"Und der Tabernakel?,werden einige einwenden. Er dient der Aufbe-wahrung der Frucht des Altares."kann man bei Alfons Zimmer, "Kirchen werden um Altäre gebaut" Der Fels, Juni 2019, S.169 lesen. Der Tabernakel, das Begegnungszelt des Alten Bundes, der Ort, wo Gott seinen Namen wohnen läßt, daß er hier für uns gegenwärtig ist, der soll nur noch ein Aufbewahrungsort sein? "Das eigentliche Christus-Zeichen im Kirchenraum ist der Altar.Wenn wir uns vor dem Altar verneigen, verneigen wir uns vor Christus, der sein Leben für seine Freunde gab." (S.169).
Versuche man sich mal diese Szene zu imaginieren: Die Freundin kommt auf Besuch zu ihrem Freund, und der hat sich eine Photographie von ihr an die Wand gehängt, auf die er die ganze Zeit schaut, während sie anwesend ist. Absurd fürwahr. Aber für den Gläubigen soll der Altar das Christus-Zeichen oder Christus- Bild sein, während wir den Ort, wo er wirklich als wahrer Gott und Mensch nur als einen Aufbewahrungsort ansehen? Zudem, seit wann ist denn Jesus Christus die Frucht des Altares, die Frucht ist doch eher die Versöhnung Gottes durch das Opfer Jesu Christi!
Zudem: Wo bauten denn der religiöse Mensch Altäre? Da, wo ihm Gott erschienen ist, eine Theophanie geht so dem Bau des Altares in der Regel voraus, oder Gott hat explizit einen Ort erwählt,daß hier ihm die Opfer darzubringen sind, wie Jerusalem!
Weil Gott in seinen Kirchen wirklich gegenwärtig ist, das ewige Licht zeigt uns seine Realpräsenz an, versammelt sich die Gemeinde genau da. Nicht etwa gilt, wie im Protestantismus, daß die Kirchen leer, ohne Gott sind, und erst wenn sich die Gemeinde zum Gottesdienst versammelt, will er dann unter ihnen sein, weil sie sich in seinem Namen versammelt haben. Darum werden evangelische Kirchen ja außerhalb der Gottesdienszeiten zugesperrt, weil sie dann leer sind. Katholische Kirchen leben dagegen aus der Gegenwart des Sohnes Gottes in ihnen, ja hier wartet der Sohn Gottes täglich im Tabernakel auf seine Gläubigen zur Privataudienz.
Werden denn wirklich Kirchen "um Altäre gebaut"? Versammelt sich die Gemeinde wirklich um den Altar herum? In nachkonzilliaren Zeiten wurden oft leider die Nebenaltäre der Kirchen beseitigt, weil man nun einen Gefallen an der Konzelebration fand, aber wo immer es noch die Nebenaltäre gibt, zeigt es sich, daß nicht einfach die Altäre das Zentrum bilden können, weil es dafür zu viele gab. In den Barockkirchen ist die Problematik des Zentrumes so nicht nur ästhetisch sondern auch kulttheologisch am überzeugendsten gelöst: In dem Hochaltar ist der Tabernakel als Zentrum integriert und der Priester wendet sich hin zum Hochaltar, weil das der Ort der Präsenz des Göttlichen ist, dem die Kirche das Opfer darbringt. Zur Kommunion dagegen wendet sich der Priester zum Volke hin, steigt die Stufen zum Altar hinab, um den Gläubigen an der Kommuinonbank den Leib Christi und sein Blut zu reichen. Das Volk versammelt sich nicht zur hl. Kommunion um den Altar, denn die Kommunionbank ist der Ort des Empfangens der Kommunion.
