christus uns richten, sondern der Sünde richtete sich selbst.Da das nicht das erste Mal war, daß ich diese Verurteilung einer Zentralaussage des apostolischen Glaubensbekenntnises zu hören bekam, da ich davon ausgehe, daß sie recht verbreitet ist, schreibe ich jetzt dazu eine Kritik.

Dieser Verneinung des Richteramtes Jesu Christi, er wird wiederkommen zu richten die Lebenden und die Toten.liegt ein ganzer Komplex theologischer Gedanken zugrunde, auch wenn nicht jedem dieses Fundament bekannt sein dürfte. Die dieses Nein zum Richten Gottes fundierende Gottesvorstellung ist die des Deismus, eines Versuches, die Gotteslehre mit den Anliegen der Aufklärung kompatibel zu gestalten. Gott wird dabei verglichen mit einem Uhrenmacher. Eine von einem Menschen hergestellte Uhr ist störanfällig und muß so ab und zu repariert werden, auch ein regelmäßiger Batterieumtausch ist von Nöten. Ganz anders verhielte es sich nun mit der von Gott geschaffenen Welt: Sie gliche einer perfekten Uhr, die einmal erschaffen immer laufen werde und keinerei Eingreifen des Schöpfergottes mehr nötig machen werde. Gott ruhte nicht nur am 7.Tage sondern seit dem ruht er nur noch, da die Welt wie eine perfekte Uhr funktioniere und immer auch weiterhin funktionieren würde. Das erünrige jegliches Intervenieren Gottes in der Welt.

Traditionell denkt sich die Theologie Gott als einen Gott, der den Menschen Gebote gab,und der den dann belohnt, der sie hält und den bestraft, der gegen sie verstößt. Das Gericht Gottes ist dann dieser Akt des Belohnens und Bestrafens, einerseits im individuellen Gericht über den Verstorbenen nach seinem Tod und andererseits am Ende der Geschichte, im Endgericht Gottes. Gott gleicht dabei einer Mutter, die zu ihrem Kinde sagt: „Wenn Du nach dem Zähneputzen im Bett noch Schokolade nascht, werde ich Dich mit einer Woche Stubenarrest bestrafen.“Die Strafe ist dabei keine immanente Folge des nichterlaubten Handelns, sondern durch die Mutter festgesetzt. Sie kann, wenn sie ihr Kind beim Süßigkeitennaschen im Bett so, wie sie es angedroht hat, strafen, sie kann aber auch ihrem Kinde diese Strafe erlassen, wenn er reumütig um Verzeihung bittet.

Der Gott des Deismus dagegen gleicht einer Mutter, die zu ihrem Kinde sagt: „Wenn Du nach dem Zähneputzen noch im Bette regelmäßig Schokolade ißt, wirst Du ein schlimmes Zahnweh bekommen und mußt gar zum Zahnarzt.“ Hier klärt die Mutter ihr Kind auf über eine dem Fehlverhalten immanente Folge. Auch wenn die Mutter das dem Kinde nicht gesagt hätte, träte diese Folge des nächtlichen Naschens ein.Jeder vernünftige Mensch kann die Folgen dieses falschen Verhaltens selbst erkennen. Das soll so nun für jede Sünde gelten,daß jedes Fehlverhalten den Sünder selbst schade.Als ein Anschauungsbeispiel hierfür kann ein betrügerischer Gebrauchtwagenhändler dienen: Er verkauft eine zeitlang seine Wägen überteuert und von schlechter Qualität. Aber nach einiger Zeit spricht sich das herum,sodaß niemand mehr von ihm einen Gebrauchtwagen kauft. Somit hat dieser Gebrauchtwagenhändler, indem er seine Kunden betrügt, am Ende sich selbst ruiniert.

Der Gott des Deismus habe also seiner perfekt geordneten Welt eine solche Ordnung eingeschrieben, daß jeder Vernünftige erkennen könne, wie er zu leben habe, denn wenn er falsch handle, also sündige, würde er schlußendlich sich selbst immer damit schaden. Gott selbst wirke also in keinster Weise mehr in das Weltgeschehen ein, weil das bei einer perfekten Uhr, so habe Gott ja die ganze Welt erschaffen und programmiert, überflüssig sei. Jede gute Tat belohne seinen Hervorbringer, wie jede schlechte seinem Hervorbringer schaden würde, nur daß dies immanente Belohnen und Bestrafen manchmal sich nicht direkt nach der Tat einstellen würde.

Weder die hl.Schrift noch die Lehre der Kirche kennen einen solchen Gott, der ruhend sich aufs Zuschauen beschränkt,er ist eben ein pures Phantasieprodukt der Theologie im Geiste der Aufklärung. Gott macht sich dabei selbst völlig überflüssig, da nachdem er die Welt erschaffen und perfekt programmiert hatte, er nur noch schläft. Ein besonderes Anliegen des Deismus ist dabei aber auch die Überflüssigmachung der Kirche, denn nun reicht die Vernunft des Menschen aus, zu erkennen, wie er zu leben habe. 

Es geht auch vulgärer: In die Aussage: "Gott ist die Liebe" 1.Joh 4,16 wird ein Nur hineingeschummelt und dann geschlußfolgert, daß von ihm kein Richten zu prädikatieren sei, da die Liebe ein Richten ausschlösse.Nur Gott ist eben nicht nur die Liebe.





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