Dienstag, 11. März 2025

Um des Friedens willen auf die Erkenntnis Jesu Christi verzichten? Zur Selbstaufgabe der Kirche!

 

Um des Friedens willen auf die Erkenntnis Jesu Christi verzichten? Zur Selbstaufgabe der Kirche!



In dem „Communioartikel“: „Er wartet auf uns – warten wir noch auf ihn?, des Professors Tück vom 9.3.2025 heißt es zum Abschluß:

Martin Buber im Gespräch mit christlichen Theologen: "Wir warten alle auf den Messias. Sie glauben, er ist bereits gekommen, ist wieder gegangen und wird einst wiederkommen. Ich glaube, dass er bisher noch nicht gekommen ist, aber dass er irgendwann kommen wird. Deshalb mache ich Ihnen einen Vorschlag: Lassen Sie uns gemeinsam warten." Und um jede Form von triumphalistischer Rechthaberei auszuschließen, fügt Buber bei: "Wenn er dann kommen wird, fragen wir ihn einfach: Warst du schon einmal hier? Und dann hoffe ich, ganz nahe bei ihm zu stehen, um ihm ins Ohr zu flüstern: 'Antworte nicht'."

Hier offenbart sich uns die Grundlage des jüdisch – christlichen Dialoges: daß man die Frage, war und ist dieser Jesus von Nazareth der Messias oder nicht, offenläßt. Ja, es wird gar die Hoffnung ausgesprochen, daß wenn dann der Messias kommen wird am Ende der Menschheitsgeschichte, daß er uns nicht offenbaren wird, ob er identisch sei mit diesem Jesus von Nazareth oder auch nicht.

Offenkundig stimmt dieser Theologe diesem Ansinnen Martin Bubbers zu, daß wir Christen und die Juden gemeinsam auf die Erkenntnis des Messias verzichten sollten, damit der Dialog zwischen den Juden und den Christen nicht jetzt und dann auch nach dem Erscheinen des Messias nicht gestört wird. Die sokratische Tradition versteht den Dialog als das Medium zur Hervorbringung von Erkenntnissen, daß am Ende eines Dialoges etwas gewußt wird, was vorher noch nicht erkannt worden war. Dieser jüdisch – christliche Dialog soll dagegen die Erkenntnis der Wahrheit, ja gar ein gemeinsames Ringen um die Wahrheit als das Miteinander von Juden und Christen als Störenkönnendes ablehnen, ja es verurteilen, nach der Wahrheit zu fragen.

Kann radicaler der Intention der Offenbarung Gottes in Jesus Christus widersprochen werden? Zu Zeiten Jesu gab es die „Gottesfürchtigen“ und die „Prosyliten“, das waren Heiden, die sich dem Monotheismus der Juden anschlossen, aber sich nicht beschneiden ließen, sodaß sie keine Juden wurden. War der Bund Gottes seiner ursprünglichen Intention nach nur einer mit dem jüdischen Volke, so entstand der Glaube, daß auch Nichtjuden an Gottes Heil einen Anteil bekommen könnten, wenn sie sich vom Polytheismus abwendend Monotheisten würden und sittlich lebten. Man könnte sich das so visualisieren: Gott führt wie eine Lokomotive Menschen in den Himmel. Durch Mose und die Propheten ist das jüdische Volk in einem Ersteklassewagon an Gott angekoppelt und Heiden könnten dann in einem Zweiteklassewagon mit in den Himmel geführt werden, wenn sie sich zum Monotheismus bekehrten und sittlich anständig lebten. Sie bräuchten sich dann nicht eigens beschneiden zu lassen.

Das war der Stand der Dinge aus der jüdischen Sicht, bevor Gott Mensch wurde. In der jüdischen Religion konnte man daran festhalten oder doch die Erlösung als nur dem jüdischen Volke exclusiv geltend vertreten.Für die christliche Religion galt aber von Anfang an, daß es das Heil nur durch und in dem Glauben an Jesus als dem Messias geben kann. Das ist seit dem der Grund des Konfliktes zwischen der christlichen und der jüdischen Religion.

Der jüdisch-christliche Dialog will nun diesen Konflikt beseitigen, indem die christliche Religion sich völlig aufgibt, indem sie sich nun als die Prolongierung der „Gottesfürchtigen“ und „Prosyliten“ ver- steht (ver-stehen wie ver-kochen zu lesen!). Es hätte nämlich halt schon unabhängig von Jesus Christus auch für die Heiden eine Möglichkeit der Teilhabe am Heil gegeben, das eigentlich dem jüdischen Volke vorbehalten sei, wenn sie sich zum Monotheismus bekehrten und dann anständig lebten. Die Tendenz, die christliche Religion zu reduzieren auf den Glauben an einen Gott, der uns zu einer sittlichen Lebensführung aufruft, ist in der heutigen Zeit unverkennbar und kommt so diesem Anliegen des jüdisch – christlichen Dialoges entgegen. 

Der Verzicht auf die Erkenntnis der Wahrheit ist ein Spezificum des postmodernen Denkens, dem jede erkannte Wahrheit eine Gefährdung der Freiheit ist. 



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