Aber all dies hat die Liturgiereform verdunkekt, indem sie das Meßopfer und die Kommunion verprotestantisierte. Aber auch jetzt noch versammelt sich die Gemeinde nicht um den Altar sondern sie empfängt die Hostie von dem vor dem Altar stehenden Priester. Eine zweifache Kommunikationrichtung ist dabei zu beachten: Einerseits steht der Priester vor dem Altar und hinter ihm die Gemeinde und beide richten sich aus auf den Hochaltar, wo der Tabernakel ist, oder der Priester wendet sich zur Gemeinde, um nun der Gemeinde die Hostien auszuteilen. In beiden Fällen ist aber der Altar nicht das Zentrum sondern das Medium, durch das hin zu Gott kommuniziert wird, oder von woher dann die Hostien ausgeteilt werden.
Die um den Tisch des Herrn versammelte Gemeinde ist dagegen eine reformatorische Vorstellung, die ihr Zentrum in dem heiligen Essen hat,wo alle sich um den Speisetisch so versammeln. Erst wenn das hl. Essen den Opfercharakter der Messe verdrängt,wird der Abendmahlstisch zum Zentrum, um den sich die Kommunikanten versammeln, auch um den Gemeinschafts-charakters des gemeinsamen Essens zu unterstreichen.
Daß zum Altar das Opfer gehört, wie Zimmer dann energisch in diesem Aufsatz betont, ist unbedingt zuzustimmen, aber gerade weil dem so ist, werden Kirchen nicht um Altäre gebaut, sondern auf ihren Hauptaltar hin ausgerichtet.Der Altar ist, am besten kommt dies im Hochaltar zum Ausdruck, die Spitze der Kirche,auf die die ganze Kirche hin ausgerichtet ist. Ist dann noch der Tabernakel in den Hochaltar integriert, wird so deutlich, daß der Adressat des Altaropfers Gott selbst ist, denn nur ihm opfert die Kirche, dem Dreieinigen.
Wo dagegen diese Ausrichtung auf Gott fehlt, da wird dann aus dem Gottesdienst eine Gemeindefeier, in der die eigne Gemeinschaft nur noch zelebriert wird.
Zusatz:
Der Kreis (um den Altar herum) ist eine antikatholische Vorstellung und somit als Ordnungsprinzip des Innenraumes der Kirche inakzeptabel. Denn der Kreis bedeutet, daß jeder Gott gleich nah und gleich fern ist, sodaß es keiner hierarchischen Vermittelung bedarf, also keines Priesters. Das impliziert, daß das Zuglaubende so allgemeine Wahrheiten sind, daß eine Offenbarung in der Geschichte nicht braucht, die an nur bestimmte Menschen erging und von denen dann weitervermittelt wird.Kant hat das erfaßt und so jede Offenbarungswahrheit abgelehnt, da diese die Notwendigkeit einer Hierarchie aus sich heraussetze, eine Klerusherrschaft, die sich dann auch in der Gestaltung der Liturgie widerspiegele: ganz oben Gott, dann dazwischen der Priester und das Volk unten. Der Kreis soll dieses Offenbarungsverständnis in der Kirche überwinden mit der Parole, daß alle Gott gleich nahe seien und so sich jeder Vermittelungsdienst verböte- so die Zentralaussage der Rotte Korach, 4. Mose 16.
Aber all dies hat die Liturgiereform verdunkekt, indem sie das Meßopfer und die Kommunion verprotestantisierte. Aber auch jetzt noch versammelt sich die Gemeinde nicht um den Altar sondern sie empfängt die Hostie von dem vor dem Altar stehenden Priester. Eine zweifache Kommunikationrichtung ist dabei zu beachten: Einerseits steht der Priester vor dem Altar und hinter ihm die Gemeinde und beide richten sich aus auf den Hochaltar, wo der Tabernakel ist, oder der Priester wendet sich zur Gemeinde, um nun der Gemeinde die Hostien auszuteilen. In beiden Fällen ist aber der Altar nicht das Zentrum sondern das Medium, durch das hin zu Gott kommuniziert wird, oder von woher dann die Hostien ausgeteilt werden.
Die um den Tisch des Herrn versammelte Gemeinde ist dagegen eine reformatorische Vorstellung, die ihr Zentrum in dem heiligen Essen hat,wo alle sich um den Speisetisch so versammeln. Erst wenn das hl. Essen den Opfercharakter der Messe verdrängt,wird der Abendmahlstisch zum Zentrum, um den sich die Kommunikanten versammeln, auch um den Gemeinschafts-charakters des gemeinsamen Essens zu unterstreichen.
Daß zum Altar das Opfer gehört, wie Zimmer dann energisch in diesem Aufsatz betont, ist unbedingt zuzustimmen, aber gerade weil dem so ist, werden Kirchen nicht um Altäre gebaut, sondern auf ihren Hauptaltar hin ausgerichtet.Der Altar ist, am besten kommt dies im Hochaltar zum Ausdruck, die Spitze der Kirche,auf die die ganze Kirche hin ausgerichtet ist. Ist dann noch der Tabernakel in den Hochaltar integriert, wird so deutlich, daß der Adressat des Altaropfers Gott selbst ist, denn nur ihm opfert die Kirche, dem Dreieinigen.
Wo dagegen diese Ausrichtung auf Gott fehlt, da wird dann aus dem Gottesdienst eine Gemeindefeier, in der die eigne Gemeinschaft nur noch zelebriert wird.
Zusatz:
Der Kreis (um den Altar herum) ist eine antikatholische Vorstellung und somit als Ordnungsprinzip des Innenraumes der Kirche inakzeptabel. Denn der Kreis bedeutet, daß jeder Gott gleich nah und gleich fern ist, sodaß es keiner hierarchischen Vermittelung bedarf, also keines Priesters. Das impliziert, daß das Zuglaubende so allgemeine Wahrheiten sind, daß eine Offenbarung in der Geschichte nicht braucht, die an nur bestimmte Menschen erging und von denen dann weitervermittelt wird.Kant hat das erfaßt und so jede Offenbarungswahrheit abgelehnt, da diese die Notwendigkeit einer Hierarchie aus sich heraussetze, eine Klerusherrschaft, die sich dann auch in der Gestaltung der Liturgie widerspiegele: ganz oben Gott, dann dazwischen der Priester und das Volk unten. Der Kreis soll dieses Offenbarungsverständnis in der Kirche überwinden mit der Parole, daß alle Gott gleich nahe seien und so sich jeder Vermittelungsdienst verböte- so die Zentralaussage der Rotte Korach, 4. Mose 16.
Ein Hochaltar mit Mensa ist auch ein Altar. Nach Piepers These sind Kirchen um Altäre gebaut, um die heilige Handlung am Altar zu schützen.Bei allen alten Kirchen war das natürlich der Hochaltar. Der Altar steht zudem für das Messopfer am Altar. Erinnert sei auch an die symbolstarke Liturgie der Altarweihe als zentraale Handlung bei einer Kircchweihe.
AntwortenLöschenHier die Originaleinleitung meines Artikels:
Kirchen werden um Altäre gebaut.
Was ist eine Kirche? So fragt in einem Vortrag der Münsteraner Philosoph und bekennende Katholik Josef Pieper (+1997). Nach verschiedenen Erwägungen bringt er die Antwort auf den Punkt. Eine Kirche ist ein Schutzraum, ein Hegeraum für die heilige Handlung am Altar. Pieper zitiert auch einen evangelischen Theologen. Der sagt, dass Kirchenräume nicht um ein Buch herum gebaut worden sind, sondern immer um Altäre.
Die Antwort Piepers überraschte mich vor vielen Jahren. Damals hätte ich selber wohl versucht, die Kirche als Haus Gottes, als Haus des Gebetes der versammelten Gemeinde zu beschreiben. Piepers Antwort leuchtete mir jedoch sofort ein. Ich machte sie mir vollständig zu Eigen. Dass diese eindrücklichen drei „H“ des Hegeraums für die heilige Handlung am Altar auch noch gut klingen und leicht zu merken sind, ist ein unbeabsichtigter Nebeneffekt.....Alfons Zimmer