Donnerstag, 13. Juni 2019

Christ sein heute- was macht das aus?

"Gott wird sich eine neue Wohnung suchen müssen"- so provokant formuliert es der Standpunkt-kommentar von katholisch de am 13.6. 2019. Der Anlaß, daß viele Kirchen in Bälde zugesperrt werden müssen, weil sie ob des Gläubigenmangels nicht mehr gebraucht werden. Das verleitet nun den Kommentar zu einer eigentümlichen Vorstellung, daß Gott, der im Laufe der Geschichte schon in so vielfältiger Weise unter den Menschen gelebt habe, sich nun eine neue Wohnung zu suchen hat: Gott ziehe aus der Kirche aus- nur wohin? Gott sei es gedankt, der Kommentar weiß, wo wir nun Gott finden können. Hier die vollständige Liste. 

"Er wird wohnen bei denen, die sich um seine Schöpfung sorgen.
Er wird wohnen bei denen, die Not sehen und helfen; bei denen, die ihn in den Armen und zur Flucht gezwungenen erkennen (Mt 25,31–46).
Er wird wohnen bei denen, die voll spiritueller Sehnsucht sind; bei denen, die ihn um seine Gegenwart bitten (Lk 11,13).
Er wird wohnen bei denen, die die Mühen religiöser Bildung tragen, den Religionslehrern; bei denen, die sich für Menschenwürde und Menschenrechte einsetzen, für staatliche Gewaltenteilung, Gerechtigkeit, Frieden und zivilgesellschaftliche Transparenz.
Er wird wohnen bei denen, die Kranke pflegen und Betrübte beraten; bei denen, die Tote geleiten und deren Angehörigen trösten.
Er wird wohnen bei Kindern und bei den Alten, bei den Einsamen und den Diskriminierten. Er wird wohnen bei denen, die sich lieben, die heiraten und eine Familie gründen.
Er wird wohnen bei denen, die sich um die Erziehung und das kulturelle Erbe sorgen und bei denen, denen die Suche nach Wahrheit nicht gleichgültig ist.
Pfingsten, das heißt: Er wird unser Gott sein, ein Gott, der – in welcher Form auch immer – in der Welt und unter den Menschen wohnen bleiben will. Unser Gott, der Zuflucht und Hoffnung ist."

Zuerst fällt ins Auge, daß der Autor dieses göttlichen Umzugsplanes, gar ein Theologieprofessor, so selbstverständlich die Orte der Realpräsenz Christi in der Welt mit keinem Wort erwähnt: die Eucharistiefeier und der Tabernakel. 
Dafür steht an erster Stelle der Mensch, der sich um die Schöpfung sorgt. Hätte man nun nicht von einem Theologieprofessor etwas kritische Distanz zu dieser Allerweltsphrase erwarten dürfen, denn a) ist Gott allein der, der die Welt erschaffen hat und das meint immer das ganze Universum, und nicht nur das Teilelelement des Planeten Erde, und b) Gott ist es auch allein, der seine ganze Schöpfung bewahrt, denn die Destruktionskraft des Menschen, so sehr er sich auch anstrengen möchte, reicht zur Gefährdung der Existenz der Schöpfung Gottes bei weitem nicht aus , noch kann er mit seinen Bewahrungskräften die Schöpfung erhalten. Aber diese Phrase kommt eben gut an.

Zum 2.Punkt: "Er wird wohnen bei denen, die Not sehen und helfen; bei denen, die ihn in den Armen und zur Flucht gezwungenen erkennen (Mt 25,31–46)." Hier stehen wir nun vor einem interpretatorischem Problem: Sind damit 2 Gruppen gemeint, die einen, die Not sehen und helfen und die anderen, die in "Flüchtlingen" Jesus Christus sehen, oder sollen die letzteren eine Konkretion darstellen? Ich neige dazu, es so zu deuten: Gott wohnt bei denen, die die Not anderer sehen und das sind jetzt insbsondere die, die sich für "Flüchtlinge" einsetzen. Damit sind einfach alle gemeint, die die Politik der offenen Grenzen für jedermann der Bundesregierung unterstützt. Einen arger Fehlgriff leistet sich dann der Kommentar, wenn er als Beleg dafür Mt 25,31-46 heranzieht, denn hier sagt Jesus Christus eindeutg: Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan." Selbstverständlich meint hier Jesus, wie auch sonst immer mit den Brüdern Mitchristen und nicht irgendwie alle Menschen! 
Also, Punkt 1 und 2 sind reine Huldigungen der politischen Korretheit mit ihrer Vorliebe für die Parole der Schöpfungsconservierung und der Ideologie des Multikulturalismus.   

Nun kommen die der spirituellen Sehnsucht. Durch die angeführte Lk-Stelle soll dabei der Eindruck erweckt werden, daß diese "Spiritualität" etwas mit dem Heiligen Geist zu tuen hätte. Aber unter "Spiritualiät" wird heute in der Regel ein außerkirchliche kirchendistanzierte Ausrichtung verstanden als Restbestand der einst recht lebendigen Esoterikbewegung. Der Hl. Geist wenigestens, der von dem göttlichen Vater und dem Sohn ausgeht, ist einer, der Menschen in die Kirche hineinführt zum wahren Glauben und nicht zu irgendeiner "Spiritualität"! 

Der 4.Punkt ist nun wieder komplizierter: "Er wird wohnen bei denen, die die Mühen religiöser Bildung tragen, den Religionslehrern; bei denen, die sich für Menschenwürde und Menschenrechte einsetzen, für staatliche Gewaltenteilung, Gerechtigkeit, Frieden und zivilgesellschaftliche Transparenz." Auch hier plädiere ich dafür, das "bei denen, die sich"als Explikation zu deuten: Religiöse Bildung ist also das Einsetzen für Menschenrechte und für die westliche Demokratie. Der Religionsunterricht ist so gesehen ein Staatsbürgerkundeunterricht und soll die Schüler zu einer positiven Einstellung zur demokratischen Staatsordnung verhelfen. Was früher da doch unter Religion verstanden wurde!

Und der Rest ist dann eine Prise caritativen Handelns, nur daß die Aussage über das Heiraten und Familiegründen von den Vorgaben der politischen Korrektheit abweicht. Da könnte die Homosexlobby protestieren. 

Gott verläßt seine Kirche, weil er nun bei den politisch Korrekten sein will- wo sollte er auch sonst sein!  Damit präsentiert dieser Kommentar aber auch in Kurzform, was heute eine christliche Existenz ausmache: Der Einsatz für die Schöpfungsconservierung und für Flüchtlinge und Asylanten, ein bißchen Spiritualität und die Bejahung der westlichen Demokratie als  die beste aller denkbaren Regierungsformen und bitte: caritativ leben. Und was hat das mit der christlichen Religion zu tuen? 
Aber dieses Konzept des Wohnungswechsels Gottes paßt genau zu der Umformungstendenz der Kirche in eine linkshumanitaristische NGO! 
  

  

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