Samstag, 29. März 2025

Was nicht in der hl.Schrift stehen dürfte und darum wegexegetisiert werden muß

 

Was nicht in der hl.Schrift stehen dürfte und darum wegexegetisiert werden muß

Auch nur der oberflächlichste Bibelleser kann es nicht vermeiden, auf Bibeltexte zu stoßen,die er nicht lesen und schon gar nicht als wahr akzeptieren möchte. Wer behauptet, die christliche Religion wäre ein Produkt unseres Wunschdenkens, der dürfte wohl nie in seinem Leben die Bibel wirklich gelesen haben. Die hl.Schrift mutet uns allerhand zu, tritt sie uns doch mit dem Anspruch entgegen, wahr zu sein und nicht nur ein Angebotssortiment zu sein, aus dem wir Leser uns das uns Wohlgefällige aussuchen dürfen, um daraus dann wie in einem Verbrauchermarkt wir unseren Einkaufswagen füllen, unseren Privatglauben zusammenmixen.

Es steht geschrieben: Gott spricht zu den Leviten, dem Priesterstamm Israels: „So spricht der Herr,der Gott Israels:Jeder gürte sein Schwert an seine Lenden, und gehet hin und her,von Thor zu Thor mitten durch das Lager,und ein jeder tödte seinen Bruder,Freund, und Nöchsten.Das thaten die Söhne Levis nach dem Worte Mosis, und es fielen an diesem Tage bei dreiundzwangitausend Mann.“ 1(2.Mose 32,27f)

Mose weilte auf dem Berge Sinai, um da von Gott die Gebote Gottes zu empfangen und das Volk wurde unruhig: Was ist mit Mose, daß er nicht mehr zurückkommt zu uns? Und was ist mit dem Gott, der uns aus dem Sklavenhaus Ägyptens herausführte, den wir doch verehren möchten? Das Volk fand eine Lösung: Lasset uns ein Götzenbild erschaffen für die Götter, die uns aus Ägypten befreit haben. Sie hatten Mose vergessen, der ihnen den Gott, der sie befreien wolle, bekannt gemacht hatte, den Gott, wie er sich im brennenden Dornbusch bekannt gemacht hatte. Sie erfanden sich selbst Götter, denen sie meinten, ihre Befreiung zu verdanken haben. Sie erschufen das „Goldene Kalb“.Ihm opferten sie und feierten dann ein Befreiungsfest. (2.Mose 32,4-6)

Und wie reagiert der Gott, der wirklich sein Volk aus Ägypten befreit hat: Er beauftragt Mose, den Leviten den Auftrag zu geben, diese Sünde zu bestrafen: Mit dem Schwert ziehen sie los und töten – nach der Vulgata- 23.000 des jüdischen Volkes. Das ist Gottes Strafgericht über diese Sünde.

Die rabiateste Lösung für diesen Text und aller sonstigen so arg anstößigen des Alten Testamentes offeriert uns Marcion mit seiner These, daß der Gott Jesu Christi nicht der Gott des Alten Testamentes sei. Für uns Christen existiere nur der Gott Jesu, der Gott des Alten Testamentes sei in Wahrheit ein Daimon2. Es geht auch gemäßigter: Im Alten Testament läge noch ein verworrenes Gottesverständnis vor, erst Jesus habe uns ein eindeutiges vermittelt, daß Gott nur der uns alle liebende Gott sei, der der Humanität. Nur vermittelt das AT nicht von Menschen produzierte Gottesbilder, dem wir dann das durch Jesu offenbarte gegenüberstellen dürften! Außerdem ist die naive Blauäugigkeit dieses Umganges mit der hl.Schrift zu offensichtlich: Wahr ist nur das, was mir gefällt!

Wer nun aber trotzdem auf diese Unterscheidung insistiert, der Gott des Alten Bundes als ein zürnender und rächender und der Gott Jesu, der nur der liebende sei, der muß sich durch die Johannesoffenbarung eines besseren belehren lassen, denn da müssen wir lesen: „Ein Drittel der Menschen wurde durch diese drei Plagen getötet, durch Feuer,Rauch und Schwefel, die aus ihren Mäulern hervorkamen.“ (9,18). Die Rachengel Gottes werden dies Gericht über die Menschheit vollziehen, prophezeit uns dieser Bibeltext. Angesichts solcher Aussagen verwundert es nicht, daß die Johannesoffenbarung das mißachteste Buch der ganzen Bibel ist3: So einen Gott wollen wir nicht. Er hat sich nach unseren Wünschen zu richten, sonst wollen wir ihn nicht.

Wie viel theologischen Aufwand betreibt nun die wissenschaftliche Theologie, um all dies so Anstößige und Inakzeptable zu beseitigen! Aber das Anliegen dieser Art von Wissenschaft ist nicht das Suchen nach Wahrheit sondern die Umformung der christlichen Religion in eine für uns angenehme Süßspeise, eine konsumentenfreudige als wäre die Theologie eine Unterabteilung des Marketings, der Kunst des kundenzentrierten Verkaufens. 

1.Zusatz:

Ohne eine Lehre von Gottes Zorn und Gericht über die Sünde ist der Kreuzestod Jesu Christi aber unbegreifbar, Vgl hierzu: Anselm von Canterbury 

2.Zusatz

Völlig abwegig ist nun die Behauptung, Gottes Wille widerspräche die Todesstrafe. Er selbst ordnet sie hier an. Leider versteigt sich Papst Franziskus zu dieser Meinung, die aber klar der hl.Schrift und der Lehre der Kirche widerspricht.



1Der Jesuit A.Arndt kommentiert in seiner Vulgataausgabe die Zahl 23.000 wie folgt:Im hebräischen Text hieße es 3000 Mann, die Vulgata habe sich hier wohl verschrieben. Wenigstens nicht 23.000 sondern „nur“ 3000. Der Jesuit verdrängt dabei aber, daß für uns Katholiken der Vulgatatext maßgebend ist, zumal exegetisch gar nicht sicher ist, ob der hebräische Text, so wie er jetzt rekonstruiert vorliegt, wirklich der ursprüngliche ist.

2Nach meiner Erfahrung erfreut sich diese These auch heute noch einiger Beliebtheit etwa in dem Narrativ, daß die „Amtskirche“die Gläubigen betrüge, indem sie lehre, der Gott des Alten Testamentes sei der Jesu! Der Gott des AT sei aber so „schrecklich“, er könne nicht identisch sein mit dem Gott Jesu .

3Die beliebteste Version der Entwertung der Johannesoffenbarung ist, den Text nicht zu lesen als einen, der den Anspruch erhebt, uns das Zukünftige zu offenbaren und zwar das Endgeschehen, sondern als einen, der wohl im 2.Jahrhundert produziert, uns nur einen Einblick in die zeitgeschichtlich bedingten Zukunftsvorstellungen der damaligen Christen gewährt.

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