Donnerstag, 20. März 2025

Wider eine Engführung der christlichen Religion im Geiste des Personalismus – oder steht die Person Jesus im Zentrum des Glaubens?

 

Wider eine Engführung der christlichen Religion im Geiste des Personalismus – oder steht die Person Jesus im Zentrum des Glaubens?


Was würde man antworten auf die Behauptung, daß das Zentrum etwa der englischen Kriminalfilmserie: „Inspector Barnaby “ die Persönlichkeit dieses Kommissares sei wie auch in der Erfolgsserie: „Columbo“ die Persönlichkeit des Schauspielers Peter Falk, der so wunderbar den Kommissar „Columbo“ spiele, das Wesentliche diese Serie ausmache? Es müßte doch erwidert werden, daß der Rahmen des Kriminalfilmes, daß da anfänglich ein Mord geschehen ist und daß dieser dann von einem Polizeibeamten gelöst wird, wobei die Spannung in der Frage besteht: Wie wird der Polizeibeamte wen als den Mörder überführen? In diesem vorgegebenen Rahmen agieren dann auch der Inspector „Barnaby“ oder sein amerikanische Kollege „Colombo“.

Könnte man nun diesen zwei Akteuren gerecht werden, abstrahierte man völlig von dieser Rahmung um sich auf die Charakteristik dieser zwei Personen zu kaprizieren? So würde von ihrem Beruf abgesehen und sie würden nur noch als Privatpersonen thematisiert werden und so völlig verfehlt, agieren sie doch in diesen Serien nicht als Privatmenschen sondern als Polizeibeamte.

Das gilt ähnlich auch für die Person Jesus von Nazareth, der in dem Neuen Testament als der Messias, der Christus, der Erlöser agiert und nicht einfach als eine Privatperson mit einer irgendwie besonderen Persönlichkeit ausstaffiert.

Was ist denn nun der Rahmen, in der dieser Jesus Christus agiert? Der Philosoph Peter Sloterdijk präsentiert uns diesen metaphysischen Rahmen, der gerade auch die christliche Erlösungsreligion fundiert. Er bezeichnet das als das klassische Problem der Metaphysik und rekonstruiert dabei auch den Rahmen der christlichen Erlösungserzählung:


Wenn man die Eins an den Anfang stellt,ist man gezwungen, darüber nachzudenken,wie dieses Eine sich derart selbst zerteilen konnte,daß es aus sich den Übergang in die Zwei- oder Mehrzahl schaffte. Die klassische spekulative Metaphysik ist ein einziges Phantasieren über die Selbstzerreißung und Selbstbegattung des Einen, über seine Ur-Teilung oder Ur-Entzweiung und seine Wege zue Wiedervereinigung – hier liegt die Matrix der sogenannten Großen Erzählungen.“1 Mit dem Begriff der „Großen Erzählungen“ verweist Sloterdijk auf die Krisendiagnostik des Philosophen Lyotards, der von dem Glaubwürdigkeitsverlust der „Großen Erzählungen“ als dem Ausgangspunkt der Postmoderne spricht. Die großen Emanzipationserzählungen sind dabei säkularisierte Versionen der christlichen Erlösungserzählung des Falles und der Erlösung vom Menschen.In dem philosophischen Diskurs wird diese Erzählung nun in eine abstrakte Begrifflichkeit überführt, wobei dann Gott als das Absolute und Eine expliziert wird und von daher die Erlösungserzählung in ein philosophisches System überführt wird, am gediegensten in der Philosophie Hegels: Das Eine, das sich entzweit in eine Vielheit und dann in sich versöhnt wieder eins wird.

Der theologische Diskurs expliziert diese Rahmung in den Fragen: Warum ist nicht nur Gott sondern auch die Welt?2 Wie verlor der Mensch seine Gemeinschaft mit Gott, sodaß dieser Verlust der Anfang der Menschheitsgeschichte bildet und wie die verlorene Einheit wiederhergestellt wird durch das Erlösungswerk Jesu Christi, das er durch seine Kirche zur Vollendung führt? In dieser Rahmung kann erst das Erlösungswerk Jesu Christi begriffen werden und von daher auch die Person Jesus Christus in seiner ihr eigenen Berufung.

Dem personalistischen Denken ist das alles viel zu abstrakt,man polemisiert gegen ein solches Systemdenken, das angeblich dem Einzelereignis und der Individualität der Menschen nicht gerecht würde. Der Einzelne, die Persönlichkeit des Einzelnen würde so den Systemdenken geopfert. Dies Hohelied des Personalismus findet sich dann ausgehend von S. Kierkegaard und Max Stirner in den Texten der philosophischen Richtung des Personalismus, der dann gestärkt durch Papst Johannes Paul II in die Theologie implantiert wurde.

Aber dieses so sehr um die Konkretheit bemühte Denken verfehlt so den Menschen völlig, da er von seinem Sein als ein Gattungswesen und als Zoon Politicon völlig abstrahiert. Jesus von Nazarethh wird dabei auch als Person völlig verkannt, indem von seiner Aufgabe und Stellung in der Unheils- und Heilsgeschichte völlig abstrahiert wird.Der personalistisch gedeutete Jesus gliche einem Inspector Barnaby, dem man seines Berufes entkleidete, der keinen Mordfall mehr aufzuklären hätte sondern nur noch als ein Privatmensch betrachtet würde.


Lyotard stellt nun in seinem Essay über die Postmoderne die These eines Glaubwürdigkeitsverlustes aller Großerzähungen und damit auch der christlichen Unheils- und Heilsgeschichte auf. Damit erfaßt er auch die Grundlagenkrise der christlichen Religion. Die Große Erzählung zerfällt in der Postmoderne in fragmentarische Stücke, die so keine Lebens- und Überzeugungskraft mehr besitzen.Alle Elemente dieser Großerzählung erhalten ja ihre Bedeutung erst als Elemente dieser Erzähung.




1Peter Sloterdik, Hans-Jürgen Heinrichts, „Die Sonne und der Tod.“ 2001, S.147.

2Daß anderes als Gott ist, ist auch für das theologische Denken ein Problem: Begrenzt sich Gott durch die Setzung von anderem als sich selbst? Bindet er sich an von ihm selbst gesetzte Ordnungen, die der Wahrheit, des Guten und des Schönen, oder steht er souverän über diesen Ordnungen? Welche Bedeutung hat die Schöpfung für Gott selbst?

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