Montag, 11. November 2019

War Jesus ein Fundamentalist?

Jesus spricht zu ihm: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich. Joh 14,6. Diese Selbstaussage ist leider eindeutig. Nichtfundametalistisch hätte Jesus nur sagen dürfen: Ich bin einer von vielen Wegen zu Gott, dem Vater. Der Vater ist nur die Wahrheit, ich aber nur einer von vielen Wegen zu ihm und so nicht selbst die Wahrheit.
Jesu Selbstwahrnehmung, er sei die Wahrheit verunmöglicht ja jeden interreligiösen Dialog auf gleicher Augenhöhe, denn wäre das wahr, gäbe es eine Religion, die die wahre Gotteserkenntnis vermitteln kann, die christliche nämlich mit ihrem Zentrum, daß Jesus Christus die Wahrheit sei, sodaß alle anderen Religionen keine wahren Religionen sind, denn in ihnen ist kein Weg zum Vater. Niemand könne zu Gott kommen, der nicht den Weg Jesu Christi beschreite. 
Zum Einmaleins des interreligiösen Dialoges dagegen gehört die Vorausetzung, daß keine Religion im Besitze der Wahrheit sei, in keiner wird wirklich Gott erkannt, denn alle sind nur Suchbewegungen hin auf den einen Gott. Allerdings gilt auch, daß Gott, obzwar er in keiner Religion erkannt wird, doch soweit bekannt ist, daß ihm alle Religionen gleich wohlgefällig sind. Wie generiert sich nun der Wahrheitsgehalt dieser Aussage, wenn Gott doch der Unbekannte ist? Einfach. Das ist einfach eine Spielregel für diesen Dialog: Jeder habe davon auszugehen, daß Gott jede Religion gleichgültig sei, damit auf gleicher Augenhöhe miteinander dialogisiert werden kann. 
Denn, wenn eine Religion wahrer wäre als die anderen, dann würde diese Differenz eine missionarische Praxis evozieren, daß die Religion, die von sich glaubt, eine wahrere Erkenntnis Gottes zu haben, die anderen davon zu überzeugen habe, zu ihr zu konvertieren, um so der Wahrheit näher zu kommen. Da aber der interreligiöse Dialog jedes Missionieren ausschließen will, darf es unter den Dialogpartnern keinen geben, der von sich sagt, in dieser Religion sei die Gotteserkenntnis präsent oder auch nur wahrer als in den anderen.
Nur wenn alle Religionen sich solch eines Fundamentalismus enthalten, daß es eine erkannte Wahrheit und einen Weg zu ihr gäbe, daß die in ihr sei, ermöglicht diesen Dialog. Das heißt aber, daß Jesus als die Wahrheit und der eine Weg zum Vater aus diesem Dialog auszuschließen ist.  
Und das Ziel dieses  Dialoges? Es ist zu erahnen: Eine Einheitsreligion, in der alle Differenzen zwischen den monotheistischen Religionen als Nebensächlichkeiten abgetan werden, um die Gemeinsamkeit des Glaubens an Einen  Gott zu betonen.
Eugenio Scalfari, der atheistische Freund von Papst Franziskus legte ein neues Buch vor, das verdeutlicht, worum es ihm – mit Hilfe von Franziskus – geht. Das Buch „Il Dio unico e la società moderna“ (Der eine Gott und die moderne Gesellschaft, Einaudi, 2019) (Kath info 8.11.2019). Es ginge den Beiden genau um dies Ziel, das einer Einheitsreligion, die nur noch einen Gott kennt, der in allen Religionen gleichermaßen präsent sei. Nur wenn die Katholische Kirche sich so verstünde, passe sie in die Welt der Globalisierung. 
Dazu muß aber der Jesus Christus, der sich als die eine Wahrheit bekennt, überwunden werden. So erscheint es doch glaubwürdig, wenn dieser Papstfreund Scalfari aussagt, daß für den Papst Jesus nicht der Sohn Gottes sei sondern nur ein Mensch, auch wenn er ein außergewöhnlicher war. 
 

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