Mit dieser Aussage könnte Kardinal Marx conservative Kritiker verblüffen, hätte man da doch jetzt eher von diesem Kardinal eine zeitgeistkonforme Relativierung des Zölibates erwartet als Hinführung zur Amazonassynode, von der ja viele den ersten Schritt zur Beseitigung des so verabscheuten "Pflichtzölibates" erwarten. Nur, wenn die Äußerung genauer bedacht wird, fällt die Uneindeutigkeit dieser Aussage auf: Sie besagt nämlich gar nicht, daß der "Pflichtzölibat" bleiben wird, sie besagt nur, daß weiterhin der Zölibat ein wichtiges Zeugnis der Kirche sein wird. Das könnte auch meinen, daß es zukünftig neben verheirateten Priestern auch noch freiwillig zölibatär lebende geben wird, die so ein wichtiges Zeugnis der Kirche darstellen.
Aber, und nun wird diese Aussage erst recht bedeutsam, erklärt Kardinal Marx, für was den der gelebte Zölibat stehe. (Katholisch de am 8.6.2019): "Mit der Entscheidung zur Ehelosigkeit erklärten Priester ihre
Bereitschaft, allen Menschen zu dienen: >Der ehelose Mensch möchte das
Begehren in ihm zur Ruhe bringen und deutlich machen, dass er in
Beziehung zu allen Menschen schenken will, geben will<, so Marx weiter." Der Zölibat stehe also für die Dienstbereitschaft für alle Menschen. Das hieße dann doch, daß ein Verheirateter, weil er Frau und Kinder hat, nicht mehr seinen Dienst für alle ausrichten könnte, weil er an seine Familie gebunden sei. Nur, wenn der Dienst einer an allen ist, dann schlösse dieser Dienst keinen aus, denn dann wäre er keiner für alle mehr, also dürfte er den Dienst an der Familie bei einem Verheirateten einschließen.
Zudem: Kein Mensch kann allen Menschen dienen. Wer in München Pfarrer ist, kann nicht auch den Menschen in Berlin dienen.Daß nun kein Verheirateter den Dienst an den Menschen, für die er zuständig ist, etwa der Gastronom für alle seine Gäste und sein Personal, nicht vollständig erfüllen kann, weil er eine Familie hat, ist nun eine durch nichts verifizierbare Behauptung.
Aber wesentlicher als diese Ungereimtheit ist die Bestimmung des Priester- und Pfarrerberufes als Dienst an allen Menschen! Der Priester und der Pfarrer ist in erster Linie ein Diener Gottes- er dient ihm durch das Darbringen des Meßopfers, daß er Gott zur Ehre die hl.Messe liest.
Für Kardinal Marx ist das aber ganz anders. "Die Kirche ist nicht für sich selber da, sondern für die Menschen", so
der Kardinal wörtlich. Beim Dienst in der Nachfolge Jesu müsse sich der
Blick auf alle Menschen richten." Die Kirche ist für den Menschen dar, das ist das Kurzprogramm der Selbstsäkularisierung der Katholischen Kirche! Daß das Christentum eine Religion ist, daß die Kirche die Organisation dieser Religion ist, daß Gott sie erschaffen hat und bewahrt, damit in ihr die wahre Religion gelebt wird zur Ehre Gottes und zum Heile des Menschen, das unterschlägt dieser Säkularismus völlig. Er kennt nur noch Menschen, auf die sich die Kirche auszurichten hat und zwar auf alle. Wozu? Die Kirche legitimiert mich so als nützlich für Menschen in den Augen der postmodernen Gesellschaft, für die der Gott der christlichen Religion bedeutungslos geworden ist. Und so kann der Zölibat auch nur noch als legitim qualifiziert werden, wenn seine Nützlichkeit für den Menschendienst herausgestrichen wird und das reduziert sich dann faktisch auf die Behauptung, daß zölibatär Lebende eben keiner Doppelbelastung unter Familie und Beruf unterliegend besser den Berufsanforderungen gerecht werden können. So trivial ist die "Theologie" dieses Kardinals.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen