Samstag, 1. März 2025

Eingestreute Fragmente zur Gotteserkenntnis Teil 3

 

Eingestreute Fragmente zur Gotteserkenntnis Teil 3


Ein kleines Vorwort: Für Thomas von Aquin und mit ihm für die ganze traditionelle Theologie galt,daß ihr Gegenstand Gott und dann alles ist in seiner Bezogenheit auf Gott. Wenn nun dieser Gegenstand substituiert wird durch den Menschen in seiner Würdigkeit, die er zwar Gott verdanke, der dann aber in das Zentrum der Theologie rückt, dann ruiniert das nicht nur die Theologie sondern auch die Kirche.  

Eine Fußballmannschaft besteht aus 11 Personen, 11 Fußballspielern, aber die Mannschaft ist selbst nun nicht 1 Fußballspieler, aber sie ist die Einheit der Elf. Ist da eine Ähnlichkeit wahrnehmbar zu der Aussage, daß Gott Einer ist, aber aus 3 Personen ist, ohne daß diese Einheit selbst wiederum 1 Person wäre? Das Einssein ist nun auf das Gottsein jeder der drei Personen, ontologisch zu beziehen und auf die Willenseinheit, ethisch. Könnte dann auch gesagt werden: Eine Gottheit in 3 Personen, da diese Einheit nicht selbst wieder eine Person ist?


Gott sei als vollkommene Selbstgenügsamkeit zu denken, lautet einer der Kernlehren der klassischen Gotteslehre, nicht nur bei Thomas von Aquin. Diese Selbstgenügsamkeit müßte nun trinitätstheologisch expliziert werden, denn diese Lehre meint nicht, daß Gott als Vater sich selbst genüge und dann noch den Sohn und mit ihm den Heiligen Geist gezeugt hätte, obgleich er als Vater sich schon völlig genügt hätte. Er soll ja notwendig als Dreieiniger zu denken sei, nur daß er die Welt erschaffen habe, sei ein nichtnotwendiger Akt Gottes.

Erlaubt so eine fast autistisch anmutende Selbstgenügsamkeit des Dreieinen aber, Gottes Beziehung zu anderem als sich selbst als etwas Gott Wesentlichem zu denken? Wenn aber Gottes Beziehung zu seiner Schöpfung im unwesentlich ist, kann sie dann wirklich seiner Schöpfung wesentlich sein, oder ist das dann bloß eine Behauptung? Könnte nicht im Sinne der Lehre von der analogia entis geurteilt werden, daß wenn zum Leben ein Sichbeziehen zu anderem konstitutiv ist, daß das dann auch zum Leben Gottes gehören müßte?


Wenn Gott im Sinne Platons das Gute ist, dann kann das Gute nur sein als seine Negation des Nichtguten, wäre diese Negation nicht, wäre er auch nicht das Gute. Wenn aber das Gute die Idee des Guten in Gottes Denken ist, dann ist zwar diese Idee unwandelbar, ewig, aber Gott als der Hervorbringer der Ordnung des Guten als der Negation dessen, was nicht sein soll, ist selbst dann nicht unveränderlich, da er etwas von ihm Verschiedenes kontingent gesetzt hat als das, was sein soll, sodaß er das, was nicht sein soll, nur als eine Möglichkeit seiend, nicht realisierte. Das Vermögen, etwas zu wollen und etwas Mögliche nicht zu wollen, impliziert ja in Gott selbst einen Wandel vom Möglichem zum Realisierten, wobei, indem etwas realisiert wird, etwas anderes als pure Möglichkeit Gottes bleibt. Es könnte vergleichbar sein einem absolutistisch regierenden König, der eine Verfassung beschließt, aber selbst nicht sich ihr unterordnet. Die möglichen nicht realisierten Verfassungen bleiben als nichtrealisierte und auch das Nichts, aus dem alles erschaffen wurde als der Hintergrund jeder gesetzten Ordnung.

Platons Lehre, daß Gott das Gute sei, die Idee des Guten, entspringt ja der Kritik dieses Philosophen an den religiösen Göttergeschichten seiner Zeit, daß gerade auch die Götter unmoralisch handelten: Wie sollten die Bürger zu einem sittlichen Lebenswandel bewegt werden, wenn nicht einmal die Götter so lebten? „Was den Göttern erlaubt ist, ist lange noch nicht den Menschen erlaubt!“- das sollte die Bürger davon abhalten, gerade die religiösen Göttererzählungen zur Entschuldigung ihres unsittlichen Lebenswandels zu mißbrauchen. Diese philosophische Gotteslehre Platons ist somit eine Kritik der religiösen Erzählungen von den Göttern Griechenlandes.

Nur, wer beweist, daß die Philosophie wahrer von Gott denkt als die Religion es von den Göttern, von Gott erzählt?

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