"Ein Beispiel einer solchen Integration nach zivilisatorischen Kriterien liefert die neue,übernationale politische Organisation der Europäischen Union. Sie ist ein Muster der >regionalen Globalisierung<;innerhalb ihrer Grenzen sind Länder und Kulturkreise mit gemeinsamer Kultur und Geschichte und geteilten Werten eingeschlossen."Alexander Gugin, Die vierte politische Theorie, 2013, S.125.
Es muß schon sehr irritieren, daß ein so scharfsinniger Kritiker des Liberalismus, der jetzt vorherrschenden Ideologie der Postmoderne, so Gugin gerade dies Produkt dieser Ideologie so enthusiastisch feiert. Ist ihm denn gar nicht aufgefallen, daß die Europäische Union bis 1989 nur aus westeuropäischen Staaten bestand und daß diese Union in bewußter Konfrontation zu Osteuropa und Rußland gegründet worden ist? Seit dem es "Europa" gibt, steht auf der politischen Tagesordnung die Frage: Wer beherrscht es? Zwischen Frankreich, England und Spanien wurde dieser Konflikt primär ausgetragen, bis daß Deutschland unter Bismarck dann auch als Mitkonkurrent auftrat. Die Feindschaft gegen das Deutsche Reich entlud sich dann ja im 1.Weltkrieg.
1945 brachte nun eine neue Konfliktsituation: Westeuropa unter der Hegemonialmacht der USA stand dem Ostblock unter der Hegemonialmacht Rußland gegenüber. Das Ziel der Nato und der ihr subordinierten Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft war nun der Kampf gegen den Osten, defensiv aus Furcht vor dem kommunistischen Konzept einer Weltrevolution und offensiv als Wille zur Integration aller osteuropäischen Völker in Westeuropa unter Ausschluß Rußlands. Die "westeuropäische Kultur" sollte die dominierende Europas werden? Was ist denn nun aber diese westeuropäische Kultur anderes als die angelsächsische mit einem Übergewicht des Amerikanischen?
Gehörte nicht zur Erschaffung dieses Westeuropas zuvörderst die Umerziehung des Deutschen Volkes nach dem verlorenen Kriege, daß wir verwestlicht wurden?
Zudem: Es gab das christliche Abendland mit seiner Hochkultur, zu der aber auch Rußland gerade auch mit seiner besonderen christlichen Kultur gehörte, aber ist dies Abendland nicht spätestens seit dem Ende des 1.Weltkrieges im Untergang sich befindend? Ist das Konzept des "freien Westens" nicht schon ein postchristliches Konzept, in dem die Ideologie des Liberalismus das Christentum ins Abseits stellte?
Und nichtet nicht auch diese regionale Globalisierung die Eigenarten der Völker Europas, indem sie der Ideologie des Liberalismus, der Verwestlichung unterworfen werden? Deutschland sollte wenigstens als Westdeutschland seine kulturellle Eigenart verlieren, indem es verwestlicht wurde. "Nie wieder Deutschland" ist dann nur die fanatische Version der Bejahung der Entdeutschung und der Verwestlichung Deutschlands. In Ostdeutschland hat die dortige Befreiungsmacht nicht wie die westlichen ein Programm der Entdeutschung durchgeführt und so erklärt sich der größere Widersand in Ostdeutschland gegen die nun politisch gewollte Auflösung Deutschlands in ein Multikultieuropa.
Die gemeinsame Kultur, von der Gugin spricht, könnte so entweder die des christlichen Abendlandes sein, die ist aber faktisch schon untergegangen, oder er meint die Kultur des Liberalismus, die ab 1945 Westeuropa bestimmte. Aber das ist nicht einfach die gemeinsame Kultur der (westeuropäischen) Völker, sondern ist nur die Ideologie, die nach 1945 dort siegte, die dann aber auch die ganze bisherige Kultur des Abendlandes in ihrem Geiste neu interpretierte, und nur das dem Liberalismus Zuträgliche rezipierte.
Liberalismus ist der Glaube an den Primat der Ökonomie, daß der wahre Mensch der homo oeconomicus sei und daß alles, was ist, dazu bestimmt ist, Ware für den freien Markt zu sein.So schreibt es Dugin in diesem Buch selbst. Nur, was hat diese Ideologie mit der Kultur der Franzosen, Deutschen und Spanier gemein, wenn dann ist der Liberalismus doch nur die Kultur Englands. (vgl dazu: Oswald Spengler, Preußentum und Sozialismus)
Man kann sich jetzt zwar noch fragen: Wie viel vom christlichen Abendland ist in der liberalen Kultur Westeuropas noch lebendig, aber man kann nicht umhin, dann hinzufügen zu müssen, daß das Wenige nun auch nur noch im Modus des Absterbens lebt.
